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1689 - Engel der Ruinen

1689 - Engel der Ruinen

Titel: 1689 - Engel der Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lachen. Wir drehten uns zu ihm hin. Er zeigte uns seine Hände, die noch gefesselt waren, was ihm nichts ausmachte.
    »Was ihr auch unternehmt«, schrie er uns an, »mein Retter wird bei mir bleiben, und er wird immer stärker sein als ihr! Das habe ich jetzt bestätigt bekommen.«
    »Ja, aber er ist weg«, sagte ich.
    Milic grinste mich an. »Das stimmt. Aber ich sage dir, dass dies nur äußerlich ist. In Wahrheit befindet er sich immer in meiner Nähe. Ich kann ihn nicht sehen, aber ich kann ihn spüren, und das gibt mir ein wunderbares Gefühl …«
    Milic hatte so überzeugend gesprochen, dass wir ihm einfach glauben mussten. Seine Verbindung zu dieser Gestalt war offenbar ungemein intensiv.
    Ich hatte nicht vergessen, was Sariel gesagt hatte. Eines machte mir Sorgen. Er hatte sich in gewisser Weise als Zwitter bezeichnet. Einmal stand er auf der Seite des Lichts, dann wieder auf der Seite der Finsternis.
    War er Engel und Teufel zugleich?
    Bei dem Gedanken war mir alles andere als wohl, und das zeichnete sich sogar auf meinem Gesicht ab, denn Purdy Prentiss sprach mich darauf an.
    »Du denkst nach – oder?«
    »Das sieht man, nicht?«
    »Sicher.«
    »Und du hast Probleme?«
    »Ja, das auch. Sariel ist gefährlicher, als ich ihn eingeschätzt habe. Ich mache dir deshalb keine Vorwürfe, denn ich wusste ja zuvor so gut wie nichts von ihm.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Auch der Anwalt hatte die Frage gehört. Er riss sich zusammen, bevor er schrie: »Ich will hier raus! Sorgen Sie dafür, dass ich hier wegkomme.« Er deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich. »Sie haben uns in diese Sache hineingeritten. Nur Sie allein mit Ihrem überheblichen Gehabe und …«
    Purdy sprang mir zur Seite. »Halten Sie Ihren Mund, Miller! Wir alle stehen unter Stress, aber wir benehmen uns nicht wie kleine Kinder.«
    Miller schwieg tatsächlich. Dafür meldete sich Josip Milic. »Ihr habt Angst, wie? Ihr wisst nicht, wie es weitergehen soll! Ich weiß es. Ich weiß es genau.« Seine Augen nahmen fast die doppelte Größe an. »Sariel hat euch nur eine kleine Pause gegönnt. Er gibt mich nicht auf. Er wird euch vernichten!«
    »Ja«, sagte ich, »das ist möglich. Und trotzdem werden wir Sie nicht laufen lassen.«
    »Das wäre auch zu spät.«
    »Wieso?«
    »Ihr habt zu viel gesehen. Er mag keine Zeugen, ihr seid dem Tod geweiht, das sage ich euch.«
    Ich hatte keine Lust, mir dieses Gewäsch anzuhören, und wandte mich deshalb ab. Purdy hielt bereits ihr Handy in der Hand.
    »Wen rufst du an?«
    »Unten. Da sitzt doch so ein Aufpasser. Ich werde ihm die Lage erklären. Er soll einen Handwerker schicken, der uns die Tür öffnen kann.«
    »Gute Idee.«
    Sekunden später meldete sich Purdy Prentiss wieder. »Nein, das war keine gute Idee.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich hier kein Netz habe!«
    Der Engel!, schoss es mir durch den Kopf. Sein Einfluss war doch stärker, als ich gedacht hatte.
    Purdy war bereits unterwegs zum Schreibtisch. Dort stand ebenfalls ein Telefon. Sie wollte es über das Festnetz versuchen.
    Auch das klappte nicht.
    Purdy richtete sich wieder auf. »Kannst du mir sagen, was das zu bedeuten hat?«
    »Nein, kann ich nicht«, erwiderte ich gereizt. Allmählich kam es mir vor, als würde man mit uns Katz und Maus spielen. Hier lief einiges aus dem Ruder.
    Von der Tür her meldete sich der Anwalt. »Ich will hier weg!«, flüsterte er und es hörte sich beinahe wie ein Schrei an. »Habt ihr verstanden? Ich will hier raus!«
    »Ja, das wissen wir. Das wollen wir alle«, sagte Purdy.
    Milic schlug auf die Klinke. Es war mehr ein Hieb aus Verzweiflung oder nur eine Geste, durch die er seinen Frust loswerden wollte. Aber er hatte genau das Richtige getan, ohne es vorher bewusst gewollt zu haben.
    Plötzlich war die Tür offen!
    Miller sagte nichts. Er starrte auf die Klinke und auch auf die Tür, die einen Spaltbreit nach innen geschwungen war. Er schüttelte den Kopf, blickte zu uns hin, und auch wir schauten ziemlich überrascht. Damit hatte nun keiner gerechnet.
    »He, he«, rief er, »die Tür ist offen!« Er fing an zu lachen. »Sie ist nicht mehr abgeschlossen.«
    »John, das kann ein Trick sein«, murmelte Purdy.
    »Sogar eine Falle.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Es gibt nur einen Ausweg. Was immer uns erwartet, wir müssen hier raus, ist doch klar.«
    »Okay, ich bin dabei.«
    Jetzt unterbrach auch Milic sein Schweigen. »Ja«, flüsterte er, »ja, lasst uns gehen. Ich freue mich darauf, von

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