1702 - Jagd auf die STYX
Seite, die zehn Ayindi mit Alaska und den Frauen auf der anderen.
Zwischen ihnen war nur einige Meter Abstand. Die Waffen der Kriegerinnen drohten mit flimmernden Abstrahlmündungen, aber noch fiel kein Schuß.
Rhodan atmete innerlich auf.
Der Augenblick, in dem es am ehesten zu unüberlegten, aus Panik geborenen Reaktionen kommen konnte, war jetzt vorüber. Es schien eine Chance zu geben, wenigstens durch Reden die Festnahme und den Abtransport hinauszuzögern. Denn nur so konnte die Operation für die Kämpferinnen abgeschlossen werden, wenn sie nicht völlig anders dachten als ein Mensch. Sie würden sich durch kein Argument ihren Erfolg nehmen lassen.
Aber sie schienen unsicher zu sein. Das waren nicht die zehn entschlossenen Ayindi, die wie der Blitz in die STYX eingedrungen waren. Sie starrten die Galaktiker an. Keine schien in diesem Augenblick das Kommando über die kleine Truppe übernehmen zu wollen.
„Angst haben diese Amazonen bestimmt nicht", flüsterte Atlan. „Aber sie sehen uns an, als seien wir Gespenster. Wir scheinen ihnen so unheimlich zu sein, daß es sie regelrecht lähmt."
„Abwarten und die Nerven behalten", gab Rhodan zurück.
Unwillkürlich mußte er daran denken, daß sie sich bereits gefragt hatten, welche anderen Völker es neben den Ayindi noch im Arresum gebe.
Waren es so wenige, daß ihr Anblick die Rekrutinnen deshalb schockierte? Plötzlich erwachten die Jugendlichen aus ihrer Starre. Es war, als explodierte ihre Energie in den heftigen Worten, die sie an Rhodan und Atlan richteten. Sie schrien durcheinander, bis endlich eine von ihnen zwei Schritte vortrat und den anderen bedeutete, daß sie schweigen sollten.
Sie alle waren kleiner als Moira. Sie waren viel jünger als sie und wahrscheinlich ohne jede Erfahrung im wirklichen Kampf. Aber sie waren allesamt Kraftpakete wie die Söldnerin, geschmeidig, drohend, gefährlich in ihren schwarzen Kampfkombinationen.
„Woher kommt ihr?" fragte die Ayindi. „Auf keiner bekannten Welt gibt es Wesen wie euch, aber wir haben gehört, daß eine Verräterin aufgetaucht ist und von uns gejagt wird. Sie soll aus dem Parresum gekommen sein, und von dort könntet auch ihr sein. Dieses Schiff ist uns fremd. Ist es ihres?"
„Moira ist keine Verräterin!" entfuhr es Alaska Saedelaere. Er versuchte, sich aus dem Griff einer Ayindi zu befreien - mit dem Erfolg, daß sie fester zupackte und ihm fast den auf den Rücken gebogenen Arm zerquetschte.
Alaska schrie vor Schmerzen laut auf.
Und als er in Perry Rhodans Augen sah, da wußte er, daß er einen Fehler gemacht hatte.
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Wieder redeten die Rekrutinnen wild durcheinander, bis ihre Anführerin sie mit heftigen Gesten zum Schweigen brachte.
„Wir haben es uns gedacht!" tönte sie triumphierend. „Wir haben das Schiff der haarigen Kollaborateurin entdeckt und ihre Komplizen gefangengenommen. Unsere Namen werden in die Geschichte eingehen!"
Sie schienen noch sehr viel lernen zu müssen, was Disziplin anging, denn jetzt brachen alle zehn in Jubel aus. Rhodan sah, wie Atlan nach seiner Waffe greifen wollte. Er war ebenfalls bereit, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Den Tod einer Ayindi unter allen Umständen vermeiden zu wollen war eine Sache. Aber was nützten ihm und den Gefährten alle diplomatischen Rücksichten, wenn sie tot waren?
Dabei wäre ein offener Schlagabtausch mit Energiewaffen hier in diesem Korridor reiner Selbstmord gewesen. Ohne Waffen aber hatten die Galaktiker nicht den Hauch einer Chance gegen die zehn körperlich haushoch überlegenen Gegnerinnen.
Noch einmal versuchte Rhodan es mit Worten. Er drückte Atlans Hand hinter seinem Rücken zurück und sagte: „Wir sind mit Moira gekommen, ja. Sie will aber nichts anderes als euch ihre Unschuld beweisen."
„Wo ist sie?" fragte die Sprecherin. „Wo versteckt sich die haarige Verräterin?"
Da war es wieder.
Da war zum zweitenmal die Rede von Moiras Haarpracht, in direkter Verbindung mit dem Vorwurf des Verrats.
„Was ist so schlimm an ihren Haaren?" fragte Rhodan. Zeit! Wo bleibst du, Moira? „Oder so falsch? In zwei Millionen Jahren kann sich vieles geändert haben - wo wir herkommen, wechselt die Mode alle zwei Jahre. Wenn ihr Ayindi heute alle kahlköpfig seid, könnt ihr doch nicht eine andere aus eurem Volk nur deshalb als Kollaborateurin beschimpfen, weil sie noch ihre Haare besitzt!"
Er hatte bewußt übertrieben formuliert.
Die Anführerin des Trupps
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