1718 - Die Messerkatze
ein Erfolg stand.
Glenda Perkins schaute mich skeptisch an. »Na, was denkst du? Haben wir eine Chance?«
»Keine Ahnung. Es ist immerhin ein Hoffnungsschimmer. Ich will nicht hoffen, dass sie spurlos untergetaucht ist.«
Glenda hob die Schultern. Sie verschwand in ihrem Büro, um Kaffee zu holen, denn ich hörte das leise Klappern von Geschirr.
Suko fragte: »Kannst du dir vorstellen, dass es einen Hintergrund gibt? Einen magischen, meine ich.«
»Katzenmagie?«
»Ja.«
»Bastet?«
Suko nickte. »An sie habe ich auch schon gedacht. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir es mit ihrer alten ägyptischen Magie zu tun bekämen.«
»Ja, das sollten wir nicht aus den Augen lassen.«
Glenda kam mit dem Kaffee. Sie hatte auch eine Tasse für sich mitgebracht. Ich bedankte mich, gönnte mir die ersten Schlucke und hoffte, bald einen Anruf zu bekommen, der uns weiterbrachte.
Glenda sinnierte über das Blut der Katzen nach. Sie fragte sich, ob es für Julie Price ebenso wichtig war wie das Blut eines Menschen für einen Vampir.
»Da muss ich passen«, gab ich zu.
»Aber wir haben es nicht mit einer neuen Art von Vampirismus zu tun?«
»Keine Ahnung. In gewisser Weise allerdings schon. Du weißt ja selbst, wie variantenreich die dämonische Seite ist …«
Das Läuten des Telefons unterbrach mich. Jetzt kam es darauf an, ob wir mit unserer Vermutung richtig lagen.
Es war Mullish, der sich zurückmeldete.
»Hallo, Mister Sinclair, ich habe mich mal umgehört und kann Ihnen eine positive Nachricht melden, glaube ich.«
»Aha, ich bin gespannt.«
»Ich habe tatsächlich eine Mitarbeiterin gefunden, die sich mit Julie Price gut verstanden hat. Sie hat von ihr erfahren, dass sie Arbeit in einem Tierheim bekommen hat.«
Mir stieg das Blut in den Kopf. »Was?«
»Ja, Sir. Ich kann Ihnen auch nicht sagen, wieso das möglich war. Aber es gibt wohl Personalmangel, und da schaut man nicht so genau hin. Außerdem werden die Mitarbeiter in einem Tierheim weniger gut bezahlt, da ist man wohl froh über jeden, der kommt.«
»Können Sie mir auch sagen, wo wir das Tierheim finden?«
»Vielleicht.«
»Wieso das?«
»Meine Mitarbeiterin sprach von einem Heim in Rotherhithe, war sich aber nicht sicher.«
»Das lässt sich herausfinden.«
»Denke ich auch, Mister Sinclair.«
»Jedenfalls bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre Bemühungen. Sie haben uns wirklich geholfen.«
»Da bin ich aber froh. Und ich hoffe nicht, dass diese Person sich wieder so schrecklich benommen hat.«
»Wir werden sehen. Noch einen schönen Tag.«
»Ja, Ihnen auch.«
Wir schauten uns an, hingen unseren Gedanken nach, und Suko sprach den Namen Rotherhithe aus.
»Liegt auf der anderen Seite der Themse«, sagte ich. »Ist mehr bekannt für seine Docks und Werften.« Ich zuckte mit den Schultern. »Weniger für Tierheime.«
Glenda schnippte mit den Fingern. »Ich werde mal mein zweites Gedächtnis aktivieren und schaue nach.«
Mit dem zweiten Gedächtnis meinte sie ihren Computer. Falls es ein Tierheim in diesem Stadtteil geben würde, hinderte uns nichts daran, dort hinzufahren.
Wenig später hörten wir aus dem Vorzimmer einen Laut, der wie ein leichter Jubelruf klang. Als wir es betraten, drehte sich Glenda uns zu.
»Glück gehabt. Es gibt in Rotherhithe tatsächlich ein Tierheim. Es liegt nahe des Ecological Park an einem kleinen Kunstsee. Schaut selbst.«
Das Tierheim hatte seine eigene Webseite, mit der es warb. Der Text und auch die Bilder machten einen seriösen Eindruck auf uns, doch das hatte nicht viel zu sagen. Wie oft hatten wir hinter diesen tollen Fassaden schon den großen Sumpf entdeckt.
»Und? Fahrt ihr hin?«
Als hätten wir uns abgesprochen, schauten Suko und ich zum Fenster hin. Draußen war der Tag schon weit fortgeschritten. Aber bis zum Einbruch der Dunkelheit würde es noch dauern, da hatten wir schon noch Zeit genug, um uns auf dem Gelände umzuschauen.
»Wann wollt ihr fahren?«, fragte Glenda.
»Sofort«, erwiderte ich und lächelte. »Katzen habe ich schon immer gern gemocht.«
»Stimmt. Besonders die zweibeinigen.«
»Du sagst es, Glenda …«
***
Julie Price stand vor dem offenen Schrank und schaute hinein. Sie wusste genau, was sie wollte. Die Zeit war reif. In ihr pulsierte etwas, dem sie sich nicht entziehen konnte. Sie fühlte sich so anders und wollte irgendwohin, wo es ihr besser ging und wo sie alle Chancen hatte, sich ausleben zu können.
Das Fächermesser legte sie auf das Bett. Dann
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