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1718 - Die Messerkatze

1718 - Die Messerkatze

Titel: 1718 - Die Messerkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tiere zu uns keinen Kontakt haben wollten, sonst wären sie schon längst zu uns gekommen und hätten sich uns angebiedert, wie man das von Tierheimen her ja kennt. Sie reagierten anders. Eingeschüchtert.
    »Es bringt nichts, wenn wir hier stehen bleiben und uns die Köpfe zerbrechen, Suko. Wir müssen ins Tierheim.«
    »Wollte ich soeben vorschlagen. Willst du über den Zaun klettern?«
    »Nein, wir versuchen es noch mal an der Vorderseite. Ganz offiziell.«
    »Damit wirst du kein Glück haben.«
    Das dachte ich auch, aber wir konnten nicht einfach eine Scheibe einschlagen, um in das Haus zu gelangen. Es gab einen normalen Eingang, es gab auch einen Klingelknopf, den ich drückte. Im Innern des Hauses war ein schriller Laut zu hören. Mehr passierte nicht, denn niemand erschien, um uns zu öffnen.
    »Pech«, kommentierte ich und schielte dabei auf Suko, der nur kurz grinste.
    Er wusste genau, was mein Blick bedeutete, und handelte entsprechend.
    Er griff in seine Seitentasche und holte ein schmales Etui aus sehr weichem Leder hervor. Es ließ sich aufklappen, und wir beide sahen etwas blitzen.
    Es war ein Besteck. Nur keines, mit dem man ein Essen zu sich nahm. Suko benötigte es für etwas anderes. Ich trat zurück und gab ihm die Chance, mir seine Künste vorzuführen. Dabei ging er leicht in die Knie, weil er sich das Schloss aus der Nähe anschauen wollte. Es war kein besonderes. Völlig normal. Außerdem zogen Tierheime Einbrecher nicht eben an.
    Suko richtete sich wieder auf. Und das schon nach nicht mal einer halben Minute.
    »Und?«, fragtet ich.
    »Alles okay, wir können.«
    Darauf hatte ich nur gewartet, aber in meinem Innern hatte sich ein ungutes Gefühl breitgemacht. Es sah zwar alles recht harmlos aus, oft genug jedoch verbargen sich gerade hinter so einem Bild Tod und Verderben …
    ***
    Rick Morelli wusste nicht, wann er zum letzten mal in seinem Leben gebetet hatte. An diesem Tag tat er es. Und er faltete seine Hände, ohne dass es ihm richtig bewusst wurde. Er sprach die Worte, die ihm durch den Kopf gingen, nicht laut aus, behielt sie für sich und hoffte, das Richtige zu tun.
    O ja, er hätte auch die Gittertür öffnen und das Gelände betreten können. Doch das traute er sich nicht.
    Dass der Mensch schlimmer ist als ein Tier, das wusste er. Das gehörte auch zu seinen Lebensweisheiten. In diesem Fall wurde es ihm wieder einmal bestätigt. Er fürchtete sich nicht vor den Katzen, sondern vor der Person, die er mal als seine Freundin angesehen hatte. Als eine vertraute Kollegin, mit der er sich hatte besprechen können, die sich jetzt jedoch in eine mordlüsterne Bestie verwandelt hatte und sogar das Blut der Katzen trinken wollte.
    Und sie bewegte sich sogar wie eine Katze. Zwar setzte sie nach jedem Schritt die Füße auf, aber es war kein Laut zu hören. Sie schien über den Boden zu schweben.
    Rick Morelli hörte sich selbst laut atmen. Er konnte nicht begreifen, was hier ablief.
    Er schaffte es nicht, seine Blicke von Julies rechter Hand zu lösen. Beim Gehen schwang sie leicht hin und her.
    Das Fächermesser, das sie in der Hand hielt, war ausgefahren. So waren auch die leichten Blitze zu sehen, die bei fast jeder Bewegung entstanden.
    Sie gab sich lässig, denn sie wollte zu den versammelten Katzen ein Vertrauen aufbauen, und das schaffte sie nur, wenn sie die Tiere lockte.
    »Kommt her, ihr Süßen – kommt zu mir. Wir sind uns so gleich, auch wenn es nicht so aussieht. Ich liebe euch. Ja, ich liebe euch alle, denn ich bin wie ihr …«
    Die Katzen bewegten sich nicht, ihre Ohren hatten sie hochgestellt. Sie lauschten. Sie hörten die Stimme. Sie vernahmen das Säuseln, das einem Locken glich, aber sie verstanden keine Worte.
    Julie Price hielt an. Noch einmal warf sie einen Blick in die Runde. Um ihre Lippen zuckte es. Dass man sie beobachtete, störte sie nicht, und plötzlich schnalzte sie mit der Zunge.
    Es war ein Laut, den auch Rick Morelli mitbekam. Er hatte bisher alles beobachtet und nichts getan. Er wollte aber etwas sagen. Dafür musste er über seinen eigenen Schatten springen. Er hätte auch das Gehege betreten können, doch das traute er sich nicht, und so blieb er vor dem Gitter stehen und fand endlich den Mut, seine Kollegin anzusprechen.
    »He, Julie, was tust du? Was ist los? Komm zurück. Was hast du mit den Katzen vor?«
    Sie hatte ihn gehört, und sie drehte den Kopf so, dass sie Rick anschauen konnte.
    Er hatte Mühe, dem Blick nicht auszuweichen. In diesem

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