171 - Höllen-Gladiatoren
Chicken«-Kette wusch er sich Hände und Gesicht und kämmte sich. Aus dem Spiegel sah ihm ein fremder Mann entgegen. Er fragte sich, ob dieses Gesicht mit den Schwellungen, Wunden und Blutergüssen jemals wieder in Ordnung kommen konnte.
»Armes Schwein«, sagte er zu dem Mann im Spiegel und verließ die Toilette.
Im Bristol sah man ihn schief an, als er den Zimmerschlüssel verlangte. Man schien ihn für jemand anderen zu halten. Er murmelte etwas von einem Unfall und sah zu, so rasch wie möglich nach oben zu kommen.
Die Dusche, zuerst heiß und dann eiskalt, tat ihm gut, er fühlte sich danach etwas besser, ließ das Abendessen ausfallen und kroch statt dessen sofort ins Bett, weil er wußte, daß in diesem Fall Schlaf die allerbeste, billigste und gesündeste Medizin für ihn war.
Als er am darauffolgenden Morgen wieder in den Spiegel blickte, sah ihm der Mann darin schon etwas ähnlicher. Er grinste. »Es geht wieder aufwärts, mein Junge«, sagte er und ging daran, sich vorsichtig zu rasieren.
***
Tucker Peckinpah rief an und fragte, wie ich mich fühlte.
»Es geht wieder«, antwortete ich.
»Das freut mich«, sagte der Industrielle.
Ich lächelte. »Das hört sich so an, als hätten Sie schon wieder einen Job für mich, Partner.«
»Oh, also… nein…, ich dachte…«
»Was liegt an?« fiel ich ihm in sein Gestammel. »Heraus mit der Sprache.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon wieder etwas aufbürden darf«, sagte Tucker Peckinpah zaghaft. »Vielleicht wäre es besser, Sie würden sich noch ein paar Tage schonen.«
»Wozu? Soll ich einrosten oder Moos ansetzen?«
»Ich könnte Mr. Silver bitten…«
»Jetzt machen Sie mich aber gleich böse, Partner. Lassen Sie endlich die Katze aus dem Sack und mich entscheiden, ob ich den Fall übernehme oder delegiere. Es bringt mich nicht gleich um, wenn wir darüber reden.«
Der Industrielle gab nach und bat mich, ihn aufzusuchen, denn er wollte mir etwas zeigen. Ich meldete mich bei Vicky, Lance und den andern ab und fuhr zu Peckinpah.
20 Minuten später war ich am Ziel, und Cruv, der häßliche Gnom von der Prä-Welt Coor, führte mich in Tucker Peckinpahs Arbeitszimmer, das wie ein NASA-Kommandostand aussah.
Der Industrielle bot mir Platz an, lehnte sich zurück und musterte mich. »Sie sehen beruhigend gut aus, Tony. Mit Ihrem Verschwinden haben Sie uns einen ziemlich heftigen Schock versetzt.«
»Ich bitte um Vergebung«, gab ich lächelnd zurück. »Wenn es nach mir geht, wird so etwas nie wieder geschehen.«
Der Industrielle nickte. »Das hoffe ich.«
Er öffnete die oberste Schreibtischlade und nahm eine blaue Flügelmappe heraus, die er vor mich hinlegte. Er sagte, es befänden sich Polizeifotos darin, die ich mir ansehen solle.
Ich fragte nicht, wie er an die Fotos gekommen war, aber ich machte mich darauf gefaßt, nichts Erfreuliches zu sehen.
Polizeifotografen schießen während ihrer Arbeitszeit erfahrungsgemäß keine Fotos von knackigen Mädchen für diverse Herrenmagazine.
Bereits das erste DIN-A-4-Bild, Hochglanz, zeigte eine männliche Leiche. Der Tote wies mehrere Stichwunden auf, und neben ihm lag ein Schwert.
»Jack Samms, 28 Jahre alt, Hotelportier«, erklärte Tucker Peckinpah. Er las die Angaben zur Person des Toten von einem Notizblock herunter, fügte den Familienstand und die Wohnadresse hinzu, nannte die Todeszeit und auch den Ort, wo Jack Samms umgebracht worden war.
Ich sah mir indessen die anderen Fotos an, die ebensowenig erfreulich waren wie das erste. Samms von allen Seiten, mal näher, mal aus etwas größerer Entfernung aufgenommen – kein schöner Anblick. Welcher Tote bietet den schon!
In der Mappe lagen auch Ausschnittvergrößerungen von den Stichwunden.
»Verletzt wurde der Mann mit diesem Schwert und mit einem Messer oder Dolch«, informierte mich Tucker Peckinpah weiter.
Ich kam zu den Bildern, die das Schwert in Großaufnahme zeigten. »Scheint sich um eine sehr antike Waffe zu handeln«, sagte ich.
Der Industrielle gab mir recht. »Dieses Schwert ist fast 2000 Jahre alt, das haben Experten festgestellt.«
»Dann kann es unmöglich dem Hotelportier gehört haben. Es muß sehr wertvoll sein.«
»Wir wollen uns nicht mit dem Wert der Waffe befassen, Tony«, erwiderte Peckinpah, »sondern mit dem außergewöhnlichen Mord an diesem Mann, der in seinem ganzen Leben noch nie unangenehm aufgefallen war und keine Feinde hatte – und plötzlich liegt er tot auf dem Spielfeld eines Fußballplatzes,
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