1686 - Kugelfest und brandgefährlich
das können Sie nicht, Doktor. Was jetzt zu tun ist, das ist einzig und allein meine Sache. Ich werde mir die Person holen, die meinem Partner das angetan hat.«
»Rache?«
»Keine Rache. Es ist mein Job, Feinde unserer Gesellschaft zu jagen, und das werde ich tun, darauf können Sie sich verlassen. Ich weiß auch, wer es getan hat, und diese Person wird ab heute keine ruhige Minute mehr haben.«
Der Arzt blickte in Karinas Augen, er sah in ihnen einen Ausdruck, der nur eine Antwort zuließ.
»Ich glaube Ihnen.«
»Danke.«
Für Karina war der Besuch beendet. Kurze Zeit später hatte sie das Krankenhaus verlassen. Ihre Augen brannten, aber in ihrem Innern brannte es ebenfalls. Es war ein Feuer, das sich nicht so leicht löschen ließ und vor dem sich das Phantom vorsehen sollte …
***
Karina Grischin fuhr nicht in ihre gemeinsame Wohnung, sondern in das Büro, das in einem alten Gebäude lag. Es war schon zu Sowjetzeiten benutzt worden, aber jetzt herrschte ein anderer Geist zwischen den Mauern.
Sie hatte bewusst das Büro gewählt, um Zeit zum Nachdenken zu haben. Es war schwer für sie, nicht an ihren Partner zu denken. Sie musste sich zwingen, diese Gedanken zur Seite zu drängen, aber es ging jetzt darum, dieses Phantom zu stellen.
Karina dachte nach. Sie ging alles genau durch, was in der Nacht geschehen war. Besonders die Aktion, als plötzlich das Phantom aufgetaucht war. Schritt für Schritt holte sie sich die Szenen aus der Erinnerung. Da gab es etwas, das sie gewaltig störte. Und das hing mit der Schießerei zusammen.
Wladimir war getroffen worden. Aber nicht nur er allein. Auch die Killerin hatte es erwischt. Karina selbst hatte geschossen und auch getroffen.
Trotzdem war sie geflüchtet. Auch eine Schutzweste hätte sie nicht zur Flucht verleiten können. Etwas blieb immer zurück, aber diese Kugeln schienen von ihr abgeprallt zu sein.
ABGEPRALLT!
Plötzlich war der Begriff da, und er setzte sich in ihrem Kopf fest.
Das war kein Irrtum gewesen, sie hätte auch gegen eine Mauer schießen können, der Effekt wäre der gleiche gewesen. Aber warum waren die Geschosse abgeprallt?
Es gab nur eine Möglichkeit, und genau die flüsterte Karina vor sich hin.
»Dieses Weib ist kugelfest!«
Als ihr dieser fantastische Gedanke kam, lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, und sie spürte den kalten Schauer, der über ihren Körper rieselte.
Kugelfest!
Gab es das überhaupt?
Plötzlich musste sie lachen, obwohl ihr danach nicht zumute war. Das gab es nicht, kein Mensch war kugelfest. Zumindest kein normaler, aber das Phantom war auch nicht normal. Karina Grischin war erfahren genug, um einen bestimmten Gedanken zuzulassen. Es war durchaus möglich, dass sie es bei diesem Phantom nicht mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
Womit dann?
Die Lösung war simpel. Diese Frau, deren Namen sie nicht kannte und deren Gesicht ebenfalls nicht, konnte durchaus zu den Menschen gehören, die zwar äußerlich so aussahen, tatsächlich aber zu einer anderen Spezies gehörten.
Zu den Kreaturen der Finsternis. Den Dämonen oder den dämonischen Wesen, die von einer bestimmten Seite dazu gemacht worden waren. Wenn das zutraf, war es ein Fall für sie und auch für Wladimir, denn sie beide waren angetreten, um den Mächten der Finsternis, die es auch in diesem Land gab, den Kampf anzusagen. Diese Wesen kannten keine Ländergrenzen, sie setzten ihre grausamen Zeichen global, und da war es gut, wenn man Verbindungen und Freundschaften zu den Leuten pflegte, die woanders einem ähnlichen Job nachgingen.
Zum Beispiel John Sinclair.
Zwischen ihm, Karina und Wladimir hatte sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelt. Da unterstützte einer den anderen auf der Jagd nach den Mächten der Finsternis.
Da Wladimir leider ausgefallen war, musste sich Karina Grischin einen anderen Helfer suchen, der sie bestimmt unterstützen würde, und der so schnell wie möglich nach Moskau fliegen würde, wenn er hörte, was hier geschehen war.
»Also dann, John«, flüsterte Karina Grischin vor sich hin und griff zum Telefon …
***
Es war heiß, es war schwül, und es lag ein schwacher Brandgeruch in der Luft. Die Feuer hatten Moskau zwar noch nicht erreicht, aber weit entfernt waren sie auch nicht. Bei der Landung hatte ich die dunklen Wolken gesehen, die den Himmel eingefärbt hatten, und das war alles andere als erhebend gewesen.
In London lagen die heißen Tage hinter uns. Hier aber kam ich in eine Bruthölle,
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