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1715 - Gewächs des Grauens

1715 - Gewächs des Grauens

Titel: 1715 - Gewächs des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Ländern im Osten.«
    »Und hat die Gruppe einen Namen?«
    Nach dieser Frage erhielt ich zunächst keine Antwort, und deshalb setzte ich nach und sagte: »Könnten es die Erben Rasputins sein? Diese neue Gruppe, die sich gebildet hat, um in seinem Sinne weiterzumachen und die Welt zu verändern?«
    Aldo Makarew schrie nicht auf. Doch ein gequält klingender Laut drang über seine Lippen. Die Hände umklammerten dabei heftig die Lehnen des Stuhls.
    Mir war klar, dass dieser Begriff ihm etwas gesagt hatte. Nur fragte ich nicht nach. Ich wartete ab, bis er sich wieder gefangen hatte. Sobic wollte ihm dabei zur Seite stehen, doch mit einer unwilligen Geste wurde er zur Seite geschoben.
    Der Bischof war noch immer erregt, auch als er sich bemühte, eine Antwort zu geben. Er gab mit leiser Stimme zu, von dieser Gruppe gehört zu haben.
    »Und weiter?«, fragte ich.
    »Nichts.«
    Damit gab ich mich nicht zufrieden. »Wo haben Sie denn von den Erben Rasputins gehört?«
    »In Russland. Bei einem meiner Besuche dort habe ich es erfahren. Da hat sich eine Gruppe gefunden, die sehr mächtig werden will. Ob sie es schafft, weiß ich nicht. Sie setzen nur alles daran und haben ihre Spione überall.«
    »Auch hier?«
    »Ja, bestimmt«, murmelte er, »das kann ich mir schon vorstellen. Die sind nicht zu stoppen.«
    Ich lächelte und sagte dann: »Können Sie sich denn vorstellen, dass die Erben Rasputins hier mitmischen?«
    Der Bischof atmete stöhnend ein. Dann sagte er: »Vorstellen kann man sich einiges. Ich hatte bisher allerdings keine Beweise. Aber jetzt sieht alles anders aus.«
    »Ja, es geht um die Ikone. Sie muss wirklich mehr als wertvoll sein. Was genau ist mit ihr?«
    »Sie ist sehr alt. Über tausend Jahre. Manche nennen ihn den heiligen Isidor, der darauf zu sehen ist. Ich sehe das anders. Er ist nicht heilig. Er ist ein besonderer Mensch gewesen, ein Suchender und später vielleicht auch Wissender. Aber nicht mehr, das kann ich mit Fug und Recht behaupten.«
    »Sicher. Wir sprachen davon, dass er sich für den Himmel und auch für die Hölle interessiert hat.«
    »Richtig.«
    »Und was wird ihm mehr gebracht haben? Der Himmel oder die Hölle?«
    Aldo Makarew sagte nichts mehr. Er winkte ab. Möglicherweise dachte er darüber nach, dass es wohl ein Fehler gewesen sein konnte, sich so intensiv um die Ikone zu kümmern.
    »Ich habe es nicht gewollt«, murmelte er. »Nicht so. Ich hörte von der Ikone. Sie wurde zur Versteigerung freigegeben, was mich schon wunderte. Normalerweise behält man diese Kunstwerke. Ich ahnte, dass sich noch andere Personen dafür interessieren. Deshalb habe ich mich nicht selbst an der Versteigerung beteiligt und Jane Collins engagiert. Ich hätte zufrieden sein können, aber dann war die andere Seite da.«
    Er sprach von der Ikone wie von einem besonderen Werk, was sie auch war. Über die Veränderungen, die ich erlebt hatte, sprach er nicht. Möglicherweise wusste er es auch nicht anders, aber in ihr steckten wirklich Himmel und Hölle.
    »Was haben Sie denn jetzt vor, Mister Sinclair?«, wurde ich gefragt.
    »Wir werden auf Jane Collins warten. Sie hat die Ikone in ihrem Besitz, und nur sie kann uns weiterhelfen.«
    »Steht sie denn noch auf Ihrer Seite, Mister Sinclair?«
    »Da bin ich mir sicher. Allerdings kann sie auch von starken fremden Mächten beeinflusst werden.«
    »Dann ist Jane Collins Ihr Problem.«
    »Ja.«
    Der Bischof schaute auf seine Uhr. »Ich werde noch den Scheck für Miss Collins ausstellen – auf fünfzigtausend Pfund. Damit wäre sie dann auch für ihren verbrannten Wagen entschädigt.« Er nahm ein Scheckheft hervor, schrieb etwas und riss den Scheck dann aus dem Heft. Nachdem er ihn gefaltet hatte, reichte er ihn mir. »Als Angehöriger von Scotland Yard kann ich Ihnen den Scheck wohl anvertrauen, oder?«
    Ich nickte, nahm den Scheck entgegen und steckte ihn ein.
    »Ich werde jetzt in die Kirche gehen und ein Gebet sprechen.«, sagte der Bischof. »Später wird unser täglicher Gottesdienst beginnen. Bis dahin, so hoffe ich, kann ich die Ikone in meinen Händen halten.«
    »Wir werden sehen.«
    Er stand auf und trat dicht an mich heran. Dabei legte er mir die Hände auf die Schultern. »Jetzt bin ich schon so alt geworden, Mister Sinclair. Trotzdem habe ich Angst. Nicht unbedingt um mich, sondern mehr um meine Gemeinde. Ich hätte versucht, die Ikone aus dem Verkehr zu ziehen, weil in ihr auch das Böse steckt. Dieser Isidor war nicht gut. Ich weiß nicht

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