1676 - Die Jenseits-Kutsche
sie nicht in dieser Welt. Also brauchen sie eine neue Bleibe, und da bietet sich die Welt der normalen Menschen an.«
Das traf zu. Aber für mich war es nach wie vor schwer zu akzeptieren.
»Du musst dir keine Sorgen wegen der Rückkehr machen, John. Wenn du dich umdrehst, steht hinter dir die Kutsche. Sie hat dich hergebracht, sie wird dich auch wieder zurückbringen.«
»Da bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Und warum?«
Nadine Berger lächelte. »Sie hat einmal dem Zauberer gehört. Aber das ist vorbei. Dennoch ist ihre Funktion die gleiche geblieben, seit ich sie in meinen Besitz gebracht habe.«
»He, sie gehört dir?«
»Ja.«
»Dann kann ich also einsteigen und wieder losfahren?«
»Nein, so einfach ist das nicht, John. Du kannst zwar in sie einsteigen, aber sie wird dir nicht gehorchen.«
»Und dir?«
Da Nadine lächelte, war mir klar, dass sie mich auf der Reise begleiten würde. Schon jetzt stellte ich mir die Gesichter der Conollys vor, wenn wir plötzlich bei ihnen auftauchten.
Aber so weit war es noch nicht. Ich konnte uns nur die Daumen drücken, dass alles klappte.
Dennoch konnte ich das Lächeln nicht unterdrücken. Ich sah wieder Land in diesem vertrackten Fall. Es hatte noch keine Toten oder Veränderten gegeben und meine Hoffnung war, dass es auch so blieb.
»Du willst also mit?«, fragte ich.
»Ja, ich muss mit.«
»Dann - dann - hast du mich also hergeholt?«
»Ja. Ich nahm ihnen die Kutsche ab. Es war eine günstige Gelegenheit. Ich wollte sie schwächen. Ob mir das gelungen ist, weiß ich allerdings nicht. Ich kann es nur hoffen.«
»Okay, dann steht einer Reise wohl nichts mehr im Wege. Und dich sehe ich wieder in der normalen Welt. Und dort kann dich fragen, ob du nicht für immer bei uns bleiben willst.«
»Nein, John, das nicht. Meine Zeit in deiner Welt ist vorbei. Ich habe sie als Filmschauspielerin erlebt, danach als Wölfin mit einer menschlichen Seele und auch den Augen eines Menschen, und ich durfte einen Jungen beschützen, der jetzt erwachsen geworden ist und seinen Weg allein gehen muss.«
»Ja, das verstehe ich.« Nach der Antwort zwinkerte ich ihr zu. »So ganz hat dich dein Beschützerinstinkt nicht verlassen.«
»Richtig, John. Man kann nicht aus seiner Haut.«
»Und ich bin froh, dass du Johnny Conolly nicht ganz aus deinem Schutz entlassen hast.«
»Aber nur, wie es mir die Möglichkeiten erlauben. Ich kann nicht immer an seiner Seite sein. Ein Schutzengel bin ich nicht, aber wir bleiben trotzdem irgendwie miteinander verbunden, weil wir in der Zeit des Zusammenseins einfach zu gleich geworden sind.«
Als ich Nadines Blick sah, der an mir vorbeiglitt, drehte ich mich um. Tatsächlich hatte die Kutsche auf mich gewartet oder jetzt auf uns. Wir mussten nur die Tür öffnen und einsteigen.
Ich tat dies an der linken, Nadine an der rechten Seite. Wir schlössen die Türen und saßen uns gegenüber.
Es war ein kaum zu beschreibendes Gefühl, das mich erfasst hatte. Irgendwie kaum es mir noch immer wie ein Traum vor und ich musste Nadine einfach anfassen, um zu wissen, dass es kein Traum war.
»Was ist los?«, fragte sie.
Ich lachte und schüttelte den Kopf. »Einfach nur so. Ich - ich - freue mich, dass wir uns wiedersehen.«
»Hattest du mich schon vergessen?«
»Nein.«
»Obwohl ja auch andere Frauen an deiner Seite sind. Nicht immer, aber hin und wieder.«
»Wen meinst du?«
Sie hob die rechte Hand und ließ mich gegen die Fläche schauen. »Ich denke nicht an die mir bekannten. Wie ich erfahren konnte, gibt es noch eine neue Person, die sich zu dem Team gesellt hat.«
Mein Gesicht bekam einen leicht säuerlichen Ausdruck. »Du meinst bestimmt Justine Cavallo?«
»Ja.«
Was sollte ich dazu sagen? Sollte ich ihr davon berichten, welche Probleme es mit ihr gegeben hatte? Dass ich Justine hatte loswerden wollen, es aber nicht geschafft hatte?
Und dass sie mir schon ein paar Mal das Leben gerettet hatte?
»Es ist schwer, Nadine, darauf etwas zu sagen.«
»Ich stelle fest, dass du darüber nicht glücklich bist.«
»So ist es. Und ich werde auch nie glücklich darüber sein, mit einer Blutsaugerin zusammenzuarbeiten. Manchmal stellt das Schicksal schon seltsame Weichen.«
»Ja, das musst du mir nicht sagen. Aber es ist dein Leben, und ich will mich nicht einmischen.«
Damit war für Nadine Berger das Thema erledigt. Wichtig war jetzt unsere Reise, die hoffentlich unter einem guten Stern stand.
Nadine schloss die Augen. Sie konzentrierte sich
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