1672 - Ennox-Jagd
Ennox los ist. Ich will verdammt noch mal wissen, warum die Ennox diesen Planeten als ihre Heimat bezeichnen, obwohl sich kein einziger von ihnen hier blicken läßt. Ich will wissen, was die Projektion des Universums im Nachthimmel zu bedeuten hat. Ich will wissen, von wo aus dieses Modell projiziert wird, und ich will wissen, wie die Ennox so etwas schaffen konnten, obwohl es keinerlei Technik auf diesem Planeten gibt. Wir haben Fragen, Fragen und noch mal Fragen, und die Ennox sind nicht bereit, auch nur eine einzige davon zu beantworten. Das akzeptiere ich nicht länger. Ich will Antworten, und deshalb bleiben wir hier und machen weiter."
Danach standen die beiden Männer lange schweigend nebeneinander in der Dunkelheit.
Scricor spürte, daß dem Hanse-Chef die Entscheidung nicht leichtfiel, aber er war froh, daß Adams sie getroffen hatte und daß er Härte zeigte. Damit gab er nicht nur ihm, sondern den Besatzungen der QUEEN LIBERTY und der ANSON ARGYRIS eine Orientierungshilfe.
Jeder wußte nun, daß er mit vollem Einsatz weitermachen mußte und daß Homer G.
Adams ihm den Rücken stärkte. Darüber hinaus dachten fast alle wie er. Sie hatten die Geheimniskrämerei der Ennox satt.
Lange Minuten verstrichen, bis Scricor plötzlich sagte: „Ich habe das Gefühl, daß sich an dem Modell des Universums etwas verändert hat."
Adams richtete seine Blicke in den Nachthimmel; doch obwohl er ein fotografisches Gedächtnis hatte, konnte er keine Veränderung feststellen. „Ich kann es nicht präzisieren", fuhr der Chefwissenschaftler fort. „Wir sollten den Syntron befragen. Er muß die Aufnahmen vergleichen."
Der Halbmutant hatte ein Gespür für besondere Situationen. Es war wie der Instinkt des erfahrenen, alten Wolfs, der von einem Ereignis wußte, lange bevor es eingetreten war. „Veranlasse das", bat er. „Ich möchte das Resultat so schnell wie möglich."
Scricor ging in das Beiboot und kam kaum zwei Minuten später zurück. „Der Syntron informiert uns, sobald ein Ergebnis vorliegt", berichtete er.
Kaum hatte er ausgesprochen, als sich das Armbandkombigerät meldete. Er schaltete es ein und nahm damit Verbindung zum Syntron des Beibootes auf. „In der letzten Stunde ist tatsächlich eine Veränderung eingetreten", teilte das Gerät mit. „Bei sieben Objekten konnte ich anhand der Rotverschiebung Veränderungen nachweisen, die nicht dem allgemeinen Bild des Modells entsprechen. Es sind eindeutig Fehler in der Darstellung, die jedoch zur Zeit wieder rückgängig gemacht werden.
Dabei kann ich nicht feststellen, ob die Projektion tatsächlich manipuliert oder uns lediglich ein entsprechender optischer Eindruck vermittelt wird."
„Die Information genügt mir nicht", erwiderte der Chefwissenschaftler. „Ich will mathematisch exakte Daten."
„Die habe ich ermittelt", eröffnete ihm der Syntron. „Wertet man die Verschiebungen mathematisch aus, ergibt sich eine Zahlenkombination."
Er blendete die Kombinationen ein, so daß die beiden Männer sie von den winzigen Monitoren ihrer Geräte ablesen konnten. „Moment mal", sagte Scricor. „Wie sieht denn das aus?"
„Die Zahlen erinnern mich an Längen- und Breitengradangaben", bemerkte Adams. „Genau", stimmte der Wissenschaftler zu. „Darauf lassen sie sich reduzieren. Der Äquator von Mystery ist leicht ermittelt, das ist kein Problem. Die Frage ist nur, wo die Bezugsgröße für die Längengrade ist, falls es sich wirklich um definierte Längengrade handelt."
Adams wiegte voller Bedenken den Kopf. „Was soll das?" fragte er. „Geben uns die Ennox plötzlich einen Punkt auf ihrem Planeten an, den wir uns ansehen sollen? Oder stammt die Botschaft von jemand anderem, der uns einen entsprechenden Hinweis geben will?"
„Möglich ist natürlich, daß der Hinweis nicht für uns, sondern für jemand anderen bestimmt ist", versetzte Scricor. „Vielleicht hoffen die Ennox, daß uns nichts auffällt."
„Wir gehen dem nach", beschloß Adams. „Und dann werfen wir unsere vornehme Zurückhaltung über Bord. Im Augenblick ist niemand auf Mystery wichtiger als wir.
Deshalb beziehen wir die Angabe der Längengrade auf unseren augenblicklichen Standort und nehmen ihn als Bezugsgröße Null."
„Einverstanden", sagte Scricor. „Ich stelle ein Kommando zusammen, das sich an der Stelle umsieht, die uns das Modell angibt."
Homer G. Adams hob abwehrend die Hände. „Wir warten bis zum Morgengrauen", bestimmte der Chef der Kosmischen Hanse. „Und
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