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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besitzen, und die Matronen werden in die Lobgesänge der Kühnheit einstimmen, sobald sie mich erblicken. Die Feinde aber werden bei meinem Anblick von dannen fliehen vor Angst und Entsetzen, denn sie werden an dem glänzenden Panzer erkennen – mich, den unbezwinglichen Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah!“
    Halef hatte sich eben bei allen seinen reichen Erlebnissen und Erfahrungen ein wahrhaft kindliches Gemüt bewahrt. Trotz des pathetischen Tones, in welchem er seine Worte vorbrachte, wagte es keiner, ihm mit einem Lächeln zu antworten. Stojko sagte vielmehr sehr höflich und achtungsvoll:
    „Es freut mich außerordentlich, daß der Panzer dir gefällt. Möge er derjenigen, welche du die Lieblichste nennst, sagen, wie viel ich dir zu verdanken habe! Hoffentlich wird auch der Effendi meine Gabe nicht verschmähen?“
    „Von einer Verschmähung kann keine Rede sein“, antwortete ich. „Es ist mir nur deshalb unmöglich, sie anzunehmen, weil sie zu kostbar ist. Du darfst dich nicht eines Schatzes berauben, welchen deine Ahnen heilig gehalten haben.“
    Seine Miene verdüsterte sich. Ich wußte gar wohl, daß es eine fast todeswürdige Beleidigung ist, das Geschenk eines Skipetaren zurückzuweisen, glaubte aber, daß Stojko hier eine Ausnahme machen und sich nicht erzürnt zeigen werde. Doch klang seine Stimme beinahe heftig, als er fragte:
    „Effendi, weißt du, was ein Skipetar tut, wenn sein Geschenk zurückgewiesen wird?“
    „Ich bin noch nicht in der Lage gewesen, es zu erfahren.“
    „So will ich es dir sagen. Er rächt diese Beleidigung, oder, wenn er dem Beleidiger Dankbarkeit schuldet, so daß er sich nicht rächen kann, so vernichtet er die Gabe, welche verachtet wird. Auf keinen Fall aber nimmt er sie zurück. Es würde die größte Undankbarkeit gegen dich sein, wenn ich dir zürnen wollte; denn du hast mir das Leben erhalten und meinst es auch jetzt gut mit mir. Darum darf mein Zorn sich nur auf die Gegenstände erstrecken, welche dein Mißfallen erregt haben. Sie sollen vernichtet werden.“
    Er zog den Säbel aus der Scheide und bog die Klinge zusammen, enger und immer enger, so daß sie schließlich zerspringen mußte. Ich ergriff seine Hand, um ihn daran zu hindern, und rief:
    „Mann, bist du des Teufels! Es kann doch dein Ernst nicht sein, diese unvergleichliche Klinge zerbrechen zu wollen! Du drohst es nur!“
    „Ich drohe nicht. Ich gebe dir vielmehr mein Wort, daß sie in Stücke gehen wird, wenn du nicht schnell versprichst, sie von mir anzunehmen.“
    Er befreite sich von meiner Hand und begann wieder, energisch zu biegen. Ich sah, daß es ihm wirklich ernst sei, und sagte darum:
    „Halt ein! Ich nehme sie.“
    „Und auch den Handschar?“
    „Auch ihn.“
    „So ist es gut. Stecke beide in deinen Gürtel! Mögen sie dir Schutz in Gefahr und Sieg im Kampf bringen! Jetzt aber wollen wir aufbrechen, bevor die Angehörigen des Schut erfahren, was vorgegangen ist.“
    „Wenn du meinst, das sie es nicht wissen, so irrst du dich. Rugova ist so klein, daß diese Leute alles Geschehene wissen würden, selbst wenn es einen andern als just ihn betroffen hätte. Jedenfalls haben sie ihre Vorbereitungen gut getroffen. Löst dem Schut die Fesseln von den Füßen, damit er gehen kann. Osco und Omar mögen ihn in ihre Mitte nehmen, und augenblicklich einen jeden niederschießen, der es wagen sollte, die Hand zu seiner Befreiung auszustrecken.“
    Die Fesseln wurden dem Perser abgenommen. Er bewegte sich nicht.
    „Steh auf!“ gebot Halef.
    Der Gefangene tat, als hätte er es nicht vernommen. Aber als ihm der Hadschi einen derben Peitschenhieb verabreichte, sprang er augenblicklich auf, warf dem Kleinen einen wütenden Blick zu und schrie:
    „Hund, das darfst du wagen, weil ich an den Händen gebunden bin! Wäre das nicht der Fall, so würde ich dich augenblicklich zermalmen. Aber noch ist die Sache nicht zu Ende. Ihr alle werdet bald und gewiß erfahren, was es heißt, den Sch – wollte sagen, Kara Nirwan zu beleidigen!“
    „Sprich das Wort Schut immer aus“, antwortete ich, um ihn zu einem Bekenntnis zu reizen. „Wir wissen doch alle, daß du der Anführer der Räuber bist. Aus der Ferne hast du deine Hunde auf die Opfer gehetzt, du aber bist stets im sicheren Dunkel geblieben. Der Köhler mußte dir die Leute in das Garn treiben, und nur durch Tücke und Hinterlist hast du sie in die Falle gelockt. Der Räuber, welcher kühn und offen den

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