1709 - Die Blutprinzessin
Wagen von Welling her. In dieser Nacht blieb man lieber zu Hause, als durch die Gegend zu fahren.
Schnell konnte man nicht über ein solches Gelände fahren. So würde eine gewisse Zeit vergehen, bis das andere Fahrzeug die Straße erreichte.
Ich schaute hin und wieder in den Rückspiegel. Es konnte sein, dass wir falsch standen und das andere Fahrzeug hinter uns die Straße erreichte, aber das war nicht der Fall.
Ich hätte es mir denken können und erhielt durch Sukos Bemerkung die Bestätigung. Meine Augen waren zwar okay, doch er hatte bessere, und das bewies er in diesem Augenblick.
»Da bewegt sich etwas auf die Straße zu.«
»Ein Fahrzeug?«
»Ich denke schon, und ich kann mir auch vorstellen, dass es ein Mercedes ist.«
Auch ich sah den Umriss. Der Wagen fuhr ohne Licht und in einer Geraden auf die Straße zu. Er würde sie dort erreichen, wo es keinen Graben gab, und so traf eigentlich alles zu, auf das wir uns eingestellt hatten.
Ob es ein Mercedes war, sahen wir nicht. Jedenfalls ein recht großes Auto. Ich hatte meine Seitenscheibe zur Hälfte nach unten fahren lassen, um zu lauschen. Dabei war das Geräusch eines Motors zu hören, eines Diesels.
Der Fahrer hatte das Licht noch immer nicht eingeschaltet. Im Dunkeln wollte er weiter fahren. Er erreichte jetzt die Verbindung zwischen dem Gelände und der Straße und wurde nach rechts gelenkt. Er wollte demnach in Richtung Welling fahren.
»Das sind sie«, flüsterte Suko.
»Denke ich auch.«
»Und jetzt pass mal auf!«
Suko hatte den Satz noch nicht ganz beendet, da schaltete er das Fernlicht ein, dessen Helligkeit den anderen Wagen wie ein Lichtnetz erfasste …
***
Ja, es war dieser Mercedes, von dem wir schon gehört hatten. Das Licht fiel zwar gegen die Frontscheibe, trotzdem sahen wir nicht, wer sich dahinter aufhielt.
Jedenfalls war die andere Seite zu überrascht, sodass sich keiner bewegte. Das würde nicht mehr lange anhalten, und keiner von uns hatte Lust, den Mercedes zu rammen, sollte der sich in Bewegung setzen. Deshalb gab es nur eine Möglichkeit.
Raus und hin!
Ein kurzes Zunicken, dann schwangen an beiden Seiten die Türen auf. Bis zum Mercedes war es nicht weit, wir würden es in ein paar Sekunden geschafft haben.
Wir gerieten in unser eigenes Fernlicht und hoben uns deutlich von der Umgebung ab. Wenn der Fahrer schnell genug reagierte, konnte er uns aus dem Weg räumen.
Es passte mir nicht, eine Zielscheibe zu sein. Deshalb wich ich dem Licht aus und musste fast bis zum Rand der anderen Straßenseite. Ich wollte mich dem Mercedes von der Seite nähern, da hörte ich, dass der Motor aufheulte.
Einen Moment später sprang der Benz vor. Und dann war plötzlich mein Freund Suko da. Ich hatte nicht gesehen, woher er gekommen war. Er tauchte wie ein Phantom aus der Dunkelheit auf und sprang gegen die Fahrertür, die er aufriss.
Zum Glück hatte der Mercedes noch nicht zu viel Fahrt aufgenommen. Suko lief mit, hielt das Tempo und schnappte sich den Fahrer. Er tauchte in die Fahrerseite hinein. Ich hörte einen wilden Schrei, dann kippte Suko zurück und rollte über die Straße, wobei er nicht allein war, denn er hatte sich den Fahrer geholt und hielt ihn umklammert.
Einen hatten wir. Ich musste mich um die zweite Person kümmern und rannte quer über die Straße, vorbei an Suko und seinem Gefangenen. Ich wollte so schnell wie möglich bei dem Benz sein, der nicht stoppte und weiterhin hoppelte, als würde er von irgendwoher ständig Stöße erhalten.
Dann kam er doch zum Stehen. Und zwar dicht am Rand der Straße. Hätte es hinter mir einen Graben gegeben, wäre er sicherlich hineingerutscht.
Ich dachte daran, dass der Benz mit zwei Personen besetzt sein musste. Den Fahrer hatten wir, es fehlte die schöne Halbchinesin.
Im Auto sah ich sie nicht. Dafür fiel mir erst jetzt auf, dass beide Türen nicht geschlossen waren, und ein alles andere als freudiges Gefühl breitete sich in meinem Innern aus.
Ich musste mich nicht mal anstrengen, um erkennen zu können, dass der Wagen leer war. Ich stieß einen Fluch aus. Da das Innenlicht brannte, sah ich zudem, dass der hintere Teil des Fahrzeugs ebenfalls leer war.
Sina Wang hatte den Benz verlassen und blitzartig ihre Chance genutzt. Viel Zeit jedoch war nicht verstrichen, und deshalb konnte sie noch nicht weit sein. Über die Straße war sie nicht geflüchtet, da blieb nur das Gelände, in das sie abtauchen wollte.
Ich rannte noch nicht hinterher. Zunächst holte ich
Weitere Kostenlose Bücher