1682 - Das Blutschiff
in den Nebel, der nicht so ruhig war, wie man annehmen konnte, und als ich noch genauer hinsah, da fiel mir der etwas dunklere Schatten auf.
»Ja, das sind sie!«, flüsterte ich.
Die Cavallo lachte leise. »Und ob sie das sind. Sie haben den gleichen Kurs eingeschlagen wie wir. Nur sind sie uns leider ein Stück voraus.«
»Das lässt sich ändern«, sagte ich, ließ die Vampirin stehen und ging zu Suko, der das Schiff noch nicht entdeckt hatte, weil er sich zur sehr auf das Steuern konzentrieren musste.
»Wir haben sie.«
»Wo?«, fragte Suko nur.
Ich zeigte es ihm.
Suko hatte gute Augen. Er musste nicht erst lange hinschauen, um das Objekt zu sehen. Es fuhr zwar auf dem Wasser, aber man hatte den Eindruck, dass es über den Wellen schwebte. Der Dunst war dabei, die Wirklichkeit zu verzerren. Jedenfalls war dieser Segler weiter vom Land entfernt als wir.
Und er blieb auf seinem Kurs. Es gab noch keinen Grund für ihn, nach Westen abzubiegen, und ich dachte daran, dass wir die Höhe des Campingplatzes noch nicht erreicht hatten. Sollte dieser Ort das Ziel des Seglers sein, wovon ich immer mehr ausging, hatte es keinen Sinn mehr, wenn wir uns zurückhielten. Darüber hatte ich mit Suko noch nicht gesprochen. Als er den Mund aufmachte, hörte ich, dass er die gleiche Idee hatte.
»Wir sollten schneller fahren und sie überholen. Dann können wir sie in Höhe des Campingplatzes erwarten.«
»Sicher doch.«
Suko sagte leise: »Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht durchziehen könnten.«
Er gab Gas. Ich hatte mich sicherheitshalber festgehalten, als mich der plötzliche Stoß erwischte. Der Bug des Boots hob sich an, aber Suko ging behutsam mit dem Gas um, sodass unser Boot nicht auf den Wellen tanzte.
Gischt spritze über uns und klatschte gegen die gebogene Scheibe. Ein großer Wischer putzte sie wieder weg.
Einen Vorteil hatten wir durch den Nebel. Er dämpfte einen Teil der Geräusche, und so war unser Bootsmotor nicht sofort zu hören.
Es war für uns wichtig, den Segler nicht mehr aus den Augen zu lassen. Langsam schoben wir uns näher, und es dauerte nicht lange, da befanden wir uns mit ihm auf gleicher Höhe. Das musste nicht so bleiben, und so schoben wir uns an diesem Schatten vorbei.
»Wo ist der Campingplatz?«, fragte die Cavallo.
Ich hob die Schultern. »Wenn mich nicht alles täuscht, müssten wir ihn gleich erreicht haben.«
»Du meinst, auf gleicher Höhe sein.«
»So ist es.«
»Ich ändere den Kurs«, sagte Suko.
Es hatte wirklich keinen Sinn mehr, wenn wir unsere Reise in südliche Richtung fortsetzten. Es war vor allen Dingen wichtig, eine Stelle zu finden, an der wir an Land gehen konnten.
Noch verschwamm alles.
Aber es gab auch Lücken im Nebel. Und wir sahen einige Lichter, die sich nicht auf dem Wasser befanden. Es war kein Leuchtturm, der seinen Strahl streute, sondern ein Blinken, das in einem gewissen Rhythmus an- und ausging.
»Das ist der Ort«, sagte Justine, die neben mir stand.
»Woher weißt du das?«
»So etwas fühlt man.«
Ich gab keinen weiteren Kommentar mehr ab. Wenn sie das sagte, war das okay. Wir kamen dem Ufer immer näher, das war trotz des Nebels zu sehen, der nie ruhig blieb und manchmal wabernde Kreise bildete.
Zudem lag ein Vorteil auf unserer Seite. Mit unserem Boot kamen wir näher an den Strand heran, der jetzt besser zu sehen war. Kein Sand begrüßte uns. Wir sahen Gras, Buschwerk, aber im Hintergrund malte sich etwas Höheres ab. Das konnten durchaus Wohnmobile oder Wohnwagen sein.
Und es gab einen weiteren Vorteil für uns. Bei diesem Wetter hielt sich kaum ein Mensch am Strand auf. Das mussten wir ausnutzen, um ungesehen festen Boden zu betreten.
Suko lenkte unser Boot und er war auch derjenige, der merkte, dass das Wasser flacher wurde. Er sah bereits, wie die Wellen in schaumigen Streifen ausliefen, stellte den Motor ab, sodass uns die anlaufenden Wellen an Land schoben und dann etwas unter dem Kiel kratzte.
Es war der mit Sand bedeckte Boden, auf dem sich das flache Boot festlief. Wir würden natürlich nasse Füße bekommen, aber daran dachte keiner. Wir gingen von Bord und zogen das Boot gemeinsam weiter auf den Strand, wo es nicht mehr zurück ins Wasser gezogen werden konnte. Danach suchten wir uns eine Deckung, die leicht zu finden war, denn das Buschwerk wuchs hoch genug.
Alles war anders gekommen. Ich hatte damit gerechnet, dass wir den Segler entern mussten. Im Moment wies nichts darauf hin. Darüber waren zumindest Suko
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