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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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suchte nach den richtigen Worten. Er schämte sich seiner Tränen nicht, die aus seinen Augen rannen, und er wollte, dass Sariel ging.
    »Ich will in Ruhe sterben. Lass mich doch zufrieden – bitte.«
    »Nein, das werde ich nicht. Ich habe mir geschworen, dich am Leben zu lassen. Ich bin der Engel der Ruinen. Ich bin mächtig. Ich habe meine Aufgabe, ich kenne den Tod und auch das Leben, und ich will, dass der Tod bei dir nicht der Sieger ist.«
    »Schön – schön zu hören, aber nicht einzuhalten.« Milic spürte, dass ihn erneut ein Schwächeanfall überkam. Er ging davon aus, dass er diesen nicht mehr überstehen würde.
    Zugleich rasten wieder die irrsinnigen Schmerzen durch seinen Körper. Er meinte, innerlich zu verbrennen, und wusste, dass es mit ihm vorbei war.
    »Das ist das Ende!«, keuchte er.
    »Nein, das ist es nicht!«
    Er hatte die Worte gehört, allerdings nur verschwommen. Eine tiefe Schwärze näherte sich ihm, doch zugleich spürte er die Berührungen der Hände, die genau dort über seinen Körper glitten, wo er so schwer verletzt war.
    Dann wusste er nichts mehr …
    ***
    Josip Milic erwachte.
    Das Erste, das er hörte, war das Plätschern des Wassers. Dann spürte er, dass er auf der harten Erde lag, und als Nächstes öffnete er seine Augen, um in den Himmel zu schauen, denn er lag auf dem Rücken und sah über sich eine dunkle und wie endlos erscheinende Decke, in die jemand Löcher hineingebohrt hatte, sodass das im Hintergrund lauernde Licht freie Bahn hatte.
    Der Himmel. Das Funkeln. Milic brauchte nicht lange nachzudenken. Es war Nacht. Und er war in der Dunkelheit erwacht. Er konnte riechen, denken, und er konnte sich bewegen, was er sofort durchführte.
    Milic setzte sich hin!
    Es klappte wunderbar. Keine Probleme, keine Schmerzen. Und er dachte daran, dass der Tod die Schmerzen auslöschte.
    Tod?
    Milic wusste nicht, was er davon halten sollte. Sehr schnell kehrte bei ihm die Erinnerung zurück. Eigentlich hätte er tot sein müssen, aber er war es nicht. Er lebte, und er fühlte sich ausgesprochen fit, was er überhaupt nicht begriff.
    Milic blieb in seiner Position sitzen und begann nachzudenken.
    Er dachte an den Hinterhalt, in den seine Truppe geraten war. Er hatte noch versucht, einen relativ sicheren Ort zu erreichen und sich das Bachbett ausgesucht, aber das hatte er nicht mehr geschafft. Die Kugel war schneller gewesen. Sie hatte ihn im Bauch erwischt, und er war die Böschung kopfüber hinabgestürzt und neben dem Wasser liegen geblieben, um dort langsam einen qualvollen Tod zu sterben.
    Genau das war nicht eingetreten. Er lebte, er fühlte sich super und kraftvoll.
    Aber warum?
    Milic schaute an sich herab. Seine Uniformjacke war an einer Stelle zerfetzt. Er sah auch noch sein eigenes Blut als dunkle Flecken auf dem Stoff kleben und wollte mit zitternden Fingern die Wunde untersuchen, doch danach tastete er vergebens.
    Es gab sie nicht mehr.
    Sein Bauch war normal. Er war geheilt. Da musste ein Wunder geschehen sein.
    Nach diesem Gedanken kehrte der zweite Teil der Erinnerung zurück. Das Wunder nahm plötzlich Gestalt an. Er dachte daran, was er gesehen hatte. Da war eine Gestalt erschienen, die er nur als Umriss oder Schatten wahrgenommen hatte. Sie hatte sogar mit ihm gesprochen und ihm erklärt, dass sie ihn heilen wollte.
    Das hatte sie getan!
    Aber wer war diese Gestalt gewesen? Milic kramte in seiner Erinnerung, ohne etwas Konkretes zu finden. Nur Fragmente fielen ihm ein. War da nicht von einem Engel die Rede gewesen? Das konnte sein, so genau wollte er sich nicht festlegen, aber der Begriff wollte nicht mehr aus seiner Erinnerung verschwinden.
    Was war genau passiert?
    Es war ein vergebliches Bemühen, sich daran zu erinnern. Irgendwann waren die Schmerzen zu groß geworden, und dann hatte ihn die große Schwärze überfallen. Er war hineingezogen worden in eine Tiefe, die er mit dem Schattenreich des Todes verglich, und aus dieser Finsternis war er nun wieder aufgetaucht. Sie hatte ihn nicht verschlungen, sondern ihn zurück ins Leben gestoßen.
    Ich lebe! Mir geht es gut! Ich bin nicht tot! Das ist der Wahnsinn überhaupt!
    Das waren die Gedanken, die durch seinen Kopf jagten. Dabei wollte er es nicht belassen. Er musste den Druck loswerden, sprang geschmeidig auf die Füße und schrie das hinaus, was er zuvor nur gedacht hatte.
    Seine Stimme zerriss die Stille. Niemand hörte ihn, und niemand sollte ihn auch hören. Er sprang ins Wasser des Bachs, er tanzte, er

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