1709 - Die Blutprinzessin
Frage hörte.
»Was willst du?«
»Dich!«
Ich lächelte. »Das hatte ich mir gedacht. Sicher willst du auch mein Blut trinken – oder?«
Jetzt nickte sie, und dabei öffnete sie den Mund. Zum ersten Mal sah ich das Schimmern der beiden spitzen Zähne. Das war ihr Zeichen. Sie wies sich so als Blutsaugerin aus, denn ich war mir sicher, dass sie sich kein künstliches Vampirgebiss eingesetzt hatte.
»Du kannst dir vorstellen, dass ich etwas dagegen habe. Und ich sage dir zudem, dass bereits zahlreiche Vampire versucht haben, mein Blut zu trinken. Keiner hat es bisher geschafft. Ich bin immer stärker oder besser gewesen, und das wird auch heute so sein.«
»Glaube ich nicht.«
»Okay, das ist deine Sache, ich möchte trotzdem gern von dir wissen, warum du gerade mein Blut trinken willst. Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
»Du hast versucht, unsere Pläne zu stören. Und das kann ich nicht zulassen.«
»Ach? Du denkst an deinen Partner Elton?«
»Nicht nur an ihn.«
»An wen denn noch?«
»Johnny Conolly.«
Ich grinste breit. »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Du willst an ihn heran?«
»Ja. Wir haben ihn schon gehabt, und jetzt werden wir uns ihn zurückholen.«
»Das denke ich nicht. Aber mich würde interessieren, wer dich auf den Gedanken gebracht hat, Johnny Conolly zu entführen. Da muss es noch jemanden geben, der sich im Hintergrund aufhält.«
»Frag nicht so dämlich, John, das weißt du doch selbst!«, sagte eine Stimme hinter mir, und schon beim ersten Ton hatte ich gewusst, dass es Justine Cavallo war …
***
Ich hatte sie nicht gesehen, und trotzdem war es keine zu große Überraschung für mich. Ich wusste schließlich, dass sie im Hintergrund die Fäden zog, und jetzt war sie aus ihrem Schatten herausgetreten.
Mir rann es kalt den Rücken hinab, denn ich wusste, wie gefährlich sie war. Sie hatte sich entschlossen, uns zu jagen, weil ihr klar war, dass auch wir alles daransetzen würden, sie auszuschalten.
»Du also.« Mehr fiel mir in diesem Moment nicht ein.
»Wer sonst?«
»Ich wollte mich nur noch mal vergewissern.«
Ich hörte ihr Lachen. Dann sagte sie: »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht. Jetzt habe ich sogar die Wahl. Entweder trinke ich dein Blut oder ich überlasse dich meiner Helferin, der Blutprinzessin, die ebenfalls durstig ist.«
»Ein toller Name.«
»Ja, und nicht mal so falsch. Sina war schon immer eine Prinzessin. Zumindest hat sie sich so gesehen. Du kannst wählen, John. Sie oder ich. Und wenn alles vorbei ist, werden wir wieder zusammen sein und unsere Zeichen setzen.«
Egal, aus welchem Blickwinkel man es sah, ich befand mich in keiner guten Lage. Die Cavallo hatte mich in die Enge getrieben, und ich ging zudem davon aus, dass sie es ernst meinte. Wir waren Feinde, wir waren Gegner, und mich als Blutsauger zu erleben, das wäre das Allerhöchste für sie gewesen.
Die Cavallo war schlecht zu orten. Ich konnte mich nur an ihre Helferin halten und durch sie versuchen, die Lage zu verändern. Ich glaubte nicht, dass die blonde Bestie mit einer Waffe auf mich zielte, und deshalb versuchte ich es.
Ich ging auf Sina Wang zu. Zugleich holte ich meine Beretta hervor, packte die Vampirin mit der freien Hand, drehte sie herum und zerrte sie auf mich zu, sodass sie mir praktisch in den Arm fiel.
In der rechten Hand hielt ich die Beretta und deren Mündung drückte ich gegen die rechte Schläfe der Wiedergängerin. Vor normalen Kugeln brauchte sie keine Angst zu haben. Das sah bei geweihten Silbergeschossen anders aus, und das flüsterte ich ihr auch zu.
»Eine geweihte Kugel löscht dein Dasein für immer aus!«
Sie schien es gehört und auch verstanden zu haben, ohne jedoch eine Antwort zu geben. Dafür war ich gespannt, wie sich die Cavallo verhalten würde.
Nein, sie tat nichts. Ich hörte sie nicht, und das machte mich leicht nervös.
Es passierte nichts.
Keine Justine griff ein, und auch Sina Wang wehrte sich nicht. Die Szene schien eingefroren zu sein.
Ich wollte, dass sich etwas änderte, und rief der Cavallo etwas zu.
»Ich hoffe, du siehst, was hier abgelaufen ist. Eine Silberkugel wird ausreichen, ihr Dasein zu vernichten.«
Sie gab keine Antwort.
Das machte mich nervös. Vor dem Wagen hatte ich genügend Platz, um mich umzudrehen. Das tat ich, ohne die Blutsaugerin loszulassen. So schaute ich in die verschiedenen Richtungen, ohne die blonde Bestie zu sehen.
Sie war nicht verschwunden. Nein, das glaubte ich auf
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