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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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unter ihrem Rammbock und sie überschwemmten unser Lager. Unsere Bolzen mähten sie nieder, aber sie waren so verdammt zahlreich, dass wir uns in die höher liegenden Höhlen zurückziehen mussten.
    Sie liefen wie Insekten über das Felsgestein zu uns herauf und rissen ihre Beute. Während wir immer weniger wurden und absehbar war, wann der Letzte von uns ihnen zum Opfer fiel, ertönte das blecherne Schmettern einer Trompete, und auf den Hügeln hinter den Palisaden erhoben sich – so erschien es mir jedenfalls – Hunderte von bewaffneten Anangu und kamen uns zu Hilfe.
    Sie strömten durch das offene Tor. Die im Licht der Sterne blitzenden Klingen der Tapferen Schwestern waren ein Anblick, der sich in mein Hirn einbrannte. Das Geschrei der Taratzen, die unter ihren Hieben verendeten, war Musik in meinen Ohren. Von neuem Mut beseelt packten wir unsere Schwerter und gaben unsere letzte Kraft. Die sich in unser Fort ergießenden Scharen, die die Taratzen in ihrem eigenen übel riechenden Blut ersäuften, richteten uns auf.
    Die Tapfere Schwester Hazee zog mich unter einem Kadaver hervor, der auf mich gefallen war. Sie drückte mich an sich, und ich klammerte mich an ihren Hals. Auf dem Weg zum Hügel erschlug sie zwei weitere Ungeheuer…
    Während der Fahrt ans Meer bekam ich Fieber und verschlief den Rest der Reise. In der Festung begegneten mir viele Mädchen meiner Art: Überlebende aus Wüstenforts und Migranten aus dem Süden, wo die Bestien offenbar noch viel zahlreicher waren. Keine Jungen, keine Männer. Die Tapferen Schwestern nahmen nur Mädchen in ihre Reihen auf.
    Schaurige Gerüchte machten die Runde: Flüchtlinge aus dem Süden behaupteten, sie seien auf dem Weg nach Derby sprechenden Taratzen begegnet. Andere behaupteten, die Biester seien nicht nur intelligent, sondern auch im Begriff, sich »völkisch« zu organisieren.
    Man spekulierte über unsere Zukunft: Schwester Orlee fragte, ob Menschen fressende Tiere ein Bewusstsein entwickeln konnten und irgendwann so sein würden wie wir oder die Jackos.
    Die Ehrwürdige Mutter wurde nachdenklich. Bald verließen Kommandos die Ordensburg und sondierten das Hinterland.
    Die Nachrichten, die zu uns drangen, waren sehr beunruhigend, denn sie bestätigten die Beobachtungen. Ein Kommando berichtete vom Heer eines »Taratzenkönigs«, das den Bewohnern der Ruine Perth so schwer zusetzte, dass ihr baldiger Untergang absehbar war.
    Die Ehrwürdige Mutter setzte ein Komitee ein, das einen Ausweg aus unserer Lage suchen sollte. Die Schwestern machten viele Vorschläge, doch die Meldungen über die siegreichen Feldzüge des Taratzenkönigs mehrten sich, und bald wussten wir, was uns bevorstand.
    Das Komitee diskutierte alle vorstellbaren Möglichkeiten der Abwehr, kam jedoch zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis.
    Neue Schreckensmeldungen trafen ein: Eine Anangu aus dem Osten, die die Wüste auf dem Rücken eines mysteriösen Fluginsekt überquert hatte, war tödlich abgestürzt, hatte aber einem unserer Spähtrupps noch berichtet, dass sich die Taratzen zusammenrotteten, um einen Vernichtungskrieg gegen die Anangu und die Jackos zu führen. Anangu aus dem Westen hatten aus der Luft viele tausend Feuer und zahllose Schlachten gesehen, in den Jackos und Anangu sich ihrer Haut wehrten.
    Offenbar verfolgte der Taratzenkönig den Plan, unser ganzes Gebiet von Zweibeinern zu säubern.
    Die Ehrwürdige Mutter rief die Kristallene Göttin an und nannte uns dann die einzig mögliche Lösung unseres großen Problems: Emigration!
    ***
    Am nächsten Morgen hatte sich der Himmel zugezogen.
    Kühler Wind wehte aus dem Norden heran, als Aruula und Suúna ihr Frühstück verzehrten. Dann sattelten sie die Moolees. Aruulas grauer Vierbeiner war ein angenehmer Zeitgenosse: Er reagierte auf jeden Schenkeldruck und es machte den Anschein, als sei er daran gewöhnt, täglich Hänge hinauf zu traben.
    Hin und wieder legte er allerdings eine gewisse Schreckhaftigkeit an den Tag – wenn er etwa einem der rotbraunen Nager mit den Facettenaugen begegnete, die hin und wieder von den Bäumen sprangen, neben ihnen herliefen, wie Bettler eine Pfote ausstreckten und »Tschie!« riefen.
    In solchen Fällen quäkten die Moolees einstimmig los und sprangen wie panische Bergziegen hin und her, bis die Nager zeternd verschwanden.
    Als Aruula auf die merkwürdigen Gesten der drolligen Tierchen hinwies, erzählte ihr Suúna, dass Murgatroyds angeblich intelligenter wären als so mancher

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