1695 - Rasputins Erben
wollte gehen.
Er kam nicht mal zwei Schritte weit, denn im Wasser lauerte jemand, der an seinen Beinen riss und ihn wieder umwarf. Wir hörten ihn schreien, bevor er erneut auf die Wasserfläche schlug und im nächsten Moment wieder versank.
Den Mann aus der Botschaft hatten wir gar nicht zu Gesicht bekommen. Das ließ unsere Sorgen ansteigen.
»Und?«, fragte Suko.
Ich zögerte keine Sekunde länger. Als Antwort rannte ich in den See hinein und wusste, dass Suko mir folgen würde …
***
Zwanzig Meter können lang sein, sind aber im Prinzip recht kurz. Nur für uns nicht, denn wir wussten beide, dass uns die Zeit im Nacken saß.
Das Laufen war nicht eben einfach, denn das Wasser hemmte, auch wenn es nicht besonders tief war. Zunächst kamen wir recht gut voran, wir konnte sogar beim Laufen die Beine aus dem Wasser heben. Es spritzte, Tropfen klatschten gegen mein Gesicht, aber ein paar Meter weiter nahm die Tiefe zu. Jetzt begann das schwierige Laufen. Ich ruderte mit dem Körper förmlich voran und hielt meinen Blick stur geradeaus gerichtet.
Das Boot tanzte auf den Wellen, aber von seinen beiden Insassen sah ich nichts. In der Nähe des Kahns bewegte sich das Wasser noch immer heftig. Schlamm wurde an die Oberfläche gewühlt, und jetzt rollten stärkere Wellen auf mich zu.
Eigentlich hätte ich in die Brühe tauchen müssen. Darauf konnten wir beide verzichten, denn unter Wasser war die Sicht gleich Null.
Es war für uns ein Kampf gegen die Tücken, und dann hörte ich Sukos Schrei. Mein Freund befand sich links von mir. Ich schaute hin und sah, dass er einen Menschen aus dem Wasser gezogen hatte. Er hielt diesen Hill fest.
Wo steckte Borodin?
Etwas schlug gegen meine Schienbeine, und als ich nach unten schaute, sah ich einen Arm auf dem Wasser schwimmen, dessen Hand bleich aussah.
Ich bückte mich und packte zu. Nasse Kleidung bekam ich zu fassen. Sie umgab einen Körper, den ich wuchtig in die Höhe zerrte. Und plötzlich tauchte vor meinen Augen das nasse Gesicht Gabriel Borodins auf. Für kurze Zeit schaute ich auf einen weit geöffneten Mund und nahm auch den leeren Blick der Augen wahr.
Ich wollte einfach nicht weiterdenken und nur zusehen, dass ich ihn an Land schaffte. Ihn und diesen Hill hatten wir gefunden, aber von den Personen, die für das Kentern des Boots gesorgt hatten, war nichts zu sehen. Ich ging davon aus, dass sie sich noch unter Wasser aufhielten und so geschützt flohen.
Ich kämpfte mich auf das Ufer zu und war froh, als das Wasser flacher wurde. Ein weiterer Blick nach vorn machte mir klar, dass Suko den Strand bereits erreicht hatte.
Er kniete neben einem Mann, den er auf den Rücken gelegt hatte. Dass er sich nicht um ihn kümmerte und auch keine Wiederbelebungsversuche durchführte, ließ mich Böses ahnen.
Ich schaffte Gabriel Borodin an Land und legte ihn auf den weichen Sand.
Dann leuchtete ich ihn mit meiner Lampe an. Der helle Kreis traf das Gesicht, in dem die Augen und der Mund weit geöffnet waren. Wasser lief über eine bleiche Haut. Ich suchte nach Herz- und Pulsschlag und schrak zusammen, als ich das Herz schwach schlagen spürte. Für einen Moment drehte sich die Welt vor meinen Augen, und dann hörte ich Sukos Frage.
»Ist er tot?«
»Nein, er lebt noch.«
»Ein Glück. Dieser Hill ist tot. Ertrunken, erstickt, wie auch immer.«
»Hast du seine Mörder gesehen?«
»Nein, sie haben sich im Wasser oder Schlamm verborgen. Und jetzt sind sie weg. Hätte ich zuvor gewusst, dass dieser Hill tot ist, hätte ich versucht, sie zu stellen. So aber musste ich mich um ihn kümmern, dadurch sind die anderen Hundesöhne entkommen.«
»Jetzt hängt alles an Gabriel Borodin. Ich hoffe, er hat die Information nicht vergessen, die ihm Hill gab.«
»Wir werden ihn fragen.«
Das hatte ich so optimistisch gesagt, aber bei genauerem Hinschauen wurde mir klar, dass dieser Mann noch immer bewusstlos war. Er musste Wasser geschluckt haben und …
Dann fing er plötzlich an zu husten. Ich hob ihn an und drückte seinen Kopf nach unten. Schwallartig drang das Wasser aus seinem Mund. Er kotzte es in den Sand, hustete weiter, ich schlug ihm auf den Rücken. Er holte Luft, was sich schlimm anhörte, sodass man befürchten konnte, dass er kurz vor dem Ersticken stand.
Aber allmählich ging es ihm wieder besser. Zwar hustete er noch, aber das Wasser, das aus seinem Mund floss, war nur noch ein Rinnsal und vermischt mit Speichel.
Dafür saugte er jetzt die Luft ein, und zum
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