1718 - Die Messerkatze
Raum, in dem sie sich zuvor aufgehalten hatte.
Hier schaltete sie ebenfalls das Licht ein. Auch hier gab es ein Fenster, und es war völlig verhängt. So fiel das Licht auf ein dunkles Rollo und auf graue Wände, an denen kein Bild hing.
Die Einrichtung des Zimmers war spartanisch. Es gab nur einen Schrank und ein Bett mit schwarzer Plüschdecke, über die Julie mit der Hand strich. Es fühlte sich an wie das Fell einer Katze.
Sie lächelte.
Danach öffnete sie den Schrank und begann mit ihren Vorbereitungen für die nächste Zeit …
***
Mary Slater hatte uns verlassen. Glenda Perkins hatte ihr einen Wagen besorgt, dessen Fahrer sie zurück in ihre Wohnung brachte. Dann kehrte Glenda wieder zurück in unser Büro.
Dort dachten Suko und ich über den Besuch der Frau nach. Wir versuchten auch, sie einzustufen, und waren beide der Meinung, dass sie uns nicht angelogen hatte oder sich wichtig machen wollte. Glenda hatte auch die Telefonnummer des Zoos herausgesucht. Dort würde man uns sicher weiterhelfen können.
Glenda trug ihre Bedenken vor. »Hoffentlich erinnert man sich noch an diese Frau.«
»Bestimmt.« Ich war da sehr optimistisch. Obwohl es eigentlich ein Widersinn war, dass es in einem Zoo, in dem man sich um Tiere kümmerte, Menschen gab, die ihre Schützlinge nicht nur liebten, sondern auch quälten.
Das musste meiner Ansicht nach einen Hintergrund haben, und ihn zu erfahren war schon die halbe Miete.
Erst mal musste ich Glück mit meinem Anruf haben. Es meldete sich eine freundliche und auch fröhlich klingende Frauenstimme, die allerdings um einige Nuancen tiefer sackte, als sie hörte, dass sie von einem Yard-Mann angerufen wurde.
»Bitte, Sir, Sie wünschen?«
»Es ist ganz einfach. Können Sie mich mit der Personalabteilung verbinden, bitte?«
»Ja, das ist möglich. Möchten Sie da eine bestimmte Person sprechen, Sir?«
»Jemanden, der für die Einstellung der Mitarbeiter zuständig ist. Das ist alles.«
»Ich werde Sie verbinden.«
Glenda und Suko hörten mit. Ihren Gesichtern war abzulesen, dass auch sie auf Optimismus setzten.
Es dauerte schon eine Weile, bis die Verbindung geklappt hatte. Dann meldete sich ein Mann mit dem Namen Mullish.
Ich stellte mich wieder vor und erzählte dann, um was es mir bei diesem Anruf ging.
»Oh, Julie Price.«
»Genau sie.«
»Da haben Sie uns an einer schwachen Stelle erwischt, Mister Sinclair.«
»Wieso?«
»Sagen wir mal so. Man kann ja für keinen Menschen die Hand ins Feuer legen. Nur gehen wir davon aus, dass die Menschen, die bei uns einen Job haben wollen, zu Tieren ein besonders gutes Verhältnis haben. Oder haben sollten.«
»Ich verstehe. Das war bei Julie Price nicht der Fall.«
»Es ist mir zwar peinlich, aber das muss ich Ihnen leider bestätigen.«
»Können Sie mir das genauer erklären?«
Mr Mullish dachte nach. Allmählich nur und immer wieder von einem Räuspern unterbrochen rückte er mit der Geschichte heraus. So erfuhren wir, dass Julie Price im großen Bereich der Kleinkatzen eingesetzt worden war. Eine Weile hatte das geklappt, dann aber waren die ersten beiden Katzen tot aufgefunden worden. Sie waren nicht auf eine normale Art und Weise ums Leben gekommen, sondern durch eine Waffe, die bei ihnen tiefe Wunden hinterlassen hatte. Die Körper waren ausgeblutet. Wenig später war Julie Price überführt worden, als sie dabei war, Blut aus den Katzenwunden zu trinken. Diese Tatsache hatte man nicht auf sich beruhen lassen, und so war Julie Price wegen Tierquälerei angeklagt worden und hatte auch ihre verdiente Strafe erhalten.
»Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, Mister Sinclair. Die Verbindung ist natürlich abgebrochen.«
»Das kann ich mir denken.«
»Und weshalb interessieren Sie sich für Julie Price?«
Die Wahrheit wollte ich ihm nicht sagen, sondern sprach von einer wichtigen Zeugin in einem wichtigen Fall. Damit musste er sich zufriedengeben, bevor er meine letzte Frage hörte.
»Sie wissen nicht zufällig, was Ihre ehemalige Mitarbeiterin jetzt beruflich macht oder wo sie wohnt?«
»Nein! Wie kommen Sie darauf?«
»Es hätte ja sein können, dass …«
»Auf keinen Fall, Mister Sinclair. Ich weiß da nichts. Aber ich kann mich mal bei den Mitarbeitern umhören. Vielleicht hat die eine oder andere Kollegin etwas von ihr gehört.«
»Danke, das würde uns freuen.« Ich gab ihm die Nummer, unter der ich zu erreichen war, und wir richteten uns auf eine Wartezeit ein, an deren Ende hoffentlich
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