17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut
und es ist dies ja auch wahr, denn du bist ganz von selbst auf ihn gekommen. Genieße also getrost diesen Ruhm und befürchte nicht, daß wir dir das Vergnügen daran trüben werden. Dein Name wird erschallen weithin durch alle Lande bis an das Zelt, unter welchem Hanneh wohnt, die Unvergleichlichste der Frauen, der Töchter und der jungen Mütter.“
„Gewiß! Und wenn er nicht zu ihr dringt, so werde ich ihn selbst hinbringen. Wo aber finden wir einen Platz, an welchem wir uns bis morgen aufhalten können?“
„Da drüben auf den bewaldeten Bergen. Sie gewähren uns freie Aussicht auf diese Talebene und ermöglichen es uns, den Köhler Scharka und seine Gäste zu beobachten. Wenn wir uns meines Fernrohres bedienen, werden wir sie sehr deutlich sehen können, falls sie unsern gegenwärtigen Weg verfolgen, um nach der Schlucht zu reiten, in welcher wir nach Scharkas Plan überfallen werden sollen.“
„Hm!“ brummte Halef nachdenklich. „Sie werden sehr wahrscheinlich schon vorher bemerken, daß wir nicht dorthin geritten sind.“
„Einen solchen Scharfsinn traue ich ihnen nicht zu.“
„Es bedarf ja gar keines Scharfsinns. Sie brauchen nur die Augen zu öffnen, um unsere Spur zu sehen. Schau nur, wie tief die Hufe unserer Pferde sich in dem weichen Grasboden abzeichnen!“
„Das ist nur gut für uns, denn eben dieser Umstand ermöglicht es uns, sie über die uns eingeschlagene Richtung zu täuschen. Dieser weiche Boden wird ein Ende nehmen. Ich vermute, daß wir auf Stein und Fels gelangen, wo wir abbiegen können, ohne daß sie es merken.“
„So werden sie dann später beobachten, daß unsere Fährte fehlt.“
„Hoffentlich gelingt es uns, dies zu vermeiden. Wir haben ja Zeit genug, Vorkehrungen zu treffen.“
„So meinst du nicht, daß sie uns sogleich folgen werden?“
„Nein. Und nur aus diesem Grund habe ich ihnen gesagt, was in der Schlucht des Teufels geschehen ist. Ich wollte es ihnen eigentlich nicht mitteilen, damit die Aladschy, Suef, Junak und der Konakdschy spät genug ihrer Bande entledigt werden sollten. Um aber Zeit zu gewinnen, sah ich davon ab. Der Köhler wird mit seinen Leuten und mit dem Alim sich schleunigst nach dem Teufelsfelsen begeben, um die Gefangenen loszubinden. Diese werden eine ansehnliche Zeit brauchen, um alles zu erzählen, was geschehen ist. Dadurch gewinnen wir wenigstens zwei Stunden, und diese Frist reicht vollständig für uns aus, falls wir jetzt unsere Schnelligkeit vergrößern. Also rascher vorwärts!“
Wir setzten unsere Pferde in Galopp und erreichten nach kaum einer Viertelstunde diejenige Stelle, an welcher die Wagenspuren auseinanderliefen. Dort ritten wir, obgleich wir nach rechts wollten, nach links. Unsere Fährte war so deutlich, daß die uns Folgenden überzeugt sein mußten, wir seien derjenigen Richtung gefolgt, welche der Köhler uns angewiesen hatte.
Je mehr wir uns dem Höhenzug näherten, desto merklicher stieg die Wiese zum Fuß desselben an. Der Boden wurde härter, und endlich hörte der Graswuchs auf.
Nun ließ ich die Gefährten warten und ritt allein in gestrecktem Galopp weiter, bis ich die Schlucht erreichte, von welcher Scharka gesprochen hatte. Die Sohle derselben war weich, und ich ritt eine tüchtige Strecke in dieselbe hinein und wieder zurück, wobei ich dafür sorgte, daß die Hufe des Rappen sehr sichtbare Eindrücke hinterließen. So mußte der Köhler meinen, daß wir uns wirklich dort befänden.
Nachdem ich zu den Gefährten zurückgekehrt war, benutzten wir den harten, felsigen Grund, uns nach rechts zu wenden, ohne Spuren zu hinterlassen, was uns auch vollständig gelang.
Nach einiger Zeit kamen wir an eine Stelle, wo der Fuß der Bergkette weit vortrat. Wir lenkten zwischen die hier beginnenden Bäume hinein und stiegen ab, um unsere Pferde den ziemlich steilen Hang empor zu führen. Oben angekommen, befanden wir uns im Schatten riesiger Fichten, unter deren Wipfeln hinweg wir einen ganz freien Ausblick in das Tal der famosen Juwelenhöhle hatten. Hier banden wir die Pferde an, und ich drang tiefer in den Wald ein, um eine Stelle zu suchen, welche uns Futter für die Tiere böte und zugleich eine solche Lage hätte, daß das Feuer, welches wir machen mußten, nicht nach rückwärts bemerkt werden konnte.
Die Erfahrung ist da der beste Wegweiser. Die Beschaffenheit des Baumwuchses verrät schon aus der Ferne, wo Gras und Wasser zu finden ist. Ich traf auf eine lauschige, baumfreie Stelle, an welcher eine
Weitere Kostenlose Bücher