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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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dass wir ihre Göttin vernichtet haben. Jetzt sind sie endlich wieder frei.«
    Draußen schien die Sonne. Die Vögel zwitscherten. Als sie durch das Tor ins Freie traten, preschten Mourat, Hoosni und Hakaan auf ihren Moolees an der linken Seite des Klosters vorbei nach Norden.
    Von unten kam Aruula und Abdul eine Gruppe von Männern und Frauen entgegen. Quai nahm die Spitze ein. Alle trugen Schwerter. Es sah so aus, als wollten sie jemandem zu Hilfe eilen. Als Quai und ihre Verwandten Aruula sahen, stimmten sie ein lautes Freudengeschrei an. Offenbar hatte man sie vermisst.
    Abdul dagegen machte den Eindruck, dass er am liebsten weggelaufen wäre. Aruula nahm seine Hand. »Du musst für mich übersetzen…«
    »Die Fremden sind ganz plötzlich weggelaufen«, dolmetschte er Quais aufgeregte Worte. »Sie waren hinter Suúna her! Sie wollten sie töten…«
    »Es ist ihnen leider gelungen.«
    »Oh!« Die Frauen blickten traurig drein. Aruula sagte ihnen, wo sie Suúnas Leichnam finden konnten. Die Verwandten Quais liefen sofort durch das Tor in den Klosterhof, auf dem auch die Planwagen der Fremden standen und ihre Zugtiere grasten.
    »Wir werden sie rächen«, sagte Quai düster.
    »Tut das nicht«, ließ Aruula von Abdul übersetzen. »Die Frauen waren nicht bei Verstand. Ihre Göttin, die in einem großen Kristall wohnte, hat sie zu ihren Bluttaten getrieben. Nun ist die Göttin tot und sie sind frei. Lasst sie in Frieden ziehen.«
    Quai nickte. »Du warst Suúnas Freundin. Wenn das dein Wunsch ist, werden wir ihn befolgen.« Damit wandte sie sich an Abdul: »Und wer bist du? Du kommst mir irgendwie bekannt vor. Warst du schon einmal in dieser Gegend?«
    Abdul schüttelte heftig den Kopf und stieß ein paar Worte hervor, die wohl bedeuten sollten, dass er zum ersten Mal in diesem Land weile und sein Name Osama Halef Omar sei.
    Dann nahm er Aruulas Hand und zischte auf Britanisch: »Lass uns verduften, aber schnell…«
    Aruula verbeugte sich vor Quai, dankte ihr für die Gastfreundschaft und gab ihr zu verstehen, dass sie nun nach Yangonn aufbrechen müsse, der nächsten Station ihrer langen Reise. Quai umarmte sie, bedankte sich für ihren Besuch und machte sich dann ins Kloster auf, wo sich ihre Verwandten um Suúnas Leichnam kümmerten.
    Auf dem Dorfplatz errichteten die Einheimischen schon einen gewaltigen Scheiterhaufen, um die Leichen jener zu verbrennen, die bei der Schlacht ums Leben gekommen waren.
    Aruula sattelte ihr Moolee und trabte ans Ende des Dorfes.
    Alt und jung winkten ihr zu. Sie warf einen letzten Blick auf Quai und ihre Verwandten, die Suúna auf einer Bahre zwischen sich trugen und gerade vom Hügel herab kamen.
    Abdul Nadjibullah, der ebenfalls auf einem Moolee saß, wartete auf sie. »Du sagst, Yangonn wäre dein nächstes Ziel«, meinte er. »Dann haben den gleichen Weg. Hast du etwas dagegen, wenn wir ihn ein Stückweit gemeinsam zurücklegen?«
    Aruula dachte nach. Der Räuber war ihr irgendwie sympathisch. Außerdem hatte er ihr das Leben gerettet. »Ein Stückweit, ja.« Sie drückte ihrem schlappohrigen Reittier die Fersen in die Flanken und es trabte los. Der Ritt, der vor ihr lag, würde jedenfalls nicht langweilig werden.
    Sie hob den Kopf und schaute über den Pfad bergab.
    Wenige Tagesreisen von hier lag Yangonn. Bald würde sie wieder die Planken eines Schiffes unter den Füßen spüren.
    Dann konnte sie sich endlich ausruhen…
    ENDE

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