1718 - Mysteriöse Waren
frühere Luftverschmutzung und Abfallbelastung wurden durch entsprechende Regelungen völlig vermieden. Rigorose Kontrollen und Hygiene-Einrichtungen verhinderten das erneute Einschleppen fremdartiger Makround Mikrolebewesen.
Die Fabriken und Wohnanlagen waren tief in die Felsen verlegt worden. Neunzig Prozent des Planeten wirkten somit auf den Besucher so unberührt wie vor zweihundert Jahren auf gurradsche Forscher.
Fast wie ein Paradies aus Fels und Einsamkeit...
*
Die IRA ROGABERG erreichte das Shannaen-System am Morgen des 14. April.
Dilja Mowak funkte die Raumkontrolle Hirtells an und bat um Landeerlaubnis. Sie wurde anstaltslos erteilt.
Doch dann kam die große Enttäuschung.
Als die Hanse-Spezialistin sich wie beiläufig nach einem Schiff der Bekassu erkundigte, das am 14. April auf Hirtell landen wollte, erhielt sie zur Auskunft, daß das Antennenschiff schon am Vortag dagewesen sei und den Planeten inzwischen wieder verlassen habe.
Es hatte pflanzliche und tierische Rohstoffe zur Herstellung teurer Kosmetika ausgeladen und dafür positronische Funktionselemente für einen Werftplaneten der Bekassu an Bord genommen. Von anderer Ware oder gar undurchsichtigen Geschäften war der Raumkontrolle nichts bekannt.
Nach der besonderen Ware, die sie suchte, wollte Dilja logischerweise nicht fragen. Sie mußte damit rechnen, daß die Hintermänner der Fledermausähnlichen Informanten in der Raumkontrolle besaßen.
Die Hanse-Spezialistin nahm die Landeerlaubnis trotzdem wahr. Das Schiff senkte sich mit Hilfe seiner Antigravprojektoren in den Landeschacht des Raumhafens Llorga auf dem gleichnamigen Felseneiland. Die Gravojet-Triebwerke durften auf Hirtell nicht benutzt werden.
Die gesamte Besatzung der Hauptzentrale saß vor den Schirmen der Rundumbeobachtung und musterte die Umgebung des Raumhafens.
Shannaen hing als hellrote Scheibe im Zenit und strahlte unbarmherzig auf die nackte, trockene Oberfläche des zweiten Planeten.
Es war windstill. Deshalb war die Atmosphäre klar und rein; der Blick konnte ungetrübt über das Felseneiland Llorga und das angrenzende ausgetrocknete Meeresbecken schweifen.
Über dem gelben Sand der Wüste und dem bläulichen Granitgestein des Bergsockels flimmerte die erhitzte Luft. Doch kein Wölkchen trübte den Himmel, kein Vogel segelte mit der Thermik, und keine noch so unscheinbare Pflanze klammerte sich an Fels oder Sand.
Als die IRA ROGABERG tiefer sank, wurde das Blickfeld eingeengt.
Bald sahen die Frauen und Männer in der Zentrale nur noch die Wandung der mit Betonplastik ausgekleideten Schachtröhre, durch die das Schiff glitt.
Bis es dicht über dem Schachtgrund von den Verankerungsfeldern des Hangars fixiert wurde.
Dilja Mowak beantragte einen Landgang für sich und drei ihrer Leute.
Diesmal wählte sie außer Mooram Grujic die plophosische Technikerin Huary Aksund und die alte Springerin namens Gulby aus, die sie von Mantoll mitgenommen hatte.
Die Alte war immer noch klapperdürr. Aber die gute Bordverpflegung, die sie genoß, hatte ihren vorher schlaffen Bauch anschwellen lassen.
Außerdem hielt sie sich immer sauber, trug ordentliche Kleidung und war gegen alle möglichen Krankheiten geimpft worden.
Gulby ähnelte allerdings immer noch mehr einer Vogelscheuche als einer Springerin. Dennoch sah Dilja sie als wichtigste Teilnehmerin der geplanten Exkursion an. Wenn jemand herausfinden konnte, ob die Bekassu ihre mysteriöse Ware auf Hirtell verkauft hatten, dann sie, die im Milieu nicht so schnell Argwohn erregte.
Das hoffte die Oxtornerin wenigstens.
Ihr Plan wäre kurz darauf beinahe gescheitert: Nach dem Verlassen der IRA ROGABERG mußten die Landgänger sich entkleiden und einer intensiven’ Desinfektion unterziehen, während der ihre Kleidung gereinigt und mit speziellen Mitteln behandelt wurde.
Die Springerin schrie und tobte. Fast wäre sie Amok gelaufen. Dann endlich war die peinliche Prozedur beendet. Die Landgänger durften die subplanetarische Stadt betreten.
Dilja Mowak griff der Springerin unter den Arm und führte sie. Dabei sprach sie abwechselnd beruhigend und aufmunternd auf sie ein. Schon während des Fluges von Mantoll nach Hirtell hatte sie ihr klargemacht, was sie von ihr erwartete.
Nach dem Negativerlebnis der Desinfektion mußte die Motivation der Frau neu aufgebaut werden. Das gelang der Hanse-Spezialistin erst, nachdem sie versprochen hatte, ihr einen langjährigen Wunsch zu erfüllen und ihr einen SERUN zu besorgen,
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