1702 - Jagd auf die STYX
fragte Atlan.
„Ich sagte euch, wie groß unser Einflußbereich heute noch ist", antwortete ihm Moira. Sie redete tatsächlich fast wie in Trance. Sie sprach langsamer als sonst, aber in ihrer Stimme lag nun mehr und mehr ein Zittern, ein sich steigerndes Beben, das alle Gedanken daran vergessen ließ, sie könne gegen das Grauen inzwischen abgestumpft sein. „Und daß er vor zwei Millionen Jahren noch das Doppelte betrug, obwohl alles extrem dünn besiedelt ist. Ihr könnt euch selbst ausrechnen, wie lange es im Arresum noch Raum für die Ayindi geben wird. Denn mehr als den Expansionsdrang der Abruse einzudämmen, hat mein Volk trotz des Einsatzes aller zur Verfügung stehenden Mittel nicht erreicht."
„Kinder!" sagte Nadja hart.
Moira drehte ihr den Kopf zu, und ihr Achselzucken sagte mehr als ihre Worte.
„Das stetige Vorrücken der Abruse", gab sie zu, „hat zwangsläufig dazu geführt, daß das ganze Leben, die Kultur und die Zivilisation der Ayindi fast nur noch ausschließlich auf den Überlebenskampf ausgerichtet sind. Die meisten werden schon von frühester Kindheit für diesen Kampf erzogen - was ihr auf Baloo gesehen habt, war noch gar nichts! Aus den Ayindi werden von klein an lebende Kampfmaschinen geformt. Die technische und wissenschaftliche Entwicklung konzentriert sich darauf, neue Waffen gegen den kristallenen Tod zu entwickeln. Mein Volk lebt in einer strengen militärischen Ordnung. Doch dieses ganze Aufbäumen mit aller Kraft und bis zur fast allerletzten Reserve hat nicht zum Erfolg geführt."
„Der kristallene Tod?" fragte Rhodan.
„Ich kenne diesen Begriff noch", erwiderte sie. „Aber ich weiß nicht mehr, was er bezeichnete."
Moira berührte ein farbig markiertes Sensorfeld. Auf einem der Bildschirme begann ein Film abzulaufen, der die Landung von vielen Rochenschiffen auf Hoyloon zeigte. Tausende Ayindi in geschlossenen Schutzanzügen verließen die Raumer und bauten die Bunkeranlagen, die Geschütztürme, die Energieversorger.
Es war vollkommen klar, daß der noch immer verseuchte Planet zur Bastion ausgebaut wurde. Die Raumforts kamen und bildeten eine Kugelschale um Hoyloon. Diese ganze Welt wurde nur für den einen Zweck präpariert, einem Angriff aus dem All so lange wie möglich standzuhalten.
„Du sprichst von der Abruse als einem Wesen, Moira", sagte Perry Rhodan in die Stille hinein. Es gab keinen Ton zu dem Film. „Wir können damit nichts anfangen. Ein solches Wesen kann eine Geistesmacht sein, eine Superintelligenz zum Beispiel. Es kann ein Einzelwesen sein. Aber die Ayindi haben hier auf Hoyloon allem Anschein nach einen Gegner aus Fleisch und Blut erwartet - viele Gegner, die mit Raumschiffen kommen.
Ist die Abruse also ein Volk?"
Es gab kein Volk, das ganze Sektoren eines Universums wie ein unsichtbarer Nebel überzog und alles natürliche entstandene Leben mit seinem kalten Atem auslöschte. Perry Rhodan war das klar, er wollte die Söldnerin nur zu weiteren Auskünften provozieren.
Natürlich war das nur möglich, wenn sie sie zu geben vermochte, und das schien ihm trotz ihrer Ankündigung nicht der Fall zu sein.
Ein zweiter Film lief an, auf einem anderen Schirm.
Die Galaktiker - sahen eine kleine Ayindi, vielleicht gerade anderthalb Meter groß. Ihr Alter konnten sie nicht abschätzen. Sie sahen in einigen Großaufnahmen ihr bloßes Gesicht, sie war kahlköpfig wie alle anderen.
Sie lachte in das Aufnahmegerät. Dann kamen erwachsene Ayindi und stülpten ihr einen Helm über den Kopf.
Schnitt.
Die gleiche junge Ayindi, klar an der Bekleidung zu erkennen, kämpfte gegen andere Kinder ihres Volkes. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein Geländespiel. Wie „Räuber und Gendarm", nur in anderer Kleidung und Umgebung. Aber dann fauchten die ersten Schüsse auf. Kinderkriegerinnen stürmten aus ihren Verstecken und feuerten auf andere Kinder, die von der anderen Seite des Trainingsplatzes kamen. Wer getroffen wurde, der brach zusammen und blieb regungslos liegen.
Erst als der Kampf zu Ende war, sahen die bestürzten Beobachter, daß die Ayindi-Kinder „nur" mit Lähmwaffen aufeinander geschossen hatten.
Die „Gefallenen" erhoben sich nach einer Weile wieder.
Die kleine Ayindi vom Anfang des Films gehörte zu den Siegern. Sie gehörte immer zu ihnen, je weiter die Kamera sie auf ihrem Lebensweg begleitete.
Sie ging an Bord von Raumschiffen, die sie auf immer andere Schulungsplaneten brachten, wo sie sich Stück für Stück voranarbeitete und
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