1682 - Das Blutschiff
konnte durchaus der Anfang vom Ende sein, was er nicht hoffte.
Das Wohnhaus lag nicht weit entfernt. Von der Räucherei waren es nur ein paar Meter. Zwischen den Häusern parkten die beiden Transporter, die dafür sorgten, dass die Ware immer schnell und pünktlich zu den Kunden geliefert wurde. Vor ihm hätte das Licht einer Laterne die nahe Umgebung beleuchten müssen, was nicht der Fall war. Die Laterne gab kein Licht ab. Sie schien ausgeschaltet worden zu sein, was nicht der Fall war, denn als Mike in deren Nähe kam, da knirschte es unter seinen Sohlen, und dafür gab es nur eine Erklärung.
Er war in Glassplitter getreten, und die stammten von der zerbrochenen Kuppel. Jemand musste sie zielsicher mit einem Steinwurf zerstört haben. Es gefiel Mike Lester nicht. Überhaupt war alles anders geworden, obwohl es normal aussah. Etwas hatte von dieser Gegend Besitz ergriffen, und die Menschen konnten sich nicht dagegen wehren.
Es war möglich, dass die Tür zum Wohnhaus nicht geschlossen war. Obwohl sich die Familien in Ort gut kannten, war es für ihn nicht selbstverständlich, das Haus so mir nichts dir nichts zu betreten, und das noch mitten in der Nacht. Er dachte darüber nach, ob er schellen sollte, und war noch in seinen Gedanken vertieft, als es geschah.
Woher sie gekommen waren, wusste er nicht. Er spürte sie nur hinter sich und fuhr auf der Stelle herum.
Zwei Gesichter glotzten ihn an.
Fremde Gesichter, die er hier nie zuvor gesehen hatte. Ihm fielen die funkelnden Augen auf, und einen Moment später sah er den Stahl einer Waffe aufblitzen. Er sah nicht, worum es sich dabei handelte, bis er den scharfen Schmerz im rechten und im linken Oberschenkel spürte und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er brach auf der Stelle zusammen. Nicht mal einen Schrei stieß er aus. Aber er konnte noch hören, und was die Stimmen sagten, jagten ihm kalte Schauer über den Rücken.
»Blut - Blut - wir sind noch nicht satt…«
Dann sah er nichts mehr, denn vor seinen Augen tanzten plötzlich Schatten. Ob es die dunklen Körper waren oder ob er sich nur etwas einbildete, wusste er nicht. Zuletzt bekam er noch mit, dass sich Köpfe über seine beiden Beinwunden beugten, wobei wenig später das große Saugen und Schmatzen begann…
***
Die Antwort unseres Chefs hatte uns nicht eben fröhlicher werden lassen. Wir nahmen auf den beiden Stühlen Platz und sagten erst mal nichts, weil wir Sir James beobachteten, der seinen Kopf schüttelte und sich noch mal räusperte.
»Es hatte ja mal so kommen müssen«, sagte er mit leiser Stimme, »und jetzt ist es passiert.«
»Was, bitte, Sir.«
Er hob den Blick und schaute uns an, als wollte er uns auf diese besondere Erklärung vorbereiten.
»Es wurden Leichen gefunden. Allerdings nicht in irgendeiner Wohnung oder einem Haus, nein, sie wurden an die Küste geschwemmt, und sie sind nicht ertrunken.«
Ich fragte: »Hat man sie vorher schon getötet?«
»Ja, danach sieht es aus.«
Ich runzelte die Stirn und fragte: »Wieso ist das ein Fall für uns?«
»Die Leichen weisen bestimmte Merkmale auf.« Sir James runzelte die Stirn. »Zum einen sind es die Wunden gewesen, aber zum anderen stellten die Untersuchungen fest, dass diesen Leichen Blut fehlte. Nicht alles, aber schon ein großer Teil. Es ist ihnen entnommen worden.«
Jetzt sagten wir erst mal nichts. Ich glaubte fest daran, dass sich Sukos Gedanken in eine ähnliche Richtung bewegten wie die meinen und bekam es schon bald bestätigt, als mein Freund mit leiser Stimme fragte: »Könnte das auf die Halbvampire zutreffen, die Mallmanns Erbe angetreten haben?«
»Das befürchte ich!« Sie James zeigte ein fast verbittertes Gesicht. »Es wäre ja nicht ungewöhnlich. Wir wissen selbst, dass sie unterwegs sind. Sie brauchen Blut, die Brut ernährt sich davon, ohne dass die Opfer zu echten Vampiren werden. Sie sterben oder überleben sogar, wenn sie Glück haben. Die an Land geschwemmten Männer haben es leider nicht überlebt.«
Suko fragte weiter: »Weiß man inzwischen, um wen es-sich bei ihnen handelt? Kennt man Namen?«
»Ja. Die Männer bildeten eine Freundesclique, die einmal im Jahr etwas Besonderes unternahm. In diesem Jahr war es eine Segeltour auf einem nostalgischen Schiff, das allerdings auch seetüchtig war. Sie fuhren damit hinaus auf das Meer, wollten aber in Küstennähe bleiben, das haben die Recherchen ergeben. Auf dem Wasser muss es dann passiert sein. Wir müssen davon ausgehen, dass sie
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