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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Stirn. »Bist du das denn? Freust du dich auf dein Essen?«
    Ich biss in mein Sandwich und musste zugeben, dass es so unübel nicht schmeckte.
    Dafür beschwerte sich Purdy über ihren Salat, dessen Dressing zu sauer war.
    »Man kann nicht alles haben.«
    »Das stimmt.«
    Ich stellte ihr eine nächste Frage und aß zuvor meinen Mund leer. »Was hältst du von dem, was uns dieser Milic gesagt hat?«
    Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Nein, sag du zuerst, was du meinst.«
    »Er kam mir sehr selbstsicher vor.«
    »Übertrieben?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Er wirkte auf mich wie ein Mensch, der sicher ist, dass ihm nichts passieren kann, weil er auf etwas oder jemanden vertraut.«
    »Und wer könnte das sein?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, obwohl mir während unseres Gesprächs mit Josip Milic in der Zelle schon ein schwacher Gedanke durch den Kopf gezuckt war. Der Schutz, von dem Milic gesprochen hatte, sein Name und seine Herkunft hatten irgendetwas in mir klingeln lassen.
    Mein Blick hatte Purdy nicht losgelassen. »Aber vielleicht weißt du mehr?«
    »Nein.«
    »Obwohl du mich geholt hast? Da muss doch ein Verdacht bestanden haben.«
    »Schon. Aber mehr ein Gefühl.« Sie schob den flachen Teller zur Seite. »Diese Sicherheit des Angeklagten hat mich unsicher gemacht. Ich weiß nicht, woher er sie holt, aber sie war da, und sie kam mir unangemessen stark vor. Als hielte er einen Trumpf in der Hinterhand, der nicht mit normalen Maßstäben zu messen ist. Der, so meine ich, völlig aus dem Rahmen fällt. Und damit kommst du wieder ins Spiel, John. Deshalb habe ich an dich gedacht, dass du dir diesen Josip Milic mal anschauen sollst.« Sie hob die Schultern an. »War das falsch, oder liege ich mit meinem Verdacht richtig?«
    Ich nickte. »Etwas wird schon dran sein.« Ich aß auch den Rest meines frugalen Mahls und sagte mit leiser Stimme: »Auch mir war er suspekt, denn eine derartige Sicherheit habe ich noch nie bei einem Angeklagten erlebt.«
    »Eben, John. Er hat getan, als wäre er unangreifbar. Als könnte ihm keiner etwas.« Sie sprach jetzt schneller, und der Blick ihrer graugrünen Augen verschärfte sich. »Und das, John, bereitet mir Sorge. Da stimmt was nicht. Er setzt auf eine Hilfe oder Unterstützung, aber woher nimmt er sie?«
    Ich zuckte nur mit den Schultern, denn noch hielt ich es für zu unwahrscheinlich, was mir in Milics Zelle durch den Kopf gegangen war.
    »Vielleicht von einer Seite, für die du zuständig bist?«, fuhr Purdy fort. »Wenn ich mir überlege, was er da gesagt hat, deutet das auf einen Aufpasser hin oder einen Beschützer …«
    »Ja, das kann man nachvollziehen.«
    »Und was noch?«
    »Der Weg von einem Beschützer zu einem Schutzengel ist nicht mehr weit, denke ich.«
    »Genau das habe ich auch gedacht. Mich aber nicht getraut, es dir zu sagen.«
    »Dann sollten wir abwarten, was noch auf uns zukommt.«
    Die Staatsanwältin lachte leise. »Uns bleibt nichts anderes übrig. So sehe ich das. Und deshalb bin ich auch gespannt, wie die Verhandlung laufen wird.«
    »Er setzt auf Hilfe.«
    Sie nickte. »Auf einen Beschützer. Ich sollte den Saal noch stärker sichern lassen.«
    »Es könnte auch ein Beschützer aus einer anderen Sphäre sein.«
    »Endlich bist du da, wo ich dich hinhaben will. Und mir geht dieser Begriff Schutzengel nicht aus dem Kopf. Wie denkst du darüber?«
    Ich gab zunächst keine Antwort und trank von meinem Wasser. Sehr daneben lag Purdy Prentiss meiner Ansicht nach nicht. Da kam schon etwas auf uns zu, wenn man den Worten des Josip Milic trauen konnte.
    Es war noch gar nicht so lange her, da hatten Suko und ich hier in London fast einen identischen Fall erlebt. [1] Auch da hatte es sich um einen ehemaligen Soldaten aus dem früheren Jugoslawien gehandelt, der von einem Engel namens Barbelo auf dem Schlachtfeld gerettet worden war. Selbst der Name des Mannes war fast identisch mit dem des Autoschiebers Josip Milic. Er hatte Goran Bilic geheißen und hatte in London einen illegalen Waffenhandel aufgezogen. Dieser Barbelo hatte von da an seine schützende Hand über Bilic gehalten. Wir hatten erfahren, dass der Schutzengel zur Hölle gehörte, und zwar zum Dunstkreis Liliths, der Ersten Hure der Hölle. Diese hatte einen mächtigen Kreis um sich versammelt, der sich die vier Huren des Himmels nannte. Barbelo gehörte zwar nicht zu diesem inneren Kreis, aber er beschaffte der Hölle Seelen.
    Den Kampf gegen Barbelo

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