17 - Das Konzil der Verdammten
doch …«
»Die beiden entweihen unsere Kapelle, setzen sich frech auf die allein für die Brüder vorgesehenen Plätze«, unterbrach ihn Äbtissin Audofleda.
Bischof Leodegar geriet außer sich. »Ich verlange eine Erklärung, Schwester Fidelma. Erst bist du verschwunden, und nun tauchst du plötzlich aus der Versenkung auf. Und neben dir eine Frau, wo du genau weißt, dass in dieser Abtei Mönche und Nonnen getrennt leben und dass es keinem Weib gestattet ist, dort zu sitzen. Dir allein habe ich den Aufenthalt im Kloster zugestanden.«
Fidelma legte Valretrade bestärkend eine Hand auf die Schulter. »Ich will es erklären. Ich wollte es eigentlich erst nach dem Morgengebet tun, aber wenn du jetzt Wert darauf legst, bitteschön. Ich bin hier erschienen, und zwar mit Zeugen, um das Geheimnis hinter den Vorgängen, die sich in deiner Abtei abgespielt haben, zu lüften. Ich erbitte deine Vollmacht, das tun zu dürfen, Bischof Leodegar.«
»Ich kann nicht zulassen …«, stammelte er, doch Abt Ségdae schnitt ihm das Wort ab. Er hatte sich erhoben und erklärte: »Als ranghöchster Gesandter von Hibernia kann ich bezeugen, dass du Fidelma von Cashel und Bruder Eadulf beauftragt hast, den Mord an Abt Dabhóc zu untersuchen und abschließend vorzutragen, wen sie für schuldig halten.«
Inzwischen hatte sich Nuntius Peregrinus zu Abt Ségdae gestellt, und unmittelbar neben ihm stand sein ständiger Schatten, der verbissen dreinschauende custos .
»Als Emissär des Heiligen Vaters in Rom«, sprach der Nuntius, »erinnere ich dich an die von dir erteilte Vollmacht. Gleich mir sind anwesend Bischof Ordgar von Kent und Abt Cadfan von Gwynedd, die nicht weniger begierig sind als du, Schwester Fidelmas Ausführungen zu hören. Ich mache dich darauf aufmerksam, dass du irrst, wenn du sagst, du könntest ihre Rede nicht zulassen.«
Bischof Leodegar fühlte sich in die Enge getrieben, konnte sich aber dennoch zu keinem Entschluss durchringen.
»Auch wir möchten hören, was Fidelma von Cashel zu verkünden hat«, rief einer der Delegierten, Abt Herenal von Bro Erech, und erhielt lautstarke Unterstützung aus der Menge.
Bruder Chilperic flüsterte Leodegar etwas zu, woraufhin der ein langes Gesicht machte. Doch ehe er etwas sagen konnte, mischte sich erneut Äbtissin Audofleda ein.
»Fidelma ist eine Verschwörerin, die mit Vorbedacht unsere Morgenandacht stören will.«
»Das ist eine törichte Behauptung; damit soll nur verhindert werden, dass die Wahrheit zu Gehör gebracht wird. Mit welchem Recht sagt sie das?«, fragte Fidelma.
Neben der Äbtissin war über der Trennwand plötzlich ein weiterer Kopf aufgetaucht. »Das Recht dazu hat sie dank meiner Vollmacht«, ertönte eine Frauenstimme; die Person riss die Kapuze vom Kopf und gab sich für die Mehrheit der erschrockenen Gemeinde als Gräfin Beretrude zu erkennen. Am meisten aber erregte ihre Anwesenheit Bischof Leodegar.
»Gräfin Beretrude, hier geht es um geistliche Verantwortlichkeiten.« Er rang nach Luft. »Deine Meinungsäußerung in Ehren, aber du kannst nicht …«
»Ich kann nicht?«, schnitt sie ihm mit drohender Stimme das Wort ab. »Du weißt um meine Macht in der Stadt und im Land Burgund, Leodegar. Sollte es daran Zweifel geben, dann werde ich sie euch zeigen.« Sie klatschte zweimal in die Hände.
Ein Dutzend Mönche, die am Rande der Kapelle gestanden hatten, warfen die Kutten ab, entpuppten sich als Krieger und drängten nach vorn. Alle hielten ein Schwert in der Hand. Im Nu herrschte Chaos.
Fidelma lächelte dem besorgt dreinblickenden Abt Ségdae beruhigend zu. Das alles kam für sie nicht unerwartet. »Keine Angst«, flüsterte sie. »Jeden Moment ist Hilfe da.«
»Bist du jetzt gewillt, dich meiner Macht zu beugen, Bischof Leodegar?«, fragte Gräfin Beretrude laut.
»Nein, vielmehr wirst du dich meiner beugen«, erschallte eine kalte Männerstimme.
Langsam schritt der junge König Chlothar, gefolgt von Ebroin, Eadulf und Sigeric durch den Mittelgang zum Hochaltar. Hinter der Gruppe spazierte etwas gelangweilt Graf Guntram herein, flankiert von zwei von Chlothars Kriegern. Bischof Leodegar und Bruder Chilperic erstarrten und waren unfähig, auf den weiteren Gang der Ereignisse Einfluss zu nehmen.
Fidelma schaute sich um. Chlothars gut gerüstete Männer, die aus allen Nischen der Kapelle zu strömen schienen, hatten die zwölf Krieger von Beretrude bereits entwaffnet. Die wenigen, die sich zur Wehr gesetzt hatten, lagen leblos am Boden. Es
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