1682 - Das Blutschiff
überfallen wurden. Man trank ihr Blut und warf die Männer, ob tot oder lebendig, ins Wasser. Durch die Strömung sind sie dann an Land geschwemmt worden. So sehen die Fakten aus.«
Wir brauchten über die Halbvampire nicht länger nachzudenken. Damit hatten wir schon unsere Erfahrungen machen dürfen, und wir wussten deshalb, dass sie ungemein gefährlich waren.
»Wo ist es denn passiert?«, wollte ich wissen.
»Wie gesagt, an der Küste, im nördlichen Cornwall.« Sir James räusperte sich. »Das war kein normaler Fund, und deshalb hat man auch Scotland Yard eingeschaltet. Hinzu kommt, dass die vier Freunde in verschiedenen Städten gewohnt haben. Einer kam sogar aus London.«
»Was ist mit dem Schiff?«
Sir James sah mich stirnrunzelnd an. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, John. Es wurde nicht gefunden. Wir gehen davon aus, dass es von den Halbvampiren gekapert wurde und sie jetzt damit unterwegs sind. Wo, das steht in den Sternen.«
»Meinen Sie denn, dass sich die Kaperer weit vom Land entfernt haben?«
»Ich weiß es nicht.«
»Vorstellen kann ich es mir nicht«, sagte Suko. »Auf dem Meer finden sie keine Nahrung. Deshalb glaube ich, dass sie irgendwo an Land gegangen sind und möglicherweise dort ihre Zeichen gesetzt haben. Wir müssen also mit noch mehr Opfern rechnen.«
»Das steht leider zu befürchten«, gab uns der Chef recht. »Jedenfalls können wir die Dinge nicht auf sich beruhen lassen. Das Wissen, dass Mallmanns Erben wieder unterwegs sind, bereitet mir ziemliche Sorgen, und da bleibt nur eine Möglichkeit. Sie müssen so schnell wie möglich zum Ort des Geschehens und Jagd auf diese mörderischen Gestalten machen.«
Das war uns klar. Sir James sprach auch davon, dass die Zeit drängte, und deshalb sollte uns ein Hubschrauber zur Verfügung gestellt werden. »Und wo würde er landen?«
»Es gibt dort keine großen Städte, John, aber eine kommt schon infrage. Sie heißt Bude.«
Der Name sagte mir nichts. Ich drehte mein Gesicht Suko zu und sah, dass er abwinkte. Sir James erlaubte sich ein Lächeln. »Man muss den Ort auch nicht kennen. Aber es gibt genügend Touristen, die dort in den warmen Monaten auf den Campingplätzen in der Nähe Urlaub machen. Wenn ich da an die Halbvampire denke, wird mir übel. Da kann jeder Camper zu ihrer Beute werden.«
Das stimmte. Ich kam wieder auf die Fundstelle der vier Toten zu sprechen und wollte wissen, ob man sie in Bude gefunden hatte.
»Nein, etwas weiter südlich. Sie werden sich einen Wagen mieten und die Küste abfahren und dabei auf ihr Glück vertrauen müssen, dass Ihnen die Halbvampire dort begegnen. Die Sache mit dem Leihwagen ist geklärt. Die Kollegen in Bude haben sich darum gekümmert.«
»Dann ist alles okay«, sagte Suko und fragte: »Wann sollen wir starten?«
»Noch heute. Es ist alles vorbereitet. Der Hubschrauber steht auf dem Gelände einer Polizeikaserne bereit Sie müssen nur hinfahren. Der Pilot wartet bereits.«
Das war also geklärt. Sir James hatte wieder mal für eine perfekte Vorbereitung gesorgt. Da machte ihm so leicht keiner etwas vor.
Wir verabschiedeten uns und vergaßen das besorgte Gesicht unseres Chefs nicht.
»Was sagst du?«
Suko verzog das Gesicht.
»Es wurde fast Zeit, dass die Halbvampire mal wieder etwas von sich hören lassen. Leider geschieht das immer auf eine blutige Art und Weise.«
Da konnte ich beim besten Willen nicht widersprechen. Da wir öfter reisten, ohne uns groß vorbereiten zu können, standen im Büro immer gepackte Taschen bereit. Sie befanden sich in einem Schrank im Vorzimmer, in dem uns Glenda Perkins begrüßte.
»He, auch schon da?«
Sie funkelte mich an. »Das musst du gerade sagen. Wie oft kommst du zu spät!«
»War auch kein Vorwurf, sondern nur eine Frage.«
»Aha.«
Glenda trug an diesem schwülwarmen Tag ein weißes T-Shirt und ein dünnes blumiges Etwas darüber, das nur aus einem Hauch von Stoff bestand. Sie hatte sich für eine weiße Hose entschieden und erkundigte sich, ob ich meinen Kaffee noch nicht vermisst hatte.
»Nein.«
»Ach! Auf einmal?«
»Erstens ist es zu heiß, und zweites müssen wir so schnell wie möglich weg.«
»Und wohin?«
Es blieb uns noch Zeit, um sie einzuweihen. Das konnten wir riskieren, denn Glenda Perkins war eine absolut vertrauenswürdige Person, die jetzt gespannt zuhörte.
»He, sie sind wieder da?«
»Leider.«
»Und ihr wollt sofort los«, sagte sie nach einer kurzen Weile des Nachdenkens.
»Das hatten wir
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