1694 - Das Horror-Bett
wohl war mir bei meinem Plan nicht, aber was sollte ich machen? Nach allem, was wir bisher erfahren hatten, gab es nur diese eine Möglichkeit. Außerdem war das Horror-Bett für alle anderen Ereignisse der Ausgangspunkt gewesen.
Suko ließ mich nicht aus den Augen, als ich mich auf die Kante setzte, noch einen Moment wartete und mich dann langsam nach hinten sinken ließ.
Ich lag auf dem Rücken. Unter meinem Kopf spürte ich die leichte Erhöhung des Kissens. Das war alles. Ich hatte einen guten Überblick, was das Zimmer anging. Ich sah die Tür, die Suko geschlossen hatte, auch zum Fenster konnte ich schauen, wenn ich den Kopf etwas drehte. Mir fiel jetzt auf, dass die Tapete verschlissen war, aber das war auch alles.
»Kann ich dich was fragen, John?«
»Hat keinen Sinn. Ich weiß ja, was du fragen willst. Die Antwort kann ich dir geben. Ich spüre nichts, rein gar nichts.«
»Willst du wieder aufstehen?«
»Nein, noch nicht. Ich warte noch ab. Irgendwann muss die andere Seite ja merken, dass man etwas von ihr will.«
Suko ließ sich Zeit mit der Antwort. »Wenn du dich da mal nicht irrst, alter Junge.«
»Wieso? Was meinst du damit?«
»Ich denke, dass du nicht das richtige Opfer bist und es auch gar nicht werden kannst.«
»Und warum nicht?«
Er sah von oben auf mich hinab. Seine Lippen verzogen sich, als er sagte: »Denk mal selbst darüber nach.«
Ich ärgerte mich. »Hör schon auf mit der Rätselei. Im Moment habe ich eine Blockade.«
»Dabei ist es so simpel.«
»Toll. Ich bin eben nur für die schwierigen Fälle zuständig. Die leichten übernimmst du.«
Er stand am Fußende und tat etwas, was mich verwunderte. Er schlug ein Kreuzzeichen.
Das hatte ich bei ihm noch nie erlebt.
»Na? Bist du jetzt einen Schritt weiter?«
Das war ich noch immer nicht. Dafür sah ich, dass Suko seine Augen verdrehte, und im selben Atemzug rückte er auch mit der Sprache heraus.
»Es ist dein Kreuz, John, das stört. Nimm es ab, gib es mir, dann sehen wir weiter.«
Es war, als wären bei mir alle Scheuklappen gefallen. Suko hatte recht. Es ging um mein Kreuz. Genau dieser Talisman musste das Hindernis sein. Es schützte mich vor den Angriffen der anderen Seite. Man kam an mich nicht heran.
Aber was passierte, wenn ich mein Kreuz abgab?
Dann war ich schutzlos. Dann konnte ich zum Spielball für meine Feinde werden.
»Wie sieht es aus, John? Hast du dich entschieden?«
»Muss ich wohl. Ich denke, dass du recht hast, Suko. Ich werde mich von meinem Kreuz trennen und es dir übergeben.«
»Gut.«
Ich las in seinem Gesicht, dass ihm nicht wohl war, mich schutzlos zu lassen, doch es gab keine andere Möglichkeit. Außerdem hatten auch andere Personen die Reise überstanden, und vor dem Knochensessel brauchte ich mich nicht zu fürchten.
Ich richtete mich auf. Erst als ich normal saß, fasste ich nach der Kette und streifte sie über meinen Kopf. Dabei warf ich noch einen letzten Blick auf das Kreuz, denn was ich jetzt tat, das kam mir wie ein Abschied vor.
Suko nahm es an sich. Er nickte. Er lächelte auch. Nur wirkte sein Lächeln leicht verkrampft. Er blickte das Kreuz an und meinte: »Ein tolles Gefühl, es in der Hand zu halten. Ich verspreche dir, dass ich wie ein Luchs darauf aufpassen werde.«
»Das setze ich voraus«, erwiderte ich und ließ mich zum zweiten Mal zurücksinken.
Suko trat nach hinten, sodass ich ihn nicht mehr voll im Blickfeld hatte. Er wollte, dass mich nichts störte oder ablenkte.
Ich spürte erneut das Kissen unter meinem Kopf und streckte meine Beine aus. Die Augen hielt ich halb geschlossen. Trotzdem sah ich genug. Es lenkte mich nichts ab. Ich konzentrierte mich auf meinen eigenen Körper und auf das Bett, in dem ich gestreckt lag.
Beim ersten Versuch war nichts passiert. Es hatte nicht die Andeutung eines Kontakts gegeben. Was würde jetzt geschehen? Hatte die andere Seite endlich freie Bahn?
Dann musste Suko noch mal eine Frage loswerden. »Soll ich eingreifen, wenn ich merke, dass es dir schlecht geht?«
»Nein, lass es. Ich will das Gleiche erleben wie meine Vorgänger.«
»Okay, ich bin jetzt still.«
Ich konzentrierte mich wieder und hoffte auf die Wirkung des Bettes, in dem ein Henker umgebracht worden war, der dem Teufel zu Diensten gewesen war. So etwas war in früheren Zeiten öfter passiert. Da hatten immer wieder Menschen Kontakt zu den Mächten der Finsternis gesucht, auch wenn sie sich stärker davor gefürchtet hatten als die Menschen heute. Die
Weitere Kostenlose Bücher