1686 - Kugelfest und brandgefährlich
interessiert als an Karina Grischin und diesen Baulöwen. Also würde sie sich darauf konzentrieren, und sie wusste nicht, dass ich ihr auf den Fersen war. Auch ein Vorteil.
Bevor ich meinen Weg fortsetzte, lief ich zum Fenster und lehnte mich dort hinaus. Dabei drehte ich den Kopf, dass ich in die Höhe schauen konnte.
Ich hörte Stimmen, die mich von oben her erreichten. Warmer Wind fuhr gegen mein Gesicht und ich glaubte, den Brandgeruch auf der Zunge zu schmecken. Wenn die Brände nicht bald gelöscht wurden, würde die Stadt irgendwann eingenebelt sein.
Mein Blick fiel auf die Unterseite des Lastenaufzugs. Der Boden war aus stabilem Holz gefertigt, und ich beruhigte mich innerlich ein wenig, als ich die Stimmen hörte. Wer sich so normal unterhielt, der konnte nicht in Gefahr sein.
Dass sich Chandra zurückgezogen hatte, daran wollte ich nicht glauben. Irgendwo in diesem Rohbau steckte sie und wartete auf eine günstige Gelegenheit, um zuschlagen zu können.
Ich zog mich wieder zurück und stand gleich darauf vor dem Treppenabsatz, der mich nach oben bringen würde. Es waren nur wenige Stufen, die ich hinter mich lassen musste. Ich ging sie schnell, aber auch vorsichtig.
Chandra ließ sich nicht blicken. Nach wie vor blieb meine Umgebung menschenleer. Ich hätte auch einen anderen Weg nehmen können, und zwar über das außen angebrachte Gerüst, und dachte deshalb daran, weil die Killerin diesen Weg auch hätte wählen können. Es wäre kein Problem für sie gewesen, aus einem der Fenster zu klettern und das Gerüst zu betreten.
Unangefochten erreichte ich die vorletzte Etage. Dort sah es nicht anders aus als in den unteren auch. Nur die Stimmen hörte ich jetzt lauter. Ich konzentrierte mich darauf und versuchte herauszuhören, wie das Gespräch lief. Aggressiv klang es nicht.
Leider reichten meine Sprachkenntnisse nicht aus, um alles zu verstehen, ich ging allerdings davon aus, dass Karina und dieser Baulöwe die kugelfeste Killerin noch nicht zu Gesicht bekommen hatten, und deshalb durfte ich keine Zeit verlieren und musste sie warnen.
Ich wollte sie nicht zu sehr schocken. Die Plattform ließ sich von einem Fenster aus gut erreichen. Ich kletterte auf die Innenbank und rief mit leiser Stimme Karinas Namen …
***
Die Agentin bewegte sich zwar nicht, aber sie war nicht mal besonders überrascht, als sie den Namen der Organisation gehört hatte.
Trotzdem fragte sie: »Und das stimmt, was Sie mir da gesagt haben? Es sind die Erben Rasputins?«
Oleg Blochin nickte heftig. »Ja. Was hätte ich für einen Grund haben sollen, Ihnen einen Bären aufzubinden? Es ist diese Gruppe, diese Bande, die hinter allem steckt. Diese Leute sind nicht zu fassen. Die arbeiten mit allen Mitteln, und nicht wenige Menschen sind davon überzeugt, dass sie mit dem Teufel im Bunde stehen.«
»Kann sein.«
Blochin sprach weiter. »Sie müssen besondere Kräfte haben. Ich weiß nicht, woher, aber es ist so.«
»Was wissen Sie noch über die Organisation?«
Blochin stand auf der Plattform und drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse. »Das weiß ich nicht. Zu wenig, würde ich sagen. Ich kenne bewusst auch keine Mitglieder, aber die Gruppe versucht, Macht an sich zu reißen, und das auf allen Gebieten oder in allen Bereichen der Wirtschaft. Ich glaube, dass sie zahlreiche Bereiche inzwischen unterwandert haben.«
»Rasputin«, sagte Karina Grischin.
»Ja, ja, dieser große Psychopath, der für einige Menschen unsterblich ist. Er soll jetzt noch leben. Man sagte ihm sogar das ewige Leben nach, was ich nicht nachvollziehen kann. Doch ich weiß, dass sich einige Menschen wieder an ihn erinnert haben und ihm folgen. Sie machen in seinem Sinne weiter. Auch er hat Macht gehabt. Er konnte den Zaren um den Finger wickeln, was später einigen anderen Mächtigen zu viel wurde. Deshalb haben sie ihn auch getötet und in die Newa geworfen. Sollte er da noch gelebt haben, muss er später im Wasser ertrunken sein. So sehe ich das.«
»Ist man denn an Sie direkt mit Forderungen herangetreten?«, erkundigte sich Karina.
»Wie meinen Sie das? Erpressung? Geld oder …«
»Zum Beispiel.«
»Nein, das ist man nicht. Man hat es auf eine andere Weise versucht. Man wollte mich entmachten.« Er lachte bitter auf. »Ja, weg von der Spitze haben. Offiziell sollte ich noch bleiben, aber das Sagen hätte jemand anderer gehabt.«
»Und wer?«
»Kann ich Ihnen nicht sagen. Es sind keine Namen gefallen. Aber es wäre einer der Erben
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