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1696 - In den Ruinen des Mars

Titel: 1696 - In den Ruinen des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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besonderer Schützling anstellte - auch wenn es gefährlich sein mochte. „Aber das Erstaunlichste ist... siehst du?" Danning brachte die Klinge seines Messers langsam in die Nähe der Ranke. Sie schnellte plötzlich darauf zu, aber Danning zog die Messerklinge wieder zurück. „Das Ding hat keine Wahrnehmung, schon gar nicht für so etwas Komplexes wie eine Messerklinge. Aber dank der absorbierten Eisenatome kann es offensichtlich Eisen wittern - über den Magnetismus. Verstehst du das? Diese Pflanze hat für sich den Magnetismus entdeckt und nutzt ihn für ihr Fortkommen aus." Er blickte auf und sah Kiraah ins Gesicht. „Dir gefällt das alles nicht?"
    „Es macht mir angst", antwortete sie leise. „Sehr große Angst sogar." Tyler Danning blickte ratlos drein. „Versteh' ich nicht", murmelte er achselzuckend. „Das ist Leben, evolutionäres Leben und es brodelt genau vor uns. Wir können Mutter Natur gewissermaßen in die Trickkiste schauen. Vielleicht erleben wir in den nächsten Tagen und Wochen die Entstehung völlig neuer Arten. Pflanzen und kleine Tiere, deren Metabolismus sich von allem unterscheidet, was wir bisher kennen.
    Wie dieses Ding - es nutzt den Magnetismus aus. Unglaublich! Und wir können dabei zusehen, wie es sich entwickelt..."
    „Das ist es ja, was mir angst macht", sagte Kiraah. Sie starrte beklommen auf die Ranke, die langsam wuchs, sich bog, wand und tastete, tastete, suchte und tastete ... „Was ist, wenn dabei etwas herauskommt, das für uns gefährlich ist?"
    „Dann werden wir mit dieser Gefahr eben fertig werden müssen", antwortete Tyler Danning gelassen. „Oder eben nicht..."
    „Und wenn nicht?"
    „Dann sterben wir eben aus", sagte er trocken. „Große Galaxis, was ist schon dabei? Das Baluchtherium ist ausgestorben, den Eobasileus gibt es nicht mehr auf der Erde, na und? Werden und Vergehen gehört zum Leben dazu, es ist ein untrennbarer Bestandteil des Lebens. Und das gilt auch für Menschen." Kiraah richtete sich auf. „Mag sein, Tyler Danning, mag sein, daß dir der Untergang der Spezies Homo sapiens nicht sonderlich zu Herzen gehen würde. Aber mir ist nicht egal, daß dieses scheußliche Zeug dein Leben bedroht und meines auch, es macht mir einfach große angst, und ich werde dagegen ankämpfen, mag es so fortschrittlich sein, wie es will..." Tyler Danning nahm Kiraah schnell in die Arme, dabei schielte er auf die blasse Ranke, die inzwischen bis zu einer Länge von einem halben Meter angewachsen war. Sie hatte sich zu einem Gebilde zusammengerollt, das einer zusammengedrückten Spiralfeder sehr ähnlich sah. Aus dem Interkom tönte eine barsche Stimme. „Danning, was soll das? Kannst du dich nicht noch fünf Minuten zurückhalten?"
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest", gab Tyler Danning zurück. Er ließ Kiraah los und wandte sich dem Interkom zu. „Was ist los?"
    „Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, daß du Teile der Syntronik ungeschoren läßt für die Schiffsführung?" Tyler Danning breitete die Arme aus. „Ich benutze die Syntronik zur Zeit gar nicht!" Kiraah beobachtete derweil die Ranke, die sich weiter zusammenzog und dann nach vorne schnellte, exakt in Richtung von Tyler Dannings Rücken. Kiraah hatte damit gerechnet und nach Tylers Messer gegriffen.
    Ein kräftiger Armschwung ließ die Klinge durch die Luft zischen, sie traf die Ranke in der Luft und schnitt sie in zwei Teile. Das untere Ende zog sich schnell wieder zusammen, das abgetrennte Teil landete auf dem Boden. Bevor es sich dort magnetisch oder anders festsetzen konnte, spießte Kiraah das grüne Gebilde auf die Klinge des Messers, transportierte es hinüber zum Schacht des Abfallkonverters und ließ die Ranke hineinfallen. Das Ding machte noch Anstalten, sich irgendwo festzukrallen, aber als Kiraah das Knistern und ein fahles Leuchten in der Tiefe des Schachts wahrnahm, wußte sie, daß das Schicksal der Ranke besiegelt war. Dann griff sie nach einem Handschuh und packte die Metallplatte mit dem Unterteil der Ranke. Das Pflanzengeschöpf machte zwar Versuche, sich am Handschuh festzusaugen, aber Kiraah ließ die Platte mitsamt dem Handschuh im Konverter verschwinden. In diesem Moment klang hinter ihr die entgeisterte Stimme von Kyll Bordon auf. „Was heißt das, du benutzt die Syntronik nicht? Es sind aber jede Menge Datenströme feststellbar!" Tyler Danning erstarrte. Sekundenlang blieb er stehen, dann schluckte er heftig und wurde blaß. „Großer Gott", murmelte er

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