Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
war im Irrtum. Er trat, als sein Oheim mit dem Bericht zu Ende war, zu mir, zu Halef, Osco, Omar und zu dem Engländer, reichte uns die Hand und sagte:
    „Szluga pokoran – ich bin euer ergebener Diener. Erst der Dank und dann die Rache. Ihr habt die Mörder unschädlich gemacht und dann meinen Oheim befreit. Verlangt alles von mir, was mir möglich ist, ich werde es tun; aber verlangt nicht Gnade für diejenigen, welche unser Stahl treffen muß. Der Oheim war zwei volle Wochen fort und kehrte nicht wieder heim. Darum wurden wir besorgt um ihn und um Ljubinko. Wir brachen auf, um zu ihnen nach Batera zu reiten. Wir kamen über Prisrendi hierher und wollten über Fandina und Orossi weiter. Hier sollte ein Krug Milch getrunken werden. Da rief uns der Oheim herein. Wir werden nun nicht nach Batera reiten, sondern nach der Höhle des Köhlers. Er und seine Knechte, die Mörder, sollen mit uns heim nach Slokuczie, damit die Männer und Frauen unsers Stammes sehen, wie wir den Tod desjenigen rächen, den wir liebten und der einst unser Oberhaupt werden sollte.“
    „Ja, wir werden nach dem Teufelsfelsen reiten“, stimmte sein Oheim bei. „Mein Sohn ist tot, und nun bist du der Erbe und hast als solcher die Pflicht, mir bei der Bestrafung der Bluttat beizustehen. Vorher aber müssen wir hier unseren Obliegenheiten nachkommen. Es ist gut, daß ihr bei uns eingetroffen seid; dadurch haben wir sechs tapfere Männer erhalten, welche den Wünschen des Effendi Nachdruck verleihen werden.“
    Damit hatte er freilich vollkommen recht. Die Beihilfe von sechs solchen Männern kam mir sehr willkommen. Wir zählten mit Galingré jetzt dreizehn Mann, ein kleines Häuflein zwar, aber doch immerhin genug, um den Bewohnern des Ortes Respekt einzuflößen.
    Der Kiaja war beim Erscheinen der sechs Skipetaren hinausgegangen. Wir hörten, daß er zu den draußen versammelten Leuten sprach; seine Worte aber konnten wir nicht verstehen, da er mit gedämpfter Stimme redete. Das kam mir verdächtig vor. Wenn er gerechte Sache hatte, konnte er laut sprechen. Ich teilte dieses Bedenken dem Alten mit, welcher sich so freiwillig auf unsere Seite gestellt hatte, und er ging hinaus, um eine etwaige Aufreizung der Leute zu verhindern.
    Indessen unternahm es Halef, Stojko das diesem geraubte Geld zurückzugeben. Letzterer erkannte es als das seinige an. Dann schnallte der Kleine den Panzer und den Damaszener ab, um auch diese nebst dem Handschar zurückzugeben. Stojko zögerte, sie zu nehmen. Nach einigen Augenblicken der Überlegung wendete er sich an mich:
    „Effendi, ich habe eine Bitte, welche du mir, wie ich hoffe, erfüllen wirst.“
    „Wenn mir die Erfüllung möglich ist, bin ich gern bereit dazu.“
    „Sie ist dir sehr leicht möglich. Ihr habt mich gerettet. Ich weiß, daß ich ohne euch eines bösen Todes gestorben wäre. Mein Herz ist deshalb voll von Dank gegen euch, und ich wünsche, euch dies beweisen zu dürfen. Die Waffen, welche dein Hadschi mir jetzt zurückgeben will, sind ein altes Erbstück meiner Familie. Derjenige, welcher sie tragen sollte, ist nun tot; ihr Anblick würde mich und die Meinen an seine Ermordung erinnern, und so möchte ich sie gern dir als ein Zeichen meiner Dankbarkeit schenken. Leider aber ist der Panzer dir zu klein; dem Hadschi paßt er ausgezeichnet, und so bitte ich dich um die Erlaubnis, denselben ihm schenken zu dürfen –“
    Der Hadschi unterbrach ihm mit einem Ausdruck des Entzückens. Stojko fuhr fort:
    „Den Säbel und den Handschar aber sollst du bekommen, denn ich wünsche, daß du dich beim Anblick derselben meiner erinnern möchtest.“
    Halefs Augen waren mit dem Ausdruck der größten Spannung auf mich gerichtet. Auf meine Antwort kam es an, ob er das reiche Geschenk annehmen durfte oder nicht. Ihm zuliebe sagte ich:
    „Was den Panzer betrifft, kann ich weder ja noch nein sagen. Er soll Halefs Eigentum sein, und so hat er allein zu bestimmen, ob er diese wertvolle Gabe annehmen will oder nicht.“
    „Sofort, sofort!“ rief der Kleine, indem er augenblicklich den Panzer wieder umschnallte. „Wie wird Hanneh, die Blume der lieblichsten Frauen, staunen und sich freuen, wenn ich so silberfunkelnd bei ihr ankomme! Wenn sie mir entgegenblickt, wird sie meinen, ein Held aus den Erzählungen von Scheherezade oder der berühmte Feldherr Salah ed din (Saladin) nahe sich ihr. Die tapfersten Krieger des Stammes werden mich beneiden; ich werde die Bewunderung der jungen Frauen und Töchter

Weitere Kostenlose Bücher