1682 - Das Blutschiff
darunter. Das wäre auch gar nicht möglich gewesen, denn zwischen dem Leder und der Haut passte kein Blatt Papier. Ein tiefer Ausschnitt kam auch noch hinzu, und ihre Brüste drückten voll dagegen.
Sie öffnete die linke hintere Tür. »Hi, Partner. Danke, dass ihr mich mitnehmen wollt.«
»Spar dir deinen Spott«, sagte ich.
Sie lachte und fragte dann: »Ihr braucht wohl Hilfe, wie?«
»Du kannst auch wieder aussteigen«, schlug ich vor. »Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Wir wollten dir nur einen Gefallen tun, weil du doch so scharf darauf bist, an Mallmanns Erbe heranzukommen und es zu vernichten.«
»Das bin ich tatsächlich. Und ich bin gespannt, was ihr euch ausgedacht habt.«
»Lass dich überraschen.«
»Muss ich ja wohl.«
Unsere Fahrt ging weiter. Das Ziel lag in London, man konnte es wie eine Insel innerhalb der Stadt betrachten. Militärisches Gelände, obwohl dort Polizisten ausgebildet wurden.
»Wollt ihr mir nicht sagen, wie es weitergeht?«
»Wir unternehmen einen kleinen Ausflug.«
»Aha. Und wohin?«
Ich drehte kurz den Kopf. »An die Westküste.«
»Sehr schön. Die Landschaft liebe ich. Hat man dort unsere Freunde gesehen?«
»Nicht direkt. Nur ihre Hinterlassenschaft.« Justine war wie wir der Meinung, dass die Toten auf unsere Freunde hindeutete.
»Was wisst ihr noch?«
»Sonst nichts.«
»Das ist schlecht. Zu wenig. Das heißt, wir müssen sie praktisch suchen.«
»Ja.«
»Gibt es denn noch weitere Zeugen?«
»Das wird sich herausstellen. Möglicherweise wissen die Kollegen in Bude mehr. Der Ort ist unser Ziel. Da sehen wir dann weiter.«
»Hoffentlich.«
Suko bog in eine Straße ein, an deren linker Seite sich bereits das abgezäunte Gelände befand, auf dem unser Hubschrauber wartete. Noch war er nicht zu sehen. Wir mussten erst vor bis zum Eingang und dort eine Kontrolle über uns ergehen lassen, obwohl wir angemeldet waren.
Dann waren wir durch. Ein höherer Beamter empfing uns, der uns zum Hubschrauber geleiten sollte. Unseren Wagen mussten wir zuvor abstellen. Einen Kommentar gab der Mann nicht ab, doch die Blicke, die er Justine Cavallo zuwarf, waren ziemlich anzüglich. Auch der Pilot bekam große Augen und grinste, als er die Vampirin anschaute. Dabei schüttelte er den Kopf.
»Sagen Sie lieber nichts«, riet ich ihm.
»Ja, ja, schon gut. Aber man darf sich doch wundern - oder?«
»Immer.«
Dann stiegen wir ein. Ich gab dem Piloten das Ziel noch mal durch. Er winkte ab und erklärte, dass es kein Problem wäre, bei diesem Wetter zu fliegen. »Kann nur etwas warm werden.«
»Wir werden es überstehen.«
In Bude sollten wir abgeholt werden. Sir James würde dafür sorgen. Im Moment interessierte uns nur der Flug. Justine musste sich hinter uns quetschen. Dort befand sich so etwas wie ein Notsitz. Sie tat es, ohne sich zu beschweren.
Dann hoben wir ab.
Mich überkam ein komisches Gefühl. Ich hatte den Eindruck, in ein grelles Licht zu fliegen, denn die heiße Sonne überstrahlte einfach alles. Dagegen gab es nur eine Maßnahme. Augen zu und durch und hoffen, dass die Zeit so schnell wie möglich verging…
***
Sie verging. Auch nicht schneller als sonst, und als der Pilot zur Landung ansetzte - unterwegs hatten wir einmal aufgetankt -, da sahen wir vor uns das Meer als eine riesige Fläche liegen, die von den Strahlen der Sonne beschienen wurde und die kleine Wellenkämme wie Spiegel gleißen ließ.
Das Gelände, auf dem der Hubschrauber niederging, war ein Sportplatz. Mit Rasen bedeckt und nicht mit Asche, es wirbelten keine Staubwolken in die Höhe. Es lief alles unkonventionell ab. Am Rand des Platzes stand ein Auto, neben dem ein Mann wartete, der eine dunkle Uniform trug. Unser Empfangschef, der seine Mütze festhielt, damit sie ihm nicht vom Kopf gewirbelt wurde. Wir bedankten uns bei unserem Piloten, der wieder den Rückflug antreten würde.
»Man hat nichts darüber gesagt, wann ich Sie abholen soll.«
»Das wird sich noch ergeben«, meinte Suko.
»Okay, dann viel Spaß.«
»Gleichfalls.«
Wir waren einer Sauna entkommen, aber wir konnten nicht ins kalte Becken springen. Dennoch empfanden wir es hier nahe der Küste kühler als im kochenden London. Dafür sorgte schon der Wind, der den Schweiß auf der Haut trocknete. Der Kollege am Wagen winkte uns zu und bekam wenig später große Augen, als er Justine Cavallo sah. So etwas wie sie war ihm wohl noch nie in seinem Leben begegnet..
Wir stellten uns vor und hörten auch seinen Namen.
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