1697 - An Bord der STYX
Moira gaben ihm keine Antwort. Saedelaere wiederholte seine Frage mehrmals, während er den Korridor entlangeilte. Die Söldnerin hörte ihn nicht oder wollte ihn nicht hören. Sie hat die Zwillinge zu sich geholt und versucht, sie in ihrem Sinne zu beeinflussen, überlegte der Terraner. Da ist es ganz klar, daß sie keine Zeit für mich hat. „Wo willst du hin?" Er mißachtete die Stimme des Automaten und betrat die Schleuse. Der Helm des SERUNS schloß sich automatisch, als er den Schleusenmechanismus in Gang setzte. „Ich will zu Moira", murmelte er. „Tut mir leid. Sie ist nicht zu sprechen."
„Und Mila und Nadja?"
„Sie haben das Schiff vor etwa einer Viertelstunde verlassen."
„Mit Moira?"
„Nein." Alaska bewegte sich ungeduldig. Er schimpfte mit sich, daß er nicht neugieriger gewesen war. Er hatte die Privatsphäre der beiden Frauen gewahrt, und jetzt befanden sie sich irgendwo draußen auf der Oberfläche des Planeten. „Gib mir den Standort der Zwillinge", fuhr er fort. „Und bringe mich auf dem schnellsten Weg dorthin."
„Tut mir leid. Das ist nicht möglich. Moira hat alle Systeme blockiert. Ich kann dir lediglich sagen, in welche Richtung sich die Zwillinge zuletzt bewegt haben." Da ihm nichts anderes übrigblieb, gab sich Alaska damit zufrieden. Er aktivierte das Flugaggregat seines SERUNS, verließ die Schleuse und schwebte davon. Er erkundigte sich beim Pikosyn über die Ausdehnung des Dunkelfeldes, und der winzige Syntron wies ihn darauf hin, daß ein solches Feld nicht mehr existierte. „Moira, wieso tust du das?" fragte er in der Hoffnung, daß die Söldnerin ihn hörte. Diesmal erhielt er Antwort. „Mir bleibt keine andere Wahl. Vierzehn und Neun sind in das Dunkelfeld eingedrungen. Sie orientieren sich ohne Probleme. Daher habe ich das Feld abgeschaltet."
„Mila und Nadja sind also völlig schutzlos."
„Das ist richtig, zumal mir ihr Aufenthalt im Augenblick nicht bekannt ist. Aber die Spindelwesen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Acht von ihnen durchsuchen das Tal der Farben, vier prüfen den Terminator, wo der farbige Bereich in den monochromen übergeht. Fünf treiben sich auf der Seite des Tals herum, die dem Standort der STYX abgewandt ist." In Alaska schrillten sämtliche Alarmglocken. „Moira!" schrie er. „Da ist etwas faul! Du hast soeben siebzehn Spindelwesen aufgezählt. Es sind aber nur vierzehn. Drei sind zuviel." Die Söldnerin schwieg, dann jedoch klang ihre Stimme wieder auf, diesmal hektischer und lauter als gewohnt. „Im Tal halten sich Drei, Fünf, Sechs, Sieben, Acht, Neun, Zehn und Elf auf, um das Tal herum Zwei, Vier, Zwölf und Fünfzehn.
Unterwegs befinden sich Vier, Sieben, Dreizehn und Vierzehn. Terraner, niemand kann Moira täuschen. Ich bin bereits an Ort und Stelle und prüfe es nach, Die Spindelwesen können es nicht verhindern."
„Es ist ihnen gelungen, dich hinters Licht zu führen." Alaska lachte auf. „Damit werden meine Befürchtungen wahr. Sie sind schlauer als du, Moira."
„Meine Zählung ist abgeschlossen. Insgesamt halten sich zweiundzwanzig Spindelwesen auf der Oberfläche von Achtzehn auf."
„Völlig ausgeschlossen. Es muß sich um Projektionen handeln. Von mir aus um animierte Formenergieprojektionen."
„Deine Intelligenz ist der meinen manchmal ebenbürtig", kam die nüchterne Feststellung. Moira überspielte ihm alle Daten und die Aufnahmen. Alle zweiundzwanzig Echos wiesen dieselbe Struktur auf.
Aber nicht nur zweiundzwanzig. „Du hast dich erneut verzählt", knurrte der Terraner. „Ich kann insgesamt achtundzwanzig Spindelwesen erkennen, doppelt so viele, als es sein dürften."
„Achtundzwanzig? Du hast recht. Komm zu mir, Alaska. Du wirst mich begleiten. Halt dich an die Steilwand. die mitten in der Äquatorebene aufragt; ich gebe dir eine Peilung. Dort treffen wir uns."
„Ich komme, Moira." Er beschleunigte und raste auf sein Ziel zu. Der Höhenmesser des SERUNS blieb bei zweihundert Metern stehen. Das war nach seiner Einschätzung hoch genug, um vor einem unmittelbaren Zugriff der Spindelwesen sicher zu sein. Obwohl Alaska alles aus dem Flugaggregat herausholte, benötigte er zwanzig Minuten bis zur Steilwand, die wie eine einsame Mauer aus der Ebene emporragte. Weit voraus entdeckte er die Miniaturausgabe eines Rochenschiffes. Moira.
Sie hatte den Treffpunkt bereits hinter sich gelassen. Seine Annäherung mußte ihr bekannt sein, doch sie meldete sich nicht. Am Fuß der Felswand allerdings
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