1702 - Jagd auf die STYX
plötzlich zu feuern anfangen würden, beschleunigte Perry Rhodan unwillkürlich seinen Flug. Im Ernstfall hätte ihm das gar nichts genützt, denn ganz Hoyloon, bis auf die Ozeane, war so wie hier.
Die schräg am Himmel stehende, weiße Sonne ließ die Türme, Masten und Gebäude lange Schatten werfen, womit die Szenerie noch gespenstischer wurde. Manchmal schien sich in ihnen etwas zu bewegen, aber es waren entweder Sinnestäuschungen, oder kleine Staubwolken wurden von einem leichten Wind aufgewirbelt.
Der Aufwand, mit dem diese Welt in eine waffenstarrende Festung verwandelt worden war, war schier unvorstellbar. Was hatte die Ayindi dazu getrieben - falls es die Ayindi gewesen waren? Wenn sie Hoyloon als ein Bollwerk gegen die Abruse ausgebaut hatten, was war dann die Abruse?
Moira, hoffte der Terraner, konnte ihnen jetzt vielleicht endlich die Antwort geben.
Die Söldnerin erwartete sie in einem selbst aus der Luft unüberschaubaren Gebäudekomplex, der, im Gegensatz zu allen anderen bisher überflogenen, über eine Vielzahl von Eingängen und großen Fenstern verfügte - offenbar eine Art Verwaltungstrakt für diesen Teil des Planeten. Es gab breite, hohe Korridore, durch die die Gefährten bequem fliegen konnten, immer dem Kurs folgend, den Moira in ihre Kleinsyntrons funkte.
Alles war in das anscheinend allgegenwärtige kalte Licht getaucht, weiß wie die schmucklosen Wände.
Hier hatten Ayindi gelebt, das bewiesen die Abmessungen. Überall gab es offene Türen. Hinter manchen konnte man Tische und Sitzgelegenheiten sehen, alles spartanisch eingerichtet und offenbar überstürzt aufgegeben und verlassen.
Rhodan spürte, daß viel mehr hinter dem Rätsel steckte, das ihnen dieser trostlose Planet aufgab - mehr, als sie ahnen konnten, Mehr an Gefahr. Von hier waren unzählige Ayindi geflohen, und zwar überstürzt.
Wovor?
Was bedrohte Hoyloon? Es gab keine Flotten in der Nähe, die einen Abwehrriegel gegen die vorrückende Abruse bildeten. Was also hatte die Ayindi, die es auf sich genommen hatten, einen verseuchten Planeten zum Bollwerk auszubauen, von heute auf morgen vertrieben?
Es herrschte die Stille des Todes. Nichts rührte sich, kein Geräusch ließ die Galaktiker zusammenzucken. Sie machten Bemerkungen, die meist sinnlos waren, aber wenigstens ihre eigene Stimme in den Helmempfängern hören ließen. Die Wände schwiegen sie an. Die Räume, an denen sie vorbeiglitten, waren wie Grabkammern hinter den offenstehenden Zugängen. Und hinter jeder Gangbiegung und Abzweigung, die sie in diesem Labyrinth nehmen mußten, schien das Grauen auf sie zu warten.
Dann endlich sahen sie Moira.
Sie landeten mitten in einem riesigen, kreisrunden Kontrollraum, mindestens fünfzig Meter im Durchmesser und zehn Meter hoch. Moira erwartete sie vor einer halbkreisförmigen Bildschirmgalerie.
„Ich kann mich jetzt an einige weitere Dinge erinnern", erklärte sie, ohne auf ihre „Flucht" aus der STYX und das einzugehen, was sie den Galaktikern zugemutet hatte. „Es betrifft meine Jugend, und es betrifft die Abruse - vor allem sie."
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Einen Teil von dem, was Moira ihnen jetzt sagte, hatten die Menschen schon so oder ähnlich gehört, aber deswegen kam niemand auf den Gedanken, sie zu unterbrechen. Denn es war nur der Beginn ...
Sie standen um die Ayindi herum, alle fünf, in einem Halbkreis, der sich mit dem der Monitoren zu einem vollen ergänzte. Hinter Moira sahen sie Bilder, mit denen sie noch nicht viel anfangen konnten.
Aber das sollte sich ändern.
Die Heimkehrerin erklärte erneut, daß es im Arresum eine Macht gebe, die danach trachte, alles natürlich entstandene Leben zu zerstören, um es in entarteter Form wiederauferstehen zu lassen. Die Formulierung trug nicht gerade dazu bei, den Galaktikern eine genauere Vorstellung von der Abruse zu geben.
Moira war nun viel ruhiger als während der Zeit der Flucht in der STYX. Fast wirkte sie emotionslos. Perry Rhodan überlegte, ob dies vielleicht ein Schutzmantel sei, mit dem sie ihr Bewußtsein umgeben hatte, bevor es angesichts ihrer Entdeckung kurzschloß.
„Macht und Einflußbereich der Abruse", klang Moiras Stimme fast gespenstisch im Widerhall der hohen, toten Wände, „sind seit den Jahrmillionen ihrer Existenz beständig gewachsen, obwohl mein Volk sie mit allen Mitteln bekämpfte - und dies immer noch tut, heute vielleicht härter als jemals zuvor."
„Weil seine Existenz noch nie so bedroht war?"
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