1682 - Das Blutschiff
und ich froh.
Der Campingplatz lag hinter uns. Keiner der Leute dort zeigte sich in unserer Nähe. Es war überhaupt sehr still in unserem Rücken. Es waren weder Stimmen noch Musik zu hören.
Die Wohnwagen standen etwas höher. Jetzt sahen wir auch einige Bäume, die sie beschützten. Ein paar Lichter kämpften gegen den Nebel an. Von dort drohte uns also keine Gefahr. Wir hatten Zeit und Muße, uns auf die Halbvampire zu konzentrieren, wobei im Moment nur deren Schiff wichtig war. Wir sahen es.
Im Nebel malte es sich als Schattenumriss ab, und wir mussten nicht noch mal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich nicht mehr von der Stelle bewegte.
»Ziel erreicht!«, sagte Suko.
Ich nickte. Justine lachte leise. »Jetzt bin ich mal gespannt, wie es weitergeht.«
»Das ist ganz einfach. Sie werden eine Abordnung an Land schicken, um sich Opfer zu holen. Sie brauchen Beute, sie brauchen das Blut, und da setzen sie alles ein.«
»Dann laufen sie uns genau in die Arme.«
»Das wollen wir hoffen.«
Noch sahen wir nichts Konkretes, aber es dauerte nicht lange, da fiel uns der Schatten dicht über der Wasserfläche im Nebel auf. Etwas bewegte sich dort und glitt auf das Ufer zu.
Jemand ruderte in einem Boot auf den Strand zu. Wir sahen es immer deutlicher. Dabei fiel uns auf, dass dieses Ruderboot nur mit zwei Personen besetzt war. Ein Problem gab es noch. Wie würden sich die Halbvampire verhalten, wenn sie unser Boot sahen? Würden sie es hinnehmen oder misstrauisch werden?
Wir konnten es nicht ändern und hatten das Glück, dass die beiden Halbvampire nicht dort an Land gingen, wo unser Motorboot lag. Einige Meter entfernt schabte der Kiel über den Sand. Zudem hatten die beiden Halbvampire etwas Besseres zu tun, als die Umgebung zu erkunden. Ihr Blick war nach vorn gerichtet, wo die Wohnwagen standen. Dort befand sich ihre Nahrung.
Wir hatten Zeit und konnten warten. Alles, was sie taten, spielte sich vor uns ab, denn wir waren diejenigen, die im Hintergrund lauerten und zuschlagen würden, bevor es zur Katastrophe kam.
Sie hatten das Boot an Land gezogen, dann gab es für sie kein Halten mehr. Sie liefen dem Ziel auf dem direkten Weg entgegen.
Und wir erwarteten sie. Sie hatten uns Zeit gelassen, unsere Positionen einzunehmen. Wir wollten auch nicht sofort zu dritt erscheinen, sondern alles nach und nach erledigen.
Die erste Person, die ihre Deckung verließ, war ich. Ich hatte mich hinter einem dürren Gestrüpp erhoben und ging ihnen entgegen.
Die Überraschung lag auf unserer Seite, Plötzlich blieben sie stehen und sie machten nicht den Eindruck, mich angreifen zu wollen. Sie mussten mich als Nebelfigur gesehen haben, aber ich blieb nicht länger stehen, sondern ging auf sie zu. Eine Waffe hatte ich nicht gezogen. Wir wollten nach Möglichkeit nicht schießen, und dass ich nichts in der Hand hielt, sahen auch die beiden Halbvampire. Sie trugen dunkle Kleidung, ihre Gesichter sahen blass aus und sie hatten ihre Überraschung sehr schnell überwunden.
»He, komm her!«
Ich tat ihnen den Gefallen, blieb aber schon nach zwei Schritten stehen. Die beiden waren sich sicher, was meine Person anging. Sie mussten davon ausgehen, dass ich jemand vom Campingplatz war. So hatten sie ein erstes Opfer vor sich.
»Bist du allein?«
»Ja…«
»Dann werden wir dich jetzt holen und auf unser Schiff bringen. Du wirst unser erstes Opfer sein.«
»Seid ihr sicher?«
»Klar!«
Es war so etwas wie das Startsignal für sie, denn sie liefen mir plötzlich entgegen. Darauf hatte ich nur gewartet. Die Zeit reichte aus, um für eine Überraschung zu sorgen. Ich hielt mein Kreuz in der rechten Faust versteckt. Genau im richtigen Moment hob ich den Arm und öffnete die Faust, wobei ich mein Kreuz festhielt und es ihnen präsentierte.
Ich wusste aus Erfahrung, dass es auch gegen Halbvampire erfolgreich war, und das wurde mir im nächsten Augenblick bestätigt. Die beiden Männer stoppten mitten im Lauf, rissen die Arme hoch und glitten ein Stück zurück. Es war der Moment, in dem sich auch Suko und die Cavallo zeigten. Auch sie verließen ihre Deckungen und tauchten in meiner Nähe auf wie Gespenster. Die Cavallo konnte nicht an sich halten. Mit höhnisch klingender Stimme fragte sie:
»Na, wollt ihr unser Blut…?«
***
Das war für die beiden die nächste Überraschung. Sie stießen Laute aus, die sich wie Flüche anhörten. Sie waren im Moment überfragt, wie sie sich verhalten sollten, und Justine Cavallo wollte
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