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170 - Die Scharen der Nacht

170 - Die Scharen der Nacht

Titel: 170 - Die Scharen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hätte. Im letzten Moment drehte sie die Klinge und traf mit der flachen Seite seine Schläfe.
    Roter Turban knickte ein und stürzte. Dabei riss er einen der am Feuer hockenden Männer um, der in die Flammen fiel.
    Funken stoben.
    Roter Turban hatte zugleich Glück und Unglück: Glück deswegen, weil er nicht bewusstlos ins Feuer stürzte. Unglück, weil sein Hals auf einen der dicken Steine prallte, die das Lagerfeuer daran hinderten, auf die Wiese über zu springen.
    Knack. Das Geräusch sagte Aruula alles – und wohl auch den anderen Männern, die nun aufgesprungen waren und Säbel und Messer zogen. Die Augen des Gestürzten standen weit offen und waren so gläsern, dass niemand glauben konnte, er würde jemals wieder aus seiner Ohnmacht aufwachen.
    Die vier Unverletzten stierten zuerst ihren Anführer und dann Aruula an. Der Mann, den Roter Turban ins Feuer gestoßen hatte, sprang heulend von einem Bein aufs andere.
    Shiit. Aruula hatte es nicht auf einen Kampf angelegt. Schon deshalb, weil die Burschen sich ihr kaum nacheinander stellen würden. Und richtig: Sie schwangen wie ein Mann ihre Säbel und rückten näher.
    »Ich warne euch«, fauchte Aruula. »Ihr wisst nicht, mit wem ihr euch einlasst!«
    Einer der Banditen – Aruula zweifelte nicht daran, dass es welche waren – lachte heiser und stieß gutturale Laute aus.
    Sofort trennten sich zwei Mann von dem Quartett, gingen nach rechts und links. Sie wollten Aruula in die Zange nehmen.
    Ihr Schwert sank auf Brusthöhe, dann führte sie einem gewaltigen Rundschlag. Die Klinge ließ die Luft sirren. Die Banditen wichen zurück.
    Aruula wusste, dass sie nicht alt werden würde, wenn sie hier blieb. Sie musste zur Brücke. Wenn es ihr gelang, die Hängebrücke rückwärts zu überqueren, verloren die Kerle ihre Überzahl. Das Ding war so schmal, dass sie sich ihr einzeln stellen mussten.
    Noch einmal flog ihr Bein hoch. Sie traf den Angreifer, der sich von rechts an sie heranmachen wollte, vor die Brust und warf ihn zurück.
    Jetzt! Aruula rannte wie der Blitz los. Bis zur Brücke waren es nur zwanzig Schritte. Die Banditen würden sich bestimmt zweimal überlegen, ob sie ihr auf das wackelige Ding folgen sollten. Wer sich auf dem Gebilde aus Holzbohlen und Stricken auf einen Schwertkampf einließ, musste verdammt standfest sein…
    Schon klapperten Aruulas Stiefel über die Bretter. Ihr Gewicht ließ die Brücke so heftig wanken, dass sie erschreckt aufschrie und mit der Linken nach der geflochtenen Reling griff. Dies behinderte ihr Vorankommen so sehr, dass sie einen raschen Blick hinter sich warf, um zu sehen, was ihre Verfolger taten.
    Die waren am Abgrund stehen geblieben und schauten feixend hinter ihr her. Der Mann mit den Brandwunden heulte und lief zu dem Pfad, der Aruula hierher geführt hatte. Wollte er Verstärkung holen? Oder gab es dort einen Bach, an dem er seine Wunden kühlen konnte?
    Aruula kniff die Augen zusammen. Warum folgten diese Blödiane ihr nicht? Und warum grinsten sie so?
    Sie drehte sich vorsichtig um. Sie hatte die Hälfte der Brücke überquert. Doch dies war kein Grund zum Frohlocken: Auf der anderen Seite standen sechs weitere Kerle!
    »Meerdu…« Aruula verharrte. »Was jetzt, ihr Götter?«
    Weitergehen war Wahnsinn, Zurückkehren Irrsinn. Was für eine schöne Wahl…
    Aruula wusste, wie gut sie mit dem Schwert umgehen konnte. Aber sie machte sich nichts vor: Wenn sie auf dieser schmalen, wackelnden Brücke blieb, konnte sie, wenn man sie in die Zange nahm, mit Glück vielleicht zwei Gegner ausschalten. Dann würde man von zwei Seiten mit Säbeln auf sie einhacken.
    Sie war so gut wie tot.
    Wudan, steh mir bei. Aruula packte ihr Schwert mit beiden Händen.
    In diesem Moment teilte sich hinter den Banditen die Vegetation und eine abenteuerlich gekleidete Frau trat auf den Plan.
    Die Waffen, die sie in den Händen hielt, waren Aruula ein Begriff: Die kleinen Eisen mit den kurzen Läufen hießen Yutzi und waren tödlicher als ein Hornissenschwarm. Sie hatte diese Waffe schon in Aktion gesehen und wusste: Wo jemand mit solchen Dingern auftauchte, tat man gut daran, sich fest an den Boden zu drücken und zum Gott seiner Wahl zu beten.
    Wie jetzt.
    Als Aruula auf dem Bauch lag, erstarrte das Grinsen der Wegelagerer. Die Räuber hinter ihr brüllten auf. Auch sie hatten die Frau entdeckt.
    Zu spät. Ein ohrenbetäubendes Rattern erfüllte die Luft.
    Aruula schloss die Augen. Spitze Schreie und das Klatschen von Fleisch

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