1677 - Strippen für den Teufel
Den ursprünglichen Job bei einer privaten Post hatte sie verloren. Die Gründe kenne ich nicht, aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig.«
»Und wo strippte sie?«, fragte Suko. »In einer Bar oder einem Klub? Können Sie uns da einen Namen nennen?«
»Nein. Sie war nicht fest angestellt. Man konnte sie engagieren. Auch für private Feiern. So etwas gibt es ja. Da steigt dann plötzlich die Stripperin aus der übergroßen Torte und so weiter. Ich habe da nie zugeschaut, aber Susan hat es wohl Spaß gemacht. Sie hat immer davon gesprochen, mit welch großen Augen die Gäste sie dann angestiert haben. Anfassen war verboten, es zählte nur die Show. Aber sie ist auch für Klubs engagiert worden und hat mal in irgendwelchen Bars ausgeholfen.«
»Und dann hat sie sich plötzlich verändert«, sagte ich.
»Ja, das hat sie.« Durch die Nase holte die Frau Luft. »Sie drehte durch, sie sprach vom Teufel. Sie litt unter einer schlimmen Angst. Sie hat sich sogar hier in der Wohnung in einer Ecke verkrochen.«
»Das klingt nach Verfolgung.«
Linda Adams nickte mir zu. »Sie liegen genau richtig, Mr Sinclair, das ist auch so gewesen.«
»Und wer hat sie verfolgt?«
»Es waren die Geister der Hölle, das hat sie mir einmal gesagt. Angetrieben durch den Teufel. Sie war der Meinung, ihn gesehen zu haben, und es war für mich einfach grauenhaft, so etwas zu hören. Sie ging nicht mehr aus dem Haus und ich habe dann die Polizei angerufen, weil ich mir anders nicht mehr zu helfen gewusst habe.«
»Das war wohl richtig.«
Die Frau schaute mich bittend an. »Können Sie beide uns denn wohl helfen?«
Ich wiegte den Kopf. »Das kann ich noch nicht sagen. Wichtig ist, dass wir mit Ihrer Tochter sprechen.«
»Das werden Sie gleich können. Und ich bin immer froh, wenn sie schläft.«
»Gut, dann schauen wir uns Susan doch mal an.«
»Bitte, kommen Sie mit.«
Wir ließen Mrs. Adams vorgehen. Sie führte uns zurück in den Flur und steuerte die Tür gegenüber an. Kurz davor blieb sie stehen, lauschte und schüttelte den Kopf. Dabei sagte sie mit leiser Stimme: »Es ist nichts zu hören. Ich denke, dass sie noch schläft.«
»Okay.«
Während Mrs. Adams die Tür leise öffnete, schauten Suko und ich uns an. Beide hoben wir die Schultern und sahen sehr gespannt aus.
Das Zimmer hinter der Tür war nicht hell. Es lag im Halbdunkel, weil ein Rollo recht weit nach unten hing und das Licht stark reduzierte.
Es war ein kleines Zimmer. Um das Bett zu erreichen, mussten wir nach links gehen. Dort stand es an der Wand und wir sahen eine Frau angezogen darauf liegen. Linda Adams ging zum Fenster. Sie zog das Rollo etwas mehr in die Höhe, damit wir eine bessere Sicht hatten.
Wir gaben keinen Kommentar ab und näherten uns dem Bett, wo eine junge blonde Frau auf dem Rücken lag und den Kopf leicht zur Seite gedreht hatte. Sie schlief. Deutlich hörten wir ihre tiefen Atemzüge. Wir sahen genauer hin und entdeckten im ersten Moment nichts Ungewöhnliches, bis wir uns tiefer über das Gesicht beugten und die roten Flecken auf der Gesichtshaut entdeckten. Mrs. Adams war zu uns getreten und stand fast am Fußende des Betts. Suko fragte sie:
»Können Sie uns etwas über die Flecken sagen, die sich auf ihrem Gesicht abzeichnen?«
»Ja, die sind neu.«
»Was heißt das?«
»Sie waren früher nicht da. Ich habe sie erst seit Kurzem gesehen, seit ihrer Veränderung.«
»Ah ja. Sie denken, dass es eine Folge dessen ist, was Ihre Tochter erlebt hat?«
»Genau, Mr Suko. Das sind nur die äußerlichen Anzeichen. Es gibt noch andere, innere, und ich denke, dass sie stärker sind. Wesentlich stärker, sage ich mal.«
»Wie macht sich das genau bemerkbar?«
»Sie dreht durch. Sie schreit. Sie verkriecht sich. Sie muss schreckliche Bilder sehen. Immer wieder erwähnt sie den Teufel, und ich weiß mir keinen Rat mehr.«
»Wir werden sehen«, sagte Suko. »Zunächst mal müssen wir sie wach bekommen.«
»Soll ich das übernehmen? Mich kennt Susan. Wenn sie plötzlich zwei Fremde sieht, wird sie sich erschrecken. Sind Sie damit einverstanden?«
Ich hatte nichts dagegen und auch Suko nickte.
»Gut, dann werde ich es versuchen.«
Wir traten zur Seite, um der Frau Platz zu machen. Nahe der Tür blieben wir stehen und hatten einen guten Blick auf das Bett.
Die Mutter beugte sich in Kopf höhe über ihre Tochter. Mit leiser Stimme sprach sie Susan an. Was sie sagte, war für uns nicht zu verstehen, weil sie nur flüsterte. Ihr Mund befand
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