1682 - Das Blutschiff
ihre weiteren Reaktionen nicht abwarten. Sie musste selbst etwas tun. Sie näherte sich ihnen mit gleitenden Schritten und hatte dabei ihre Lippen so weit zurückgezogen, dass ihre Hauer zu sehen waren.
»Hallo, Freunde…«
Beide zogen ihre Waffen. Es waren Messer mit langen Klingen, die sie unter der Kleidung versteckt gehalten hatten. Sie wurden von ihnen normal gehalten und nicht so, als wollten sie die Messer auf uns schleudern.
Justine ließ sich nicht die Schau stehlen. Sie breitete ihre Arme aus, lachte dabei und sagte: »Ich bin das, was ihr nie werden könnt, weil ich euch nämlich killen werde. Ich hasse so halb fertige Typen wie euch. Ihr seid keine Menschen mehr, aber auch keine Wiedergänger. Ihr seid Zwitter, ihr habt euch zu sehr auf Will Mallmann verlassen, und jetzt seid ihr verlassen.«
Die beiden waren irritiert. Auf uns achteten sie nicht mehr, sodass ich einen Blick auf Suko werfen konnte, ohne Gefahr zu laufen, angegriffen zu werden. Mein Freund und Kollege hatte seine Dämonenpeitsche gezogen und die drei Riemen ausfahren lassen.
Justine tänzelte näher auf die beiden Halbvampire zu. Sie war in ihrem Element. Sie präsentierte ihre Zähne und zog die Aufmerksamkeit der Halbvampire voll und ganz auf sich.
»Ihr habt euch Nahrung holen wollen, nicht wahr? Ihr wolltet an das Blut der Menschen, aber ihr seid nicht fähig, es euch so zu holen, wie ich es tue.«
»Was willst du, verdammt?«
»Euch.«
Sie lachten.
»Euer Blut!«
Jetzt lachten sie nicht mehr. »Und eure Vernichtung«, fügte Justine noch hinzu und sprang mit einem weiten Satz den beiden entgegen.
Sie hob dabei vom Boden ab, was die Halbvampire irritierte. Sie wichen zurück, duckten sich und wollten ihre Arme mit den Messern ebenfalls hochreißen. Justine war zu schnell für sie. Noch schräg in der Luft liegend stieß sie zu. Und sie tat es mit beiden Füßen. Sie erwischte die Köpfe und die Schultern der Halbvampire und stieß sie in verschiedene Richtungen weg.
Einer taumelte in meine Richtung. Er sah mich nicht, weil er mit dem Rücken zu mir rückwärts stolperte. Wenig später aber bekam er mich zu spüren, denn da prallte er gegen mein Kreuz. Schon einmal hatte ich erlebt, wie das Kreuz einen Halbvampir vernichtete, das war in einem Zug gewesen, und hier am Strand wiederholte sich das Drama.
Selbst ich spürte die Wärme meines Talismans. Es war eine tödliche Kraft, die den Halbvampir erwischte. Ich drehte mich zur Seite, sodass er keinen Halt mehr hatte. Wenig später brach er zusammen, er landete auf dem recht weichen Boden, drehte sich auf den Rücken und glotzte mich an. Ich hielt das Kreuz über seinem Körper und er wedelte mit beiden Händen, während sich sein Gesicht veränderte. Es nahm eine leuchtend rote Farbe an, als würde er von innen her glühen. Auch das war mir nicht unbekannt. Er litt unter wahnsinnigen Schmerzen, die seine Gestalt regelrecht zerstörten. Sein Gesicht verlor die rote Farbe. Sie nahm jetzt einen grauen Ton an, der auch bestehen blieb, aber nicht dafür sorgte, dass dieser Halbvampir völlig zu Asche wurde.
Sein Körper blieb liegen, ohne zu zerfallen. Nur die alte graue Haut war geblieben und ich konnte sicher sein, dass er sich nichtmehr erhob.
Das war der eine. Es gab noch einen Zweiten. Um den hatte sich die Cavallo gekümmert. Sie saß auf dem Boden. Der Halbvampir lag so neben ihr, dass sie in dessen Gesicht schaute. Dabei sah ich ihren mit Blut verschmierten Mund und wusste, was passiert war. Sie hatte sich an seinem Blut satt getrunken. Jetzt lachte sie und stieß den Körper zur Seite. Dabei war auch ihre Waffe zu sehen, eine lange Nadel, mit der sie ihr Opfer anschließend getötet hatte, damit es nicht erwachte und als Blutsauger nach Menschenblut lechzte.
Sie war so. Ich wusste es. Suko wusste es auch, der diesmal nicht eingegriffen hatte. Auch wir mussten töten, was durch mich hier einmal mehr geschehen war. Wir mussten auch mit letzter Konsequenz vorgehen, und trotzdem stellte ich mich nicht mit dieser Person auf eine Stufe, und aus diesem Grund konnte ich die Cavallo auch nicht als echte Partnerin akzeptieren.
Sie leckte sich einige Tropfen von den Lippen, stand dann auf und schaute mich an. Sie schien meine Gedanken erraten zu haben und flüsterte: »Sag jetzt nichts, John, denn ich weiß, was du denkst. Hätte ich ihn am Leben lassen sollen? Er wäre irgendwann erwacht, und dann hätte ich dich sehen wollen.« Sie lachte scharf auf. »Dann hättest du ihn
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