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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gemerkt. Es ist ein fremder Name.“
    „Ist Hamd en Nassr bei ihnen?“
    Ich sah es ihm an, daß er mit Nein antworten wollte, aber ich warf ihm einen Blick zu, vor welchem er erschrak. Darum ließ er ein zögerndes Ja hören.
    „Wo ist er jetzt?“
    „Fort.“
    „Wohin?“
    „Nach Pacha und weiter.“
    „Allein?“
    „Nein. Die Fremden sind mit ihm gefahren.“
    „Wie viele waren es?“
    „Ein Mann, eine alte und eine junge Frau und der Fuhrmann.“
    „Wie lange sind sie fort?“
    „Noch keine Viertelstunde. Dort sitzen die Fuhrleute für die beiden übrigen Wagen, welche nachfolgen sollen.“
    Er deutete auf die beiden ersterwähnten Männer.
    „Hattest du noch andere Gäste?“
    „Nein.“
    „Keinen aus Rugova?“
    „Nein.“
    „Du lügst, Mann! Kara Nirwan ist dagewesen und mit Hamd en Nassr und dem Wagen fortgeritten. Er ist erst in der Nacht angekommen!“
    Ich sah, welche Angst er empfand. Er war wohl mit dem Schut einverstanden und antwortete verlegen:
    „Ich kenne keinen Kara Nirwan. Ein Reiter kam allerdings vor zwei Stunden, aber nicht aus Rugova, sondern aus der entgegengesetzten Gegend, nämlich aus Alessio. Er hatte es sehr eilig, und da die Fremden denselben Weg nahmen, wie er, so schloß er sich ihnen an.“
    „Richtig! Er hatte es also so eilig und ist doch mit einem Ochsenwagen geritten! Da kommt er freilich schnell vorwärts. Dieser Wagen ist aber nicht nach Pacha gefahren; wir kommen von dort und hätten ihm begegnen müssen. Ich kenne dich; ich weiß auch, was hier vorgehen soll. Wir werden wiederkommen und weiter mit dir sprechen. Nimm dich in acht! Wir werden dafür sorgen, daß diese Leute nicht in einer Spalte der Newerafelsen verunglücken.“
    Und mich an die Fuhrleute wendend, fügte ich hinzu:
    „Wir gehören zu der Familie, deren Sachen ihr fahrt. Ihr verlaßt diesen Khan nicht eher, als bis wir zurückgekehrt sind. Ich lasse unser Packpferd draußen stehen; führt es in den Stall und gebt ihm Futter und Wasser!“
    Die beiden Kerle erhoben sich schweigend, um diesem Befehl nachzukommen. Ich ging mit Halef wieder hinaus und stieg in den Sattel.
    „Wir reiten zurück. Es ist eine Teufelei los. Man will Galingrés Familie in eine Felsenspalte stürzen“, meldete ich.
    Galingré schrie erschrocken auf; ich hörte es kaum, denn mein Pferd befand sich bereits im Galopp und fiel im nächsten Augenblick in Karriere. Die andern brausten hinter mir drein.
    Ranko trieb seinen Goldfuchs an meine Seite und fragte:
    „Ist der Schut dabei?“
    „Ja.“
    „Allah sei Dank! So haben wir ihn!“
    Weiter wurde kein Wort gesprochen. Wir erreichten die Stelle, an welcher ich die Wagenspur untersucht hatte, und lenkten in dieselbe ein. Die Pferde schienen zu merken, daß man die größte Schnelligkeit von ihnen fordere. Wir brauchten sie gar nicht anzutreiben. Die beiden Schecken der Aladschy flogen nur so hin – sie machten ihrer Berühmtheit alle Ehre. Auch die andern Rosse taten ihre Schuldigkeit wie spielend. Nach meinem Rih aber war doch der Goldfuchs das beste Tier, das bemerkte ich jetzt.
    „Sihdi“, rief Omar hinter mir, „sage mir nur das eine, ob ich Hamd el Amasat zu sehen bekomme!“
    „Ja, er ist da!“
    „So möge sich die Hölle öffnen, denn ich werde ihr eine Speise geben!“
    Jetzt brausten wir durch die erwähnte Buschreihe hindurch. Ein freier, weiter Blick öffnete sich uns. Weit, weit vor uns, fast ganz am Horizont sah ich einen weißen Punkt, nicht größer als eine Muschelschale. Das mußte der Wagen sein – die weiße Plane leuchtete.
    „Schneller, schneller!“ rief ich. „Wir müssen ihnen möglichst nahe kommen, bevor sie uns bemerken.“
    Ich hatte meinen Rappen bisher weder mit den Sporen noch anderswie angetrieben. Jetzt rief ich ihm nur das altgewohnte ‚Kawahm‘ zu, und da war es, als ob er bisher nur im Schritt gelaufen sei. Er flog.
    „Maschallah! Welch ein Pferd!“ rief Ranko.
    Er war der einzige, dem es gelang, an meiner Seite zu bleiben, aber er mußte die Peitsche gebrauchen. Ich saß so ruhig im Sattel wie auf einem Stuhl; ich hätte dabei schreiben können, so gleichmäßig schoß Rih dahin.
    Der weiße Punkt wurde größer. Ich zog mein Fernrohr aus und blickte hindurch. Der Wagen bewegte sich vorwärts. Drei Reiter begleiteten ihn. Gott sei Dank! Wir kamen nicht zu spät. Wollte der Schut sein Vorhaben ausführen, so mußte er den Wagen halten lassen. Daß dieser sich noch in Bewegung befand, war ein Beweis, daß den Leuten noch

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