1694 - Das Horror-Bett
Magie und die Drohung mit der Hölle oder dem Teufel war stets parat in ihrem Leben gewesen.
Ich ließ mich einfach fallen. Das heißt, ich schaltete alles aus, was mich ablenken konnte. Das war für mich nicht leicht, denn ich war kein Meister der Entspannungstechnik wie Suko. Ich brauchte mehr Kraft.
Bei mir dauerte alles länger, und noch war nichts zu spüren als das Bett, auf dem ich lag.
Dann änderte sich einiges.
Es fing an, sich zu bewegen. Zumindest hatte ich den Eindruck. Ja, ich hatte das Gefühl, als würde ich von einer anderen Seite gepackt und geschüttelt werden. Ob sich mein Körper tatsächlich aufbäumte und danach wieder zurücksank, das wusste ich nicht, es konnte auch Einbildung sein.
Ich riss die Augen auf und sah über mir die Decke. Sie sah völlig normal aus, tanzte nicht hin und her, aber die Bewegungen bildete ich mir nicht ein.
Ich wehrte mich nicht, ließ alles mit mir geschehen. Ich wusste, dass es nur der Anfang war. Ich bereitete mich auf alles Weitere vor, und der zweite Teil begann mit einer nicht erklärbaren Kälte, die in meinen Körper eindrang. Sie erwischte auch meinen Kopf. Plötzlich war ich nicht mehr ich selbst. Das Horror-Bett hatte mich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch in Beschlag genommen, sodass ich mich aus dem Leben herausgerissen fühlte.
Das Bett bewegte sich immer stärker. Seine untere Seite wurde an verschiedenen Stellen hoch gedrückt, und dann passierte das, was auch mit den anderen Menschen geschehen war.
Ich sah sie nicht, ich spürte sie nur. Die mörderischen Klauen, wem immer sie gehörten, hatten mich an Armen und Beinen gepackt und griffen hart zu.
Nichts war mehr wie sonst. Alles hatte sich verändert. Ich fühlte mich in der Falle, der ich allein nicht mehr entrinnen konnte. Ich wehrte mich auch nicht, spürte die Griffe, ohne den Angreifer zu sehen.
Er hatte mich, und er ließ mich nicht los.
Noch war die Welt um mich herum normal. Es gab keine Veränderung, aber das änderte sich Sekunden später.
Ich hörte ein Fauchen in meinen Ohren. Oder etwas Ähnliches. Möglichweise war es ein Ausdruck des Triumphs. Für mich spielte das keine Rolle, denn die andere Kraft hatte das erreicht, was sie wollte.
Sie zerrte mich weg. Das Bett öffnete ihr den Weg. Mir schoss noch der Begriff magische Reise durch den Kopf, dann hatte es mich erwischt. Das Bett schien sich plötzlich zu öffnen. Zusammen mit ihm fiel ich in die Tiefe. Es war auch möglich, dass ich nur allein fiel. Bei mir im Kopf wirbelte so einiges durcheinander.
Weit entfernt hörte ich noch Sukos Stimme. Er schrie etwas, was ich nicht verstand. Aber es hatte sich nicht gut angehört, und letztendlich war es mir auch egal.
Ich wurde in die Tiefe gerissen und dachte daran, dass ich schon einige magische Reisen hinter mich gebracht hatte. Nur war es diesmal anders.
Ich hatte mein Kreuz freiwillig abgegeben und konnte nur hoffen, dass es kein Fehler gewesen war. Darüber machte ich mir ebenso Gedanken wie über das Ziel meiner Reise.
Ich hoffte, dass ich an einem bestimmten Ort ankam. Verlassen konnte ich mich darauf nicht …
***
Claire Cramer und Norman Randall standen dicht beisammen und hielten sich an den Händen fest. Noch immer hatten sie sich nicht an die Reise und an das Fremde gewöhnt. Es war für sie kaum zu begreifen, dass sie sich in einem anderen Land befanden. Beide waren sie auf dem Knochensessel gelandet und hatten sich dann einem Mann und einer Frau gegenübergesehen, die nicht aussahen wie Feinde, ihnen aber doch fremd waren.
Godwin de Salier und seine Frau Sophie hatten sie sehr freundlich begrüßt und so getan, als wäre ihr Erscheinen das Normalste von der Welt. Aber das war es nicht. Es gab zwar eine Erklärung, nur war es für das Paar schwer, sie zu akzeptieren. Sie hatten auch immer wieder den Knochensessel angeschaut. Dabei war es ihnen anzusehen gewesen, dass sie Fragen hatten, sich aber nicht trauten, sie zu stellen.
»Man kann es drehen und wenden, wie man will«, sagte der Templerführer, »aber es gibt die Verbindung zwischen dem Bett und diesem Sessel. Damit müssen wir uns abfinden.«
»Und wieso?«, flüsterte Claire. »Wie ist das überhaupt möglich? Das ist nicht normal. Ich habe da meine Probleme und Norman auch.«
»Das verstehen wir. Der Grund liegt in der Vergangenheit begraben. Einige Hundert Jahre zurück.«
»Meinen Sie das Mittelalter?«, fragte Norman.
»Das kann man so sagen.«
Beide schwiegen, denn diese
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