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1720 - Kommandant der Abruse

Titel: 1720 - Kommandant der Abruse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dann. „Myles, ich war nie ein besonders geselliger oder extrovertierter Typ. Und ich habe zuviel durchgemacht, um es auslöschen zu können, verstehst du? Zuerst... das Gesicht. Dann im Körper. Die Schmerzen, die Verzweiflung.
    Das Grauen meiner Freunde, wenn sie mich ansehen mußten. Das macht dich sensibel, aber es zwingt dich, die Dinge nüchtern zu betrachten.
    Dadurch wirke ich heute vielleicht zwiespältig. Ich habe gelernt zu lachen, denn ich wollte mein Leben wieder... lebenswert machen. Ich habe trotzdem oft darüber nachgedacht, meinen Zellaktivator zurückzugeben."
    „Du auch?" flüsterte Myles. „Und weshalb hast du es nicht getan?"
    Alaska lächelte leicht. „Es mag paranoid klingen, aber ich lebe gern. In den Jahrhunderten, in denen ich Zeit hatte zu gesunden und ein neues Leben zu beginnen, habe ich gelernt, das Leben zu lieben. Jetzt will ich lernen, es auch zu genießen." Er legte eine Hand auf Kantors Schulter, den er mit zwei Metern Körperlänge ein gutes Stück überragte.
    „Wir haben beide etwas Ähnliches durchgemacht, und ich weiß, was dich bewegt und manchmal quält. Es ist... nicht leicht, wieder ein normaler Mensch zu sein. Abgesehen von der Unsterblichkeit, meine ich. Man ist so daran gewöhnt, einen Sonderstatus zu haben, mit allen Vorteilen und Nachteilen, daß nun, da es keine Unterschiede mehr gibt, ein Teil der Persönlichkeit verlorengegangen ist."
    „Das meine ich", sagte Myles leise. „Deshalb beschäftigt mich Cryzz so sehr, da ich mir einbilde, daß es ihm... irgendwie ähnlich ergehen muß, nach all dem, was ihm widerfahren ist. Ich meine, er ist jetzt in dem Zustand, der uns zu Außenseitern machte."
    „Wir haben unsere Persönlichkeit verloren, als wir verkrüppelt wurden, und wir haben eine neue aufgebaut. Nun, da wir endlich gesund sind, haben wir diese Persönlichkeit verloren. Wir haben ein zweites Mal eine Identitätskrise durchlebt." Alaska hob den Kopf und schaute versonnen zur Decke. „Man kann sich in der Tragik und in den Schmerzen verlieren, ja, man lernt es sogar zu genießen", fuhr er fort. „Eine Art von Masochismus, nicht wahr?"
    Er kehrte aus der Ferne zurück und sah Myles an. „Aber das ist vorbei.
    Ich möchte dir einen Rat geben, Myles. All das, was dir widerfahren ist, hat sich unauslöschlich eingebrannt. Du mußt jetzt lernen, dich dem Leben zu stellen; es nimmt keine Rücksicht auf dich. Früher stellten sich solche Probleme nicht, da du dich hinter deiner Behinderung verstecken konntest.
    Und es ist... leicht und bequem, sich dahinter zu verstecken. Aber das darfst du nicht! Du darfst dich nicht mehr an deine Krücken klammern.
    Wirf sie weg! Dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn du das nächste Mal Cryzz als Monstrum bezeichnest."
    Alaska Saedelaere nickte zu Cryzz hinüber. „Nach all dem, was wir bisher herausgefunden haben, ist die Bezeichnung wirklich nicht falsch, man darf ihr nur nicht diese negative Wertung geben. Cryzz ist monströs und faszinierend, wie sein Meister, die Abruse."
     
    *
     
    Reginald Bull sah auf, als Dao-Lin-H’ay zu ihm in die Kommandozentrale kam.
    „Gibt es irgend etwas Neues?" fragte sie.
    „Nicht allzuviel", entgegnete er. „Der Flug verläuft bisher störungsfrei.
    Bei kurzen Orientierungen im Normalraum sind wir keinen Schneeflocken begegnet. Fast unheimlich, möchte man meinen."
    „Ich verstehe auch nicht, daß überhaupt keine Reaktion auf die Zerstörung des Diamanten erfolgte. Vielleicht bemerken wir es auch einfach nicht."
    „Wie meinst du das?"
    Die Kartanin fuhr sich über die schmale Stirnmähne und strich sie glatt.
    Selbst diese einfache Bewegung war voller Anmut, weil sie langsam und mit Bedacht ausgeführt wurde.
    „Ich habe nicht viel Hoffnung, daß wir weiterkommen werden", gestand sie. „Gucky und ich, wir haben heute versucht, Cryzz’ Bewußtsein zu sondieren, ohne ihn zu direkt zu berühren. Es war eher der Versuch, etwas aufzufangen. Aber da ist einfach nichts. Und ich denke mir, das könnte die Abruse auch sein - nichts. Vielleicht haben wir sie mit Cryzz sogar an Bord gebracht, als eine Art Auge."
    „Mila und Nadja hatten seinerzeit nach der Havarie der CADRION das Gefühl, daß die Abruse sie durchleuchtete. Allerdings waren wir der Ansicht, daß dies nicht aus Neugier oder Kommunikationsversuch geschah, sondern um festzustellen, wer ein gefährlicher Feind sein könnte." Bull lehnte sich zurück und verschränkte die Arme im Nacken.
    „Ich

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