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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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denen ein Handlanger unterwegs war: Der Fischer hatte nämlich von fünfzig bis sechzig Konvoibegleitern gesprochen – und deren Säbeln wollten Taniz und seine Brüder sich allein nicht aussetzen. Ich brauchte keine Unterstützung«, Suúna deutete auf die an ihrem Gürtel baumelnden Yutzis, »denn meine Expedition in den Tausendjährigen Tempel hatte mir Waffen und Munition eingebracht, gegen die nicht mal eine Kompanie von Räubern mit Schwertern eine Chance hätte. Leider half mir das nicht in der gegenwärtigen Situation. Da ich die Yutzis unter meinem dünnen Kleid nicht hatte verbergen können, saß ich mit nur zwei Messern im Strumpfband am Tisch der Räuber. Dies erwies sich nun als Nachteil. Als ich einen Anfall von trunkener Müdigkeit vortäuschte und mein Nachtquartier aufsuchen wollte, zeigte sich, dass ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatte. Aus der Tatsache, dass ich auf ihre Kosten gegessen und getrunken hatte, leitete Taniz den Anspruch ab, er und seine Brüder könnten nun auch über meine Körperöffnungen verfügen. Und so fand ich mich plötzlich mit gespreizten Beinen rücklings auf dem Tisch wieder, an dem wir zuvor gesessen, getrunken und uns unterhalten hatten. Ich hörte den entsetzten Schrei der Wirtin und den rüden Fluch ihres Gatten; ansonsten war die Gaststube zu dieser späten Stunde bereits leer. Dann tauchte die vom Alkohol gerötete Visage Taniz' über mir auf und sabberte mich voll. Ich war im ersten Schreck wie gelähmt. Dann tastete ich über die Tischplatte, erwischte zwei Bierkrüge, riss sie hoch und schlug sie ihm von beiden Seiten gegen die Schläfen. Blut spritzte aus seiner Nase. Seine Brüder brüllten auf. Ich zog schnell die Beine an, drückte die Füße aneinander und ließ sie gegen Taniz' Kinn krachen. Taniz flog zur Seite; sein Banditenblut befleckte mein Kleid. Derweil schlug der Wirt seinen ersten Bruder mit einem Holzscheit zu Boden und wurde gleich darauf vom Säbel des zweiten durchbohrt. Die Wirtin schrie um Hilfe, riss die Tür auf und sprang auf die Straße. Ich rutschte vom Tisch, versetzte Taniz' Kinn einen Haken, entriss seinem zweiten Bruder die Klinge und trat ihm in den Schritt. Er fiel zu Boden und krümmte sich wie der Wurm, der er war. Schon kehrte die Wirtin mit sechs Ordnungshütern des Sultans zurück, die sich der betrunkenen Räuber mit Todesverachtung annahmen. Ich nutzte die Gelegenheit, lief die Treppe hinauf, raffte in meinem Quartier Gepäck und Waffen zusammen und sprang aus dem Fenster. Dann eilte ich in den Stall, wo mein treues Moolee nach drei Tagen Rast schon ungeduldig auf mich wartete. Während im Gasthof die Säbel aufeinander schlugen und die Funken sprühten, riss ich mir das Kleid vom Leib, zog mein Kampfzeug an und sprengte davon. Ich hatte ein bestimmtes Ziel: die Hängebrücke an der Ryanda-Schlucht, denn ich musste den Weg abkürzen, den die geheimnisvollen Vermummten und ihr Riesenedelstein genommen hatten. *** Und dort«, beendete Suúna ihre Geschichte, als sie und Aruula in der sternenklaren Nacht an einem Feuer saßen, »sah ich dann, dass Taniz und die seinen besser mit den Ordnungskräften des Sultans fertig geworden waren als angenommen. Außerdem kannten sie wohl auch eine Abkürzung, denn ich hatte die Brücke kaum überquert, als sie bereits auftauchten. Die eine Hälfte der Bande schlug ihr Lager vor der Brücke auf, die andere dahinter. Da begriff ich, dass sie wussten, dass ich nicht die Metze war, für die sie mich erst gehalten hatten. Sie wollten verhindern, dass ich ihnen zuvorkam, und stellten mir an der Brücke eine Falle. Und dann kamst du, Aruula…«
    Aruula hatte ihrer Retterin gebannt gelauscht. Suúna war nicht nur mit allen Wassern gewaschen, sondern wusste auch interessant zu erzählen.
    Suúna seufzte. »Unter den Toten auf unserer Seite habe ich nur einen von Abduls Söhnen gesehen. Wenn du sagst, du hast Taniz getötet, waren Abdul und die beiden anderen auf der Jagd. Gewiss sind sie längst zurückgekehrt und haben die Toten gefunden.« Ihre Miene wurde finster. »Ich weiß, wie diese Burschen aus dem Norden sind… Sie praktizieren Blutrache. Sie werden nichts unversucht lassen, um uns zu töten.«
    Aruula fiel der Mann ein, der ins Feuer gestürzt war. Ob er sie Abdul beschrieben hatte?
    »Sie haben die Brücke gekappt«, fiel ihr plötzlich ein. »Also können sie uns doch erst folgen, wenn sie eine neue gebaut haben.«
    Suúna schüttelte finster den Kopf.
    »Leider nicht. Es gibt

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