1694 - Das Horror-Bett
dass die Mündung stets auf Sukos Gesicht wies.
Der Inspektor sah dem Mann an, welche Gefühle ihn durchtosten. Er war nervös, er wusste nicht, was er noch tun sollte. Er würde sich wahrscheinlich mit dem Gedanken beschäftigen, dass ihn das Bett im Stich gelassen hatte. Solange Suko das Kreuz bei sich trug, würde es auch nicht reagieren.
Suko sah sich gezwungen, in die Offensive zu gehen. Er hoffte, ein genügend guter Schauspieler zu sein. Zuerst hob er den Kopf an und verzog dabei das Gesicht.
»Bleib liegen!«, fuhr ihn Fielding an.
»Ja, das wollte ich ja …« Sukos atmete heftiger als sonst. »Aber ich spüre was …«
»Und?«
»Da kommt etwas auf mich zu!«, flüsterte er.
Fielding lachte meckernd. »Und ob da was auf dich zukommt, Bulle. Das ist die Macht der Hölle. Das ist dein Ende. Du kannst jetzt schon dein letztes Gebet sprechen …«
Suko antwortete nicht. Er warf seinen Kopf von einer Seite auf die andere. Er spielte jetzt das Opfer, das unter einem Angriff aus einer anderen Welt zu leiden hatte.
Und Walter Fielding hatte seinen Spaß. Seine Augen glänzten. Er befand sich in einer euphorischen Phase. Der Mund war halb geöffnet. Immer wieder zischte er seinen Atem hinaus, als er sah, dass sich Suko aufbäumte und dabei stöhnte.
»So ist es richtig!«, flüsterte er und trat noch dichter an das Bett heran.
Genau darauf hatte Suko gewartet. Die Mündung wies nicht mehr auf seinen Kopf. Fielding hielt den Revolver zwar noch in der Hand, aber jetzt wies der Lauf zu Boden.
»Sie – sie – sie – sind da …« Suko riss den Mund auf. Er hatte die letzten Worte geschrien und winkelte sein linkes Bein an, was Fielding nicht störte.
Einen Moment später trat er zu.
Es war ein Hammertritt. Die Schuhspitze traf den Hals und das Kinn des Mannes.
Walter Fielding flog zurück. Er schrie nicht mal auf. Den Kontakt mit dem Boden verlor er nicht, dafür prallte er gegen die Wand.
Das alles bekam Suko mit, den nichts mehr auf dem Horror-Bett hielt. Er schnellte hoch, denn jetzt war seine Minute gekommen …
***
Ich sah ihn zum ersten Mal und konnte nicht sagen, dass ich über seinen Anblick erfreut war.
Eine mächtige nackte Gestalt stand vor mir. Ja, er sah aus wie ein Mensch, aber dieser Mensch musste durch eine Hölle gegangen sein. Ich erinnerte mich an die violetten Hände. Und diese Farbe bedeckte seinen gesamten Körper vom Kopf bis zu den Füßen. Sie ließ nur die Augen aus, die mir wie zwei Löcher vorkamen, denn der Blick strahlte keinen Glanz aus.
Haare gab es nicht. Auch auf dem Schädel spannte sich die violette Haut, und ich fragte mich, warum sie so aussah. Das war alles andere als normal. Sie musste mit etwas anderem in Berührung gekommen sein, und mir fiel nach kurzem Nachdenken nur eine Erklärung ein.
Feuer!
Nur kein normales, sondern das Feuer der Hölle. Er musste beim Teufel gewesen sein, der ihn so gezeichnet hatte.
Eine Waffe trug er nicht. Als Henker hatte er damals ein Schwert besessen, das brauchte er nicht mehr. Er verließ sich auf die Kraft der Hölle.
Breitbeinig hatte er sich aufgebaut. Als wollte er einen festen Halt haben, um einen Angriff abzuwehren.
Ich war nicht der Einzige, der ihn gesehen hatte. Sophie stand in der Nähe und ließ ihn ebenfalls nicht aus dem Blick.
»Schaffst du ihn, John?«, flüsterte sie mir zu.
»Keine Ahnung.«
»Und was will er?«
Diesmal erhielt sie die Antwort vom Henker selbst. Er sprach mit einer tonlosen und trotzdem rauen Stimme.
»Ich werde mir die holen, die ich holen muss. Ich habe mit der Jagd auf die Templer begonnen, ich war auf Jacques de Molay angesetzt. Ich habe ihn auch gestellt, aber ich durfte ihn nicht köpfen. Er sollte mehr von seinem Ableben haben. Man wollte seine Schreie hören, wenn er im Feuer verbrannte. Niemand hat damit gerechnet, dass es ihm gelungen war, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Er lebt nicht mehr, aber seine Knochen sind noch da. Ich habe sie gespürt. Ich kannte ihn sehr gut, und ich habe es ausgenutzt. Mein Sterbebett und sein Knochensessel sind sich einfach zu ähnlich. So ähnlich, dass es eine Verbindung zwischen uns gibt, die von der Macht der Hölle gefördert wurde. Ihn kann ich nicht mehr vernichten, aber ich kann diejenigen töten, die in seinem Namen weitermachen. Die verfluchte Templerbrut und auch diejenigen, die ihr nahestehen.«
»Hat dir die Hölle das Leben zurückgegeben?«, fragte ich unbeeindruckt von dem, was ich zuvor gehört hatte.
»Ja, das
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