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1699 - Wolfshatz

1699 - Wolfshatz

Titel: 1699 - Wolfshatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Entschuldige die Störung, Carlotta.«
    »Ist schon okay. Du hast mich nicht gestört.«
    Als das Vogelmädchen auflegte, lagen einige Schweißperlen auf ihrer Stirn. Der Anruf hatte ihr überhaupt nicht in den Kram gepasst, und sie hoffte, dass Hatcher sich zurückhielt. Es wäre fatal gewesen, wenn er diesem Boyle einen Besuch abgestattet hätte, aber wie sie Hatcher kannte, war er schon neugierig. Er gehörte zu den Leuten, mit denen Maxine arbeitete, weil sich beide für den Umweltschutz einsetzten. Er kannte auch Carlotta, war aber in ihr Geheimnis nicht eingeweiht.
    Was tun?
    Das Vogelmädchen befand sich in einer Zwickmühle. Wenn sie auf ihre innere Stimme lauschte, dann war das alles andere als eine Beruhigung für sie.
    Carlotta ging davon aus, dass sich die Dinge zuspitzten. Das konnte sie nicht einfach so auf sich beruhen lassen. Sie musste dagegen etwas unternehmen, und das konnte sie nur durch einen persönlichen Einsatz schaffen.
    Zuerst musste sie versuchen, Maxine zu erreichen. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, sie nicht durch einen Anruf zu stören. Jetzt war dieser Vorsatz vergessen. Da musste einfach etwas geschehen.
    Ihr Herz schlug schon ein wenig schneller, als sie zum Telefon griff und damit zum Fenster ging. Sie schaute in den Garten und sah, dass sich der helle Tag allmählich dem Ende zuneigte und der Dämmerung Platz machte.
    Für sie nicht schlecht. Da konnte sie mit einem geringeren Risiko fliegen, und in der Dunkelheit würde man sie sowieso kaum entdecken. Erst einmal wollte sie sich jedoch absichern.
    Die Nummer war schnell gewählt. Der Ruf ging auch durch, nur bekam sie keine Verbindung.
    »Verdammt«, flüsterte sie vor sich hin, schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    Es war nicht einfach, sich die weiteren Schritte zu überlegen. Wobei sie nicht in der Mehrzahl denken musste. Es gab eigentlich nur einen Schritt, den sie gehen musste.
    Selbst fliegen. Maxine und John suchen. Außerdem musste es einen Grund geben, dass sich die Tierärztin nicht gemeldet hatte. Wahrscheinlich war ihr das nicht möglich gewesen, weil die andere Seite zu schnell und überraschend zugeschlagen hatte.
    Sie ging in den Garten. Noch mal schaute sie sich den Himmel an. Er wurde immer grauer. Unsichtbare Hände schienen ein großes Tuch über ihn zu ziehen.
    Hatte es Sinn, schon jetzt zu starten? Carlotta war sich unsicher. Es war besser, wenn sie noch etwas wartete, denn eine Entdeckung wäre fatal gewesen.
    Die Unruhe ließ sich nicht abstellen. Sie nahm immer mehr zu. Hin und her ging sie, ließ kein Zimmer aus und sprach auch mit sich selbst. Dabei ballte sie die Hände zu Fäusten. Sie wusste, wie gefährlich Werwölfe waren, und auf Boyles Farm gab es nicht nur einen.
    Dann konnte sie es nicht mehr länger aushalten. Noch mal kontrollierte sie den Himmel. Der war zwar noch nicht dunkel, aber das Grau der Dämmerung musste ausreichen.
    Sie zog sich winterfest an. Gern hätte sie eine Waffe mitgenommen, aber es gab keine im Haus der Tierärztin. Maxine wollte sich keine Pistole zulegen. Vielleicht musste John sie mal überzeugen, dass sie sich für eine mit geweihten Silberkugeln geladene Waffe entschied.
    Sie ging ins Freie.
    Der letzte Blick.
    Kein Mensch beobachtete den Hauseingang. Die Vorderseite des Grundstücks endete an einer Straße. Über sie rollten ein paar Autos, doch keiner der Fahrer hatte einen Blick für das Haus der Tierärztin.
    Wieder nahm Carlotta den kurzen Anlauf, und aus ihm heraus breitete sie die Flügel aus und stieg in die Höhe, einem ungewissen Flug entgegen …
    ***
    Ich hatte es ja schon oft erlebt, aber das Erwachen aus einer Bewusstlosigkeit war trotzdem immer wieder anders. Manchmal musste man sich wirklich fragen, was so ein Schädel alles aushielt. Meiner hatte schon einiges in Kauf nehmen müssen.
    So allmählich tauchte ich aus einem dunklen Dunst auf. Ich spürte, dass ich lebte, und das war mit Schmerzen verbunden, die sich in meinem Kopf verteilten.
    Aber sie störten mein Empfinden nicht so stark, dass ich nicht wusste, was mit mir los war.
    Ich lag rücklings auf einem harten Boden. Und ich konnte mich nicht bewegen, weil man mich gefesselt hatte. Zumindest an den Händen. Auf eine Fesselung der Beine hatte man verzichtet.
    Dann kehrte die Erinnerung zurück. Nicht schlagartig, sondern intervallartig. Ich wusste jetzt, wo es mich erwischt hatte, aber nicht nur mich, sondern auch eine andere Person.
    Plötzlich waren meine Gedanken bei Maxine

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