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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Antwort zu geben.
    Dafür bewegte ich mich und öffnete auch die Augen. Ich war nicht blind geworden, trotzdem sah ich nicht viel, weil sich ein Schleier vor meine Augen gelegt hatte.
    Aber dahinter zeichnete sich der dunkle Umriss eines Mannes ab. Ich merkte in diesem Moment, dass ich auf dem Boden lag, und versuchte die Arme anzuwinkeln.
    »Ich helfe Ihnen.«
    »Danke«, murmelte ich.
    Der Mann war vorsichtig. Er schien so etwas wie Routine zu haben, und ich kam tatsächlich auf die Füße. Meine Knie waren noch recht weich, aber ich brach nicht zusammen, sondern blieb auf den Beinen, den Rover als Stütze hinter mir.
    Der Schlag hatte mich im Nacken getroffen. Dort war der Schmerz verschwunden. Die Stiche hatten sich einen anderen Ort ausgesucht und waren in meinen Kopf gedrungen.
    Aber ich war hart im Nehmen. So schnell warf mich nichts um. Eine Gehirnerschütterung hatte ich sicher nicht zu befürchten, und auch meine Sehkraft kehrte wieder zurück.
    Jetzt sah ich den Mann besser, der mir geholfen hatte. Er trug die dunkle Uniform eines Polizisten. Im Hintergrund hatten sich einige Neugierige versammelt. Sie schauten auf uns, kamen aber nicht näher, was mir sehr recht war.
    Ich fuhr mit der Hand über meinen Nacken. Er war durch den Treffer leicht angeschwollen.
    »Es wäre besser für Sie, wenn ich einen Arzt rufe.«
    »Nein, Kollege, lassen Sie mal.«
    Der Officer stutzte. »Kollege?«
    »Ja. Scotland Yard.« Ich konnte mich normal bewegen und griff in die Tasche, um einen Ausweis hervorzuholen, den mir der Polizist abnahm und las.
    »Pardon, Mister Sinclair, ich habe nicht gewusst …«
    »Wie auch?«, sagte ich.
    »Und wie soll es jetzt weitergehen, Sir?«
    Ich musste erst mal Luft holen. »Das ist meine Sache. Ich weiß, wer mich niedergeschlagen hat und …«
    »Es war eine Frau.«
    »Wohin wissen Sie das?«
    Der Kollege lächelte schmal. »Ich habe es selbst nicht gesehen, aber es gibt Zeugen, die von einer Frau gesprochen haben, und sie sahen auch, dass Rauch aus Ihrem Wagen quoll.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Aber der Rover sieht nicht verbrannt aus.«
    »Es war auch kein normales Feuer. Was haben die Zeugen noch gesehen?«
    Der Kollege hob die Schultern an. »Nicht viel. Sie haben wohl mitbekommen, dass diese Frau geflohen ist.« Er deutete in die Richtung, aus der wir gekommen waren. »Es ist auch noch nicht lange her. Sie waren nur für kurze Zeit weggetreten.«
    »Da bin ich ja beruhigt.«
    Der Kollege machte sich wirklich Sorgen um mich. »Soll ich nicht doch einen Arzt holen?«
    »Nein, das ist gut gemeint, aber so schlimm ist es nicht. Ich habe immer einige Tabletten gegen Kopfschmerzen im Wagen. Davon werde ich zwei schlucken.«
    »Wie Sie meinen. Ich kann Sie ja nicht zwingen.«
    »Danke, dass Sie sich um mich gekümmert haben.«
    »Ich war zufällig in der Nähe. In der letzten Zeit sind hier viele Fahrräder gestohlen worden. Da muss mal etwas unternommen werden. Ob es klappt, steht auf einem anderen Blatt.« Er kam wieder auf das Thema zu sprechen. »Und Sie meinen wirklich, dass ich Sie allein lassen kann?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Und was ist mit dieser Frau? Wir könnten doch eine Fahndung anlaufen lassen.«
    »Ja, das könnten wir. Ich möchte es aber nicht. Noch mal vielen Dank, dass Sie sich um mich gekümmert haben.«
    »Bitte, wie Sie wollen.« Er warf mir noch einen forschenden, skeptischen Blick zu, lächelte knapp und ging.
    Ich blieb zurück. Noch immer standen ein paar Zuschauer vor mir, die sich aber nicht näher an mich herantrauten. Ich musste weiter, durfte mich nicht ausruhen, stieg wieder in meinen Rover, dessen Rücksitz jetzt leer war. Auch von diesem ekligen Gestank nahm ich nichts mehr wahr.
    Mit der Abfahrt ließ ich mir Zeit, denn ich musste mich erst mit meinen Gedanken beschäftigen, die nicht eben positiv waren. Ich war überrascht worden, hatte mich reinlegen lassen. Es war Jane Collins gewesen, die mich niedergeschlagen hatte, daran gab es keinen Zweifel.
    Ich wusste aber auch, dass ich ihr nicht die Schuld daran geben konnte. Sie hatte es zwar getan, aber das war nicht freiwillig geschehen. Es gab da eine andere Macht, die sie übernommen und sie zu dieser Tat gezwungen hatte.
    Eine Macht, die nur von einer Person stammen konnte. Von diesem Isidor, dessen Gesicht sich auf der Ikone gezeigt hatte und das sich dann so verändert hatte.
    Ich erinnerte mich an den Gestank, an den dünnen Rauch, der für mich zwar mehr als unangenehm gewesen war, der bei Jane

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