1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
wollen. Zuerst war Judy entsetzt gewesen und hatte sich gewehrt. Zunächst mit Worten, dann mit Taten, aber Ellen hatte nicht von ihren Forderungen gelassen. Sie brauchte das Blut, das hatte sie immer und immer wieder betont, und dann, als sie es nicht mehr aushielt, hatte Judy nachgegeben.
Sie erinnerte sich daran, wie sie in der Nacht aufgewacht war. Ellen war ihr sehr nahe gewesen. Ihr warmer Atem war über ihr Gesicht gestrichen und Judy wusste genau, was ihre Freundin wollte. Damit hatte sie sich nicht abfinden können. Sie hatte sich gewehrt oder wollte sich wehren, doch dann hatte sie zwei Dinge zugleich erlebt.
Zum einen hatte Ellen gelacht, und zum anderen stellte Judy fest, dass sie gefesselt worden war. An den Hand- und an den Fußgelenken. Sie konnte sich kaum bewegen.
»Jetzt ist es bald so weit, meine Liebe. Das wird unsere Verbindung werden. Blutschwestern …«
Judy war entsetzt. Sprechen konnte sie nicht. Im nächsten Moment wurde es hell. Da hatte Ellen die kleine Lampe eingeschaltet, die in der Nähe des Bettes stand.
Ihr Schein erreichte eine Frau, die nur mit einem Slip bekleidet und neben Judy hockte und sie gierig anstarrte. Ja, die Gier in den Augen war nicht zu übersehen, und so stark hatte Judy sie noch nicht erlebt. Sie war mit einem Nachthemd bekleidet, das ihren Körper völlig verdeckte. Doch das änderte Ellen, denn sie fing an, die Knöpfe zu öffnen. Normalerweise hätte es Judy nichts ausgemacht, in diesem Fall war alles anders, denn jetzt zeigte die Freundin ihr wahres Gesicht.
»Bitte, ich – ich will nicht …«
»Unsinn, davon wirst du nicht sterben. Es tut auch nicht sehr weh, das verspreche ich dir. Nur ein kleiner, scharfer und sogar süßer Schmerz, das ist alles.«
Judy Gruber konnte nichts sagen. Sie hätte auch gar nicht gewusst, was sie sagen sollte. Es hätte alles keinen Sinn gehabt. Ellen war sowieso stärker.
Jetzt hatte sie auch den letzten Knopf des Nachthemds geöffnet. Sie strich die beiden Hälften zur Seite und schaute sich den nackten Körper der Freundin an.
Sie kannte ihn gut. Umgekehrt war es auch der Fall. Und sie stellte wieder mal fest, dass Judy im Gegensatz zu ihr eine wahre Schönheit war.
»Du – bist doch kein Vampir – oder?«
»Richtig.«
»Die gibt es ja auch nicht.«
Ellen Wells lächelte geheimnisvoll. »Wenn du dich da mal nicht irrst, meine Liebe.«
»Warum willst du dann mein Blut?«
Ellen verdrehte die Augen. »Frag nicht. Denk daran, dass wir schon oft darüber gesprochen haben.«
»Ja, ja«, flüsterte Judy gequält. »Aber ich habe es nicht glauben können. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Ich mag dich auch, aber ich würde nie auf die Idee kommen, dein Blut trinken zu wollen.«
»Das ist eben der Unterschied zwischen uns beiden. Nimm es einfach hin.«
»Nein, ich …« Sie bäumte sich auf, aber sie konnte nur den Körper bewegen. Bei den Armen und Beinen war ihr das nicht möglich. Die Fesseln saßen einfach zu stramm.
Ellen Wells griff zur Seite. Wohin genau ihre Hand verschwand, sah Judy nicht, doch als sie wieder in ihren Sichtbereich geriet, umklammerten die Finger den Griff eines Rasiermessers.
Ihr stockte der Herzschlag! Weit riss sie ihre Augen auf und auch ihr Mund öffnete sich.
»Ganz ruhig«, flüsterte Ellen. »Du musst nichts sagen. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Ich will dich nicht töten, meine Liebe, ich will nur dein Blut.«
»Aber ich …«
»Kein Aber. Nur die Ruhe. Alles andere ist unwichtig. Du wirst merken, dass es nicht so schlimm ist.«
Dann führte sie den Schnitt aus. Alles ging so schnell, dass Judy den Weg des Messers kaum verfolgen konnte, aber sie spürte den scharfen Schmerz an ihrem linken Arm und drehte den Kopf. Den Schnitt sah sie nicht, dafür den roten Lebenssaft, der über ihren Arm lief.
Und dann geschah etwas, das sie erschreckte, obwohl sie damit hatte rechnen müssen. Ihre Freundin beugte sich über die Wunde und fing an zu trinken.
Sie vernahm ein Saugen und Schmatzen, während Ellen schluckte. Sie stöhnte leise vor sich hin, und Judy wünschte sich, bewusstlos zu werden. Das trat nicht ein, und so erlebte sie auch die folgenden Sekunden bei klarem Bewusstsein. Sie spürte sogar, wie das Blut aus der Wunde pulste und von ihrer Freundin getrunken wurde.
Wann Ellen den Kopf anhob und aufhörte zu saugen, das wusste Judy nicht. Sie hatte das Gefühl für Zeit verloren und wollte nur noch ihre Ruhe haben. Sie fühlte sich schläfrig und kam erst
Weitere Kostenlose Bücher