1710 - Im Bann der schönen Keltin
Sphäre an.«
»Meinst du damit, dass wir dicht vor einer Veränderung stehen?«
»Das ist möglich.«
Purdy schaute sich um. Es war nichts zu sehen. Alles blieb wie gehabt, aber dass die Normalität verschwunden war, daran gab es auch für sie keinen Zweifel.
Birgitta Quayle lag noch immer auf dem Rücken. Der Schweiß auf ihrem Gesicht war dicker geworden, der Atem strömte heftiger aus dem Mund, sie musste etwas erleben und zugleich etwas sehen, das für uns nicht sichtbar war.
»Nein!« Erneut schrie sie auf. »Ich bin keine Hexe. Ich will damit nichts zu tun haben. Keine Banshee – nein, nein, nein …« Ihre Worte brachen ab.
Purdy und ich schauten uns an. Wir hatten etwas Neues gehört. Das Wort Banshee, das zumindest mir bekannt war. Man konnte sie als eine irische Hexe bezeichnen, denn besonders in diesem Land waren die Banshees sehr bekannt. Es ging die Mär um, dass jemand, der den Ruf der Banshee hört, so etwas wie eine Todesnachricht erhält, denn dann war jemand aus seinem nahen Umfeld dem Tod geweiht.
Purdy nickte mir zu. »Ich weiß, was eine Banshee ist. Eine Hexe aus alter Zeit.«
»Ja, so ungefähr.«
»Kennst du sie näher?«
»Nein, aber ich hatte schon damit zu tun.«
»Und jetzt Birgitta.«
Ich hob die Schultern, denn ich wusste selbst nicht genau, wo sich da ein Zusammenhang auftat.
Wir warteten darauf, dass sich Birgitta wieder melden würde, um mehr von dem zu erzählen, was sie im Traum erlebte. Da hatten wir uns leider geirrt. Sie sagte nichts mehr, sie kämpfte aber. Die Bilder, die sie empfing, mussten sie aufwühlen, und ich konnte mir vorstellen, dass sie nicht nur von dieser Seeschlange stammten.
Plötzlich lachte sie. Aber es war ein Lachen, das uns erschreckte. So hart und anders. Schon aggressiv, sodass man den Eindruck haben konnte, dass nicht sie lachte, sondern eine andere Person.
»He, was ist das?«
Ich winkte ab, weil ich gesehen hatte, dass sich Birgittas Mund bewegte. Ich ging davon aus, eine neue Nachricht zu erhalten, was nicht stimmte, denn sie knurrte nur.
Mir war jetzt klar, dass jemand anderer sie übernommen hatte, und das konnte nur diese rothaarige Person sein. Es gab ihren Geist noch, und er hatte sich einen neuen Körper besorgt.
»Was ist mit deinem Kreuz?«
Okay, Purdy hatte mich daran erinnert. Ob es richtig war, es einzusetzen, wusste ich nicht, es konnte ein großes Risiko sein – und mir zuckte plötzlich eine Idee durch den Kopf. Sie war verrückt, aber wenn Birgitta Kontakt mit der Vergangenheit und Personen hatte, die dort existierten, wollte ich daran teilhaben, und da gab es für mich nur einen Weg.
Das Bett war breit genug, um auch mich aufnehmen zu können. Ich setzte mich auf den Rand und hörte das Flüstern der Staatsanwältin.
»Was hast du vor?«
»Wirst du gleich sehen.«
Ich saß, dann legte ich mich langsam auf den Rücken. Während dieser Bewegung holte ich das Kreuz hervor und sah auch, dass Purdy den Kopf schüttelte, es sich überlegte, auf die andere Seite des Betts ging und sich ebenfalls hinlegte.
»Wenn, dann wir beide!«
Ich protestierte nicht. Es wäre sowieso zu spät gewesen, und so konzentrierte ich mich auf mein Kreuz, das freilag, aber Birgitta noch nicht berührt hatte.
»Opfern«, knurrte sie mit einer fremden Frauenstimme, »ich werde euch alle opfern …«
Die Spannung umgab uns noch. Ich hatte den Eindruck, als würde sie wie eine unsichtbare Decke auf uns liegen. Birgitta lag zwischen uns, aber sie wirkte dort wie ein Fremdkörper.
Mein Kreuz hatte sich nicht erwärmt. Noch umschloss es meine linke Faust, was sich in den folgenden Sekunden änderte, als ich es auf Birgittas Körper legte. Das heißt, ganz gab ich es nicht aus der Hand, denn ich hielt noch die Kette fest.
Die Brücke war geschaffen. Zwei Magien begegneten sich – und es kam zur Reaktion.
Plötzlich umgab uns ein grüner Schein. Die Gesetze der Physik wurden auf den Kopf gestellt. Zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hatte sich eine Lücke aufgetan, in die wir hineinglitten, und dann war das Schlafzimmer vollends verschwunden …
***
Der letzte Gedanke, der mir durch den Kopf huschte, hieß Zeitreise. Auch sie war mir nicht neu. Wir wurden praktisch verschlungen und alles, was uns bisher umgeben hatte, war nicht mehr sichtbar.
Dafür tauchte etwas anderes auf. Es war dämmrig. Irgendwo schimmerte ein fahles Licht, und es waren auch ungewöhnliche Geräusche im Hintergrund zu hören, auf die ich allerdings
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