1705 - Mein Job in der Horror-Höhle
dort ein Toter liegt. Das verstehen Sie doch – oder?«
»Sicher.« Suko nickte ihr lächelnd zu. »Sie müssen auch keine Angst haben, dass wir ihn hier liegen lassen. Wir werden schon dafür sorgen, dass er abgeholt wird. Außerdem müssen wir seine Angehörigen benachrichtigen und …«
»Ja, die gibt es hier.«
»Das ist okay. Aber viel wichtiger ist die Frage, wer das getan hat und wo dieser Killer hergekommen ist.«
Sie hob die Schultern.
»Aber Sie haben von den Höhlen gesprochen, nicht wahr, Judy?«
»Sicher.«
»Sind sie weit von hier?«
Judy Gruber gab noch keine Antwort. Sie sah mich an, als ich mich auf sie zu bewegte.
Ich half ihr und fragte: »In den Felsen, die wir auf der Fahrt gesehen haben?«
»Ja. Ich weiß, dass Ellen des Öfteren dort gewesen ist. Aber ein genaues Ziel hat sie mir nicht genannt. Ich habe es dann auch eine Weile hingenommen, dass sie mein Blut trank. Wenn ich jetzt im Nachhinein darüber nachdenke, wird mir ganz anders.«
Ich fasste zusammen: »Wir müssen also davon ausgehen, dass es außer Ihrer Freundin noch weitere Gestalten gibt, die das Blut anderer Menschen trinken. Und die halten sich versteckt. Sie waren hier, sie haben Melvin Cox möglicherweise aus dem Haus gelockt und ihn hier getötet. Es kann sogar sein, dass er sie gekannt hat. Ja, wir müssen mit allem rechnen. Wer weiß denn, wer sich alles in den Höhlen oder Verstecken herumtreibt.«
Judy Gruber hob ihre Schultern. »Da kann ich Ihnen auch nicht helfen. Es ist mir alles so fremd geworden. Ich weiß wirklich nicht, was ich denken soll. Dieses Haus ist plötzlich – ich – nein …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß einfach nicht, ob ich hier noch leben kann. Wahrscheinlich nicht.«
Das konnten wir gut verstehen.
Um sie auf andere Gedanken zu bringen, fragte ich sie, ob es einen Menschen hier in Selling gab, bei dem sie unterkriechen konnte, der sie aufnahm und dafür sorgte, dass sie einige Tage Ruhe hatte.
»Ich denke mal nach. Aber erst später.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich habe noch etwas Bestimmtes vor. Ich muss etwas tun. Ich will Ihnen helfen.«
»Schön, und wie wollen Sie das?«
»Ich gehe mit, sollten Sie sich entschließen, zu den Höhlen zu gehen. Ja, das werde ich.«
Im ersten Moment sagte ich nichts. Auch Suko hielt sich zurück. Dann schluckte ich und deutete ein Kopfschütteln an. »Nein, Judy, das ist nicht gut. Sie würden sich nur in Gefahr begeben, und zwar in Lebensgefahr. Das können wir nicht riskieren. Sie sind nicht ausgebildet und …«
Judy stampfte mit dem rechten Fuß auf. »Ich will aber mit Ihnen gehen«, erklärte sie trotzig.
Suko und ich schauten uns an. Mir war es ganz und gar nicht recht, doch mein Freund dachte anders darüber.
»Eventuell können Sie uns bis zu einer bestimmten Stelle bringen. Von dort aus gehen wir dann allein weiter. Können wir uns darauf einigen?«
Sie überlegte nicht lange. »Ja«, sagte sie dann, »das wird wohl uns allen gerecht.«
Wir hatten ja das Glück, so früh gefahren zu sein. Deshalb war es noch hell, und es würden noch einige Stunden verstreichen, bis sich die Dunkelheit über das Land legte. Bis zu den Felsen oder Höhlen war es nicht weit. So hatten wir noch genügend Zeit, uns dort umzuschauen.
Suko ging als Erster zur Tür – und blieb plötzlich stehen, noch bevor er sein Ziel erreicht hatte.
Ich entnahm seiner Haltung, dass etwas nicht stimmte, und wollte ihn darauf ansprechen. Suko aber streckte den Arm zur Seite hin aus und winkte mit einer Hand ab.
»Was hast du?«, fragte ich halblaut.
Er gab mir die Antwort auf seine Weise. Er wies mit dem ausgestreckten Arm zur Treppe, die in den ersten Stock führte. Warum er das tat, war für mich nicht zu erkennen. Grundlos reagierte Suko jedoch nicht so, und ich hielt Judy Gruber fest, bevor sie sich an mir vorbeischieben konnte.
Sie wollte etwas sagen, aber ich legte einen Finger auf meinen Mund. Judy begriff und war ruhig.
Suko stand nicht direkt vor der Treppe. Er ging jetzt auf die erste Stufe zu und stellte sich seitlich von ihr hin, um so rasch wie möglich abtauchen zu können.
Jetzt hörten Judy und ich es auch. Auf der oberen Hälfte der Treppe musste sich jemand bewegen. Die Holzstufen gaben einen typischen Laut ab. Dieser Jemand wollte nach unten gehen. Genau das hatte mein Freund gehört.
Er huschte zur Seite und baute sich im toten Winkel auf, in den auch Judy und ich huschten.
Dort warteten wir.
Suko bewegte sich und zeigte mir
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