Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
Kloster eingenistet. Quai meint, sie erholen sich von den Strapazen ihrer Reise…«
    »Und?« Aruula hatte den Verdacht, dass ihre Retterin ihr etwas verschwieg.
    Suúna runzelte die Stirn. »Bisher gab es keine Kontakte zwischen dem Dorf und den Reisenden.«
    »Das ist aber eigenartig.«
    Suúna nickte. »Das sagen die Frauen auch…«
    »Ach, wirklich?« Aruula schaute interessiert auf. »Ob du es wohl über dich bringen könntest, mich in alles einzuweihen, was du erfahren hast?«
    Suúna zuckte verlegen die Achseln. »Nun ja… Die Menschen in diesem Land lieben das Licht und die Sonne.« Sie beugte sich vor. »Die Fremden tragen Kapuzen und sind vermummt. Das lässt sie sehr finster wirken. Und außerdem …« Sie schaute sich um. »Quai sagt, dass nicht nur ihre Gewänder schwarz sind, sondern auch ihre Gesichter. Und dass es sich allem Anschein nach … um Frauen handelt.«
    »Schwarze Frauen?« Aruula kniff die Augen zusammen. Sie kannte jede Menge schwarze Menschen, nicht nur Honeybutt Hardy. »In Meeraka ist fast jeder Zweite schwarz«, sagte sie.
    »Aber nicht hier.« Suúna runzelte die Stirn. »Glaubst du, diese Leute stammen aus Meeraka?«
    »Vielleicht sind es Afraner.« Afra war eine riesengroße Insel; Maddrax nannte sie »Afrika«. Vom südlichsten Zipfel Eurees aus konnte man sie in ein paar Stunden mit einem Kanu erreichen.
    Quai schnaubte abschätzig. »Wer diese Fremden auch sind, sie erwecken nicht den Eindruck, dass sie auf unsere Gastfreundschaft Wert legen. Sie haben noch kein Wort mit uns gewechselt. Sie kamen in der Nacht und scheuen das Tageslicht. Vielleicht sind sie nicht besser als dieser Nadjibullah und sein Gelichter…«
    »Glaubt ihr, sie sind in euer Land gekommen, um Böses zu tun?«, fragte Aruula. »Habt ihr irgendwas beobachtet, das darauf schließen lässt?«
    Nachdem Suúna ihre Fragen übersetzt hatte, schauten die Frauen sich unbehaglich an. Sie hatten etwas auf dem Herzen, trauten sich aber wohl nicht, darüber zu sprechen.
    Suúna hakte bei Quai nach.
    Quai holte daraufhin tief Luft und sagte leise: »Wir sind als gastfreundliches Volk bekannt. Wer müde und hungrig bei uns anklopft, dem öffnen wir die Tür. Wir geben ihm zu essen und richten ihm ein Lager, damit er sich erholen kann.« Ihre Augen blitzten. »Kommt uns jemand besuchen, heißen wir ihn willkommen und verbeugen uns vor ihm, damit er sieht, dass wir es freundlich meinen. Dies ist doch wohl eine Sprache, die man überall versteht.«
    Aruula und Suúna, die ständig übersetzte, nickten.
    »Aber nicht für die fremden Weiber.« Quai schüttelte impulsiv den Kopf. »Sie kamen, wie gesagt, im Dunkeln. Nur wenige von uns haben ihre Ankunft beobachtet. Doch als sie sich verbeugten, wurden sie angefaucht und mit langen Klingen bedroht.«
    »Was?!« Aruula war fassungslos.
    Eine andere Frau sagte nun etwas. Quai winkte ab, doch die andere, die etwas älter war, ließ sich den Mund nicht verbieten.
    Eine dritte Frau schien der zweiten beizupflichten, und schließlich stieß Quai ungehalten etwas hervor, das Suúna übersetzte: »Mutter sagt, die schwarzen Weiber sind Hexen.«
    »Hexen?« Aruula horchte auf.
    Zwischen der älteren Frau und Suúna flogen aufgeregte Worte hin und her.
    »Sie haben… drei junge Männer verhext«, übersetzte Suúna zögernd. »Zwei haben sich in den Tod gestürzt. Der dritte redet … in Zungen.«
    »In Zungen?« Aruula machte große Augen. »Was meint sie damit?«
    Suúna wandte sich wieder an Quai. Quai sprach mit ihrer Mutter und die Mutter mit Suúna. Auch die anderen Frauen redeten nun mehr.
    Aruula merkte, dass die Frauen sich nicht ganz einig waren.
    Nicht alle glaubten wohl an Hexerei. Nach sechs Jahren an Maddrax' Seite war auch sie selbst nicht mehr sicher, ob es dämonische Kräfte gab. Viele seltsame Begebenheiten und Fähigkeiten waren auf die Beeinflussung unsichtbarer Strahlen oder die Daa'muren zurückzuführen. So vielleicht auch die
    »Hexenkräfte« der Fremden.
    »Sie meint«, sagte Suúna nun, »dass er eine Sprache spricht, die ohne Sinn und Verstand ist und von niemandem verstanden wird.«
    Aruula schaute sie in die Runde. »Ich möchte den jungen Mann sehen…«
    ***
    Als sie durch den kühlen Höhlengang ins Innere des Berges vordrangen, ging Aruula allerhand durch den Kopf.
    Lichtscheue schwarzhäutige Weiber, die ihre Gastgeber mit gezückter Klinge verscheuchten… Mit wem hatten sie es zu tun? War die einheitliche Kleidung der fremden Frauen ein Hinweis

Weitere Kostenlose Bücher