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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Der Bischof hörte intensiv zu. Ihm war nicht anzumerken, was er dachte, aber dass sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, übersah ich nicht.
    »Danke, dass Sie mir alles gesagt haben, Mister Sinclair, auch wenn es nicht gut klang. Aber das Böse gehört nun mal zu dieser Welt, auch wenn man es nicht akzeptieren darf.«
    »So denke ich auch. Ich bin dem Bösen auf der Spur. Man kann sagen, dass ich dieses Übel jage und auch schon einige Erfolge errungen habe. Nun jedoch bin ich ins Grübeln gekommen. Ich habe die Ikone gesehen, ich war von ihr angetan, aber es ist mir schon ein Rätsel, wie sie sich hat so verändern können.«
    Der Bischof gab für eine Weile keine Antwort. Dann sagte er nur einen Satz. »Ja, das ist schon wahr. Manchmal kann man es nicht begreifen.«
    »Und was ist in diesem Fall?«
    »Ich habe es schon gesagt, es ist ein Problem.« Für einen Moment änderte sich sein Blick. Er schaute ins Leere und sah aus wie ein Mensch, der verloren hatte.
    Ich ließ ihn in Ruhe. Nur die schweren Atemzüge des Vertrauten waren hinter mir zu hören. Ich wollte ihn nicht mit weiteren Fragen stören. Der Bischof sollte erst mal wieder zu sich selbst finden.
    Schließlich hob er den Kopf. »Ja, es geht um das Böse, das sich überall verborgen hält. Auch in einem Bild.«
    »Sie meinen damit Isidor.«
    »Wen sonst?«
    »Wer ist er?«, hakte ich nach. »Wer ist dieser Isidor? Ein Heiliger, ein Mystiker?«
    Aldo Makarew fing an zu lachen. Es hörte sich alles andere als gut an. Er schüttelte den Kopf, sein Lachen hörte auf, und er sagte mit rauer Stimme: »Nein, er ist auf keinen Fall ein Heiliger. Sie können ihn einen Mystiker nennen, aber auch unter ihnen gibt es Unterschiede. Er ist jemand, der sich schon vor Jahrhunderten mit den Mächten des Bösen beschäftigt hat. Man sagt ihm nach, dass er nach Wegen gesucht hat, in die Hölle und auch in den Himmel zu gelangen. Er wollte beides. Er war maßlos.«
    »Hat er denn etwas erreicht?«
    Der Bischof hob die Schultern. »Das kann ich nicht genau sagen, denn ich muss mich dabei auf alte Legenden berufen. Manche sagen, dass er es geschafft hat, andere wiederum zweifeln daran. Aber es existiert ein Beweis für die Wahrheit, das ist sein Bildnis, die alte Ikone. Man hat ihn darauf verewigt, und es gibt Überlieferungen, in denen geschrieben steht, dass auch sein Inneres darin verborgen ist. Das Eine und das Andere.«
    »Also Gut und Böse.«
    »So kann man es auch nennen.«
    Ich nickte und sagte: »Dann habe ich also beide Facetten erlebt. Jane Collins hat das Bild ersteigert, da war es noch völlig normal und auch wunderschön anzusehen. Später hat es sich verändert. Da rochen wir die Verwesung, und ich bin davon überzeugt, dass sein im Bild gefangener Geist befreit wurde, der sich Jane Collins bemächtigte, ihr allerdings nichts antat.«
    »Dann war sie für ihn wichtiger als Sie.«
    »Mag sein. Aber ich glaube, dass es noch eine zweite Möglichkeit gibt.«
    »Welche?«
    »Ich habe einen bestimmten Schutz an mir, und den möchte ich Ihnen gern zeigen.«
    Es war eine Situation, die nicht alle Tage vorkam. So leicht gab ich den Anblick auf mein Kreuz keinem Fremden preis. Hier machte ich eine Ausnahme.
    Der Mann, der bisher ein wenig abwesend auf mich gewirkt hatte, bekam große Augen und spannte seinen Körper, als er sah, was ich ihm präsentierte.
    »Ein Kreuz«, flüsterte er.
    »Ja, aber ein Besonderes. Ein Kreuz, das von den vier Erzengeln geweiht wurde. Es hat einen Schutz um mich herum aufgebaut. So kam die andere Seite nicht an mich heran.«
    Der Patriarch atmete tief ein. »Darf ich es anfassen?«, flüsterte er mir zu.
    »Bitte sehr.«
    Wenig später lag es auf seinem Handteller. Sekundenlang geschah nichts, dann seufzte der Mann auf. »Es ist so wunderbar«, sagte er mit hauchzarter Stimme. »Ich spüre, dass von ihm eine besondere Kraft ausgeht und dass dieses Kreuz nur einem Würdigem zusteht. Das sind Sie, und ich bin sehr froh, dass Sie auf unserer Seite stehen, John Sinclair.«
    Ich nahm das Kreuz wieder an mich. Erfahren hatte ich noch nicht viel und wollte wissen, wer die Gegenseite war, zu der auch der Bärtige gehören musste.
    Der Bischof lehnte sich in seinem Sessel zurück. Seine Hände bewegten sich hektisch. Ein Zeichen, dass er innerlich erregt war.
    »Abtrünnige Menschen, die nach dem Bösen suchen und auch nach Macht streben.«
    Ich stellte rasch die nächste Frage. »Stammen sie denn von hier?«
    »Nein, aus

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