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1718 - Die Messerkatze

1718 - Die Messerkatze

Titel: 1718 - Die Messerkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgebreitet hatte.
    Julie Price ging noch zwei Schritte. Dann hielt sie an. Sie kannte das Ritual, denn sie zelebrierte es immer, wenn sie in ihre Wohnung zurückkehrte.
    Das Ritual musste einfach sein, auch die leichte Verbeugung. Einige Sekunden der Ruhe gönnte sie sich noch, bis sie auf die Statue zuging und beide Hände um sie legte.
    Die Katze war das Wichtigste in ihrem Leben. Sie war ein Wunder, eine magische Kreatur, und sie stammte nicht aus dem westlichen Kulturkreis, sondern aus Ägypten. Von dort hatte Julie die Trophäe mitgebracht, und sie wusste genau, wie wertvoll sie war.
    Es gab nur wenige Statuen, die der Katzengöttin Bastet geweiht waren. Bei dieser hier war es der Fall. Ihr Alter war nur zu schätzen, aber sie ging von einigen Tausend Jahren aus. Und sie wusste, dass sich fremde Kräfte dieser Statue bemächtigt hatten.
    Julie hatte sogar den Kommentar gehört, dass diese Katze noch älter sein sollte und schon zu atlantischer Zeit verehrt worden war. Ob das stimmte, wusste sie nicht, sie wollte es aber nicht ausschließen.
    Es tat ihr mehr als gut, die Hände um die schlanke Gestalt legen zu können. Beim Anfassen hatte sich der Körper noch kalt angefühlt. Wenig später änderte sich dies. Die Berührung schien so etwas wie eine Heizung innerhalb der Figur eingeschaltet zu haben. Die Wärme blieb nicht auf den Körper beschränkt, sie breitete sich aus und erfasste zuerst die Hände der Frau.
    Ein Lächeln huschte über Julies Lippen. Sie rührte sich nicht vom Fleck, hielt den Kopf leicht gesenkt, ebenso den Blick, mit dem sie in die Augen der Katze schaute.
    Diese Augen waren etwas Besonderes. Sie waren voller Kraft, sie schimmerten mal grün, mal in einem kalten Gelb und auch in einer Mischfarbe. Sie waren einfach einmalig und bildeten so etwas wie die Seele der Katze, als hätte ihr die uralte Katzengöttin Bastet einen Teil ihrer Macht überlassen, die durchaus auch auf Menschen übertragen werden konnte.
    Julie blieb stehen. Sie spürte die Kraft der anderen, wie diese sie erfasste. Es war wie ein Rieseln, das von den Fingern aus durch ihren Körper strömte und sie veränderte.
    Julie dachte daran, dass sie das Blut getrunken hatte. So war eine Basis geschaffen worden, auf der sie aufbauen konnte, und sie erlebte, dass die Katzenfigur dieses Opfer annahm. Es entstand zwischen ihnen eine wunderbare Verbindung. Julie erhielt etwas zurück, das sie stark machte. Sie hatte den Eindruck, sich zu verändern, zu einer anderen zu werden, obwohl sie äußerlich gleich blieb.
    Und doch konnte sie diesen Schritt gehen. Sie erlebte so etwas wie ein Wunder, das sie nicht hätte beschreiben können, denn sie fühlte sich plötzlich wie eine andere und gar nicht mal fremde Person.
    Sie fühlte sich wohl in ihrer Haut. Viel wohler als sonst, und ihr war klar geworden, dass sie mit dem letzten Bluttrank ihr Ziel erreicht hatte.
    Sie ließ die Figur los, ohne jedoch den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen. Die Augen gaben noch immer diesen ungewöhnlichen Glanz ab, dem sie sich nicht entzog. Sie sah weiterhin in das Augenpaar, als wollte sie die Kraft in sich aufsaugen, die von seinen Blicken ausging. Es war etwas Besonderes, es stammte aus einer anderen Zeit, in der es ebenfalls ein großes Wissen gegeben hatte. Viele Menschen waren zu Bewunderern der Katzengöttin geworden. Sie hatten sie angebetet. Sie hatten mit ihr gehofft und auch gelitten. Sie hatten sie angefleht, von ihr erhört zu werden, doch nicht jedem war es gelungen, ihre Gunst zu erlangen.
    Bei Julie Price war es der Fall. Bei ihr hatte es eine Kraftübertragung gegeben, und nur darauf hatte sie gewartet. Jetzt war sie perfekt und würde im Namen der Katzengöttin handeln. Sie war bereit, ihre Aufgabe zu erfüllen, und sie würde schon am folgenden Abend damit beginnen. Sie wollte Zeichen setzen, die die Menschen nicht übersehen konnten, und sie fürchtete sich nicht davor.
    Einen letzten Blick warf sie in die Augen der Statue. Sie hatten sich von der Farbe her nicht verändert, schienen jetzt aber nur noch in ihrem Inneren zu glühen, ohne dass sich darin eine rötliche Farbe gezeigt hätte. Es war eine wichtige Botschaft, die Julie Price nicht vergaß.
    »Ja«, flüsterte sie, »ja, es soll alles so geschehen, wie du es dir vorgestellt hast. Ich bin jetzt bereit. Bereit für dich und auch für das Andere und Neue …«
    Sie ließ ihre Worte ausklingen, verbeugte sich vor der Statue und betrat das Nebenzimmer, das kleiner war als der

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