Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zur Syntronik bekommen, elektrische Impulse waren dann aus den Zellen des Biotops hinübergeflossen in die Leitungen der Bordkommunikation. Die Syntronik hatte getan, was von ihr erwartet wurde: Sie hatte versucht, diese Impulse zu dekodieren, für sich selbst verständlich zu machen und dann weiterzuverarbeiten. Im Anfang hatte es sich nur um Störimpulse gehandelt, ein immer lauter werdendes Hintergrundrauschen in der allgemeinen Kommunikation. Aber auf eine gewisse, kaum erklärbare Art und Weise hatte wenig später eine Art Wechselspiel zwischen der Syntronik und der Biomasse begonnen, wahrscheinlich durch konsequentes Arbeiten nach dem Verfahren Versuch und Irrtum. Irgendein Bündel von wirren Impulsen hatte dann für die Syntronik Sinn ergeben, sie hatte die Bordtemperatur erhöht.
    Dem Biotop war diese Reaktion gut bekommen, der Impulsfluß hatte sich verstärkt, weitere Erfolge hatten sich eingestellt, auch die Luftfeuchtigkeit war stark erhöht worden. Das war der Augenblick, in dem Kyll Bordon und Tyler Danning zum erstenmal das Gefühl gehabt hatten, die Kontrolle über die WEGA könnte ihnen -irgendwann entgleiten. Denn die Steigerung der Luftfeuchtigkeit war aufgefallen, als die Besatzung zu schwitzen begonnen hatte. Bordons Befehl zur Senkung des Wertes hatte die Syntronik einfach ignoriert... „Wir haben ein Patt", murmelte Danning und fuhr mit dem Ärmel seines Hemdes über das Gesicht, um den Schweiß von der Stirn zu wischen. „Das Ding kann nichts unternehmen, weil es einfach zu blöde ist, um wirklich etwas mit der Syntronik anfangen zu können."
    „Bist du wirklich dieser Meinung?" fragte Kyll Bordon grimmig. „Seine Aktivität beschränkt sich auf Blockade", stieß Danning schnaubend hervor. „Sonst passiert nichts, außer, daß das Zeug weiter wächst." Kyll Bordon stieß ein grimmiges Lachen aus. „Wenn das alles ist...!"
    „Es ist so", behauptete Danning. „Wir können nichts tun, das Biotop ist absolut unfähig zu handeln, und die Syntronik ist leider so blockiert, daß sie von sich aus ebenfalls nichts unternehmen kann."
    „Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte", sagte Kyll Bordon. „Ist doch einfach", meinte Danning. „Die Syntronik hört ja nicht selbst deine Stimme oder sieht dich mit ihren Augen. Sie empfängt Impulse über Leitungen von ihren Sensoren, von Kameras und Mikrophonen. Wenn man hinter diesen Sensoren entsprechend passende Daten in die Systeme einspeist, dann kann die Syntronik nicht unterscheiden, ob du wirklich sprichst oder nicht - in beiden Fällen empfängt sie ja dieselben Impulse."
    „Und so hat dieses Zeug .. .?"
    „Ich vermute nein", unterbrach Danning. „Wahrscheinlich hat das Biotop den Kontakt an einer ganz anderen Stelle hergestellt, und zwar auf einer geistigen Ebene, auf der die eigentliche Syntronik funktioniert, in ihrer ureigenen Sprache gewissermaßen. Ach verdammt, fragt mich doch nicht - es ist einfach passiert, und jetzt haben wir den Schlamassel."
    „Und wie geht es weiter?" fragte Kyll Bordon. Tyler Danning gab keine Antwort. Der Kommandant blickte ihn an und preßte die Kiefer aufeinander. „Du weißt, was wir machen müssen", sagte Kyll Bordon wenig später. „Es gibt keinen anderen Weg." Tyler Danning senkte den Blick.
    Er ahnte, daß er verloren hatte. Seine ureigene Forschung war zerstört, zerlegte sich in ihre schmutzigen, übelriechenden Bestandteile. Erkenntnis eins: In den kleineren Portionen, die auf die Karacken verladen worden waren, konnte das Biotop nicht am Leben gehalten werden, gleichgültig, welche technischen Mittel man einsetzte. Die Ladung dieser Schiffe bestand inzwischen nur noch aus einem ekelhaft stinkenden, faulenden Zellbrei, der in den Korridoren und Räumen der Karacken umherschwappte und einen mörderischen Gestank verbreitete, der sich wahrscheinlich für Monate und Jahre in jede Ritze hineinfressen würde.
    Inzwischen hatte man den Großteil dieser Ladung, da man sie schwerlich irgendwelchen Planetenbewohnern auf die unschuldigen Häupter schütten konnte, in die Sonne geschossen, wo alles rasch verging. Geblieben waren nur die Pflanzenwelt in der WEGA, und um deren Erhalt kämpfte Tyler Danning mit allen Mitteln. Er wußte natürlich genau, wovon der Kommandant sprach. Eine der - angeblich zufälligen - Veränderungen, die aus der Kombination von Pflanzenzellen und Syntronik entstanden waren, betraf die Schutzschirme der WEGA. Sie waren desaktiviert worden. Jetzt wurde die Hülle der WEGA

Weitere Kostenlose Bücher